
Recyclinganlagen - auch im Bereich der Gebrauchtmaschinenhändler (Bild: Alex – stock.adobe.com)
Durch den Vorteil der direkten Verfügbarkeit steigt auch die Nachfrage nach wiederaufbereiteten Recyclinganlagen – und das weltweit. Auf diesen Bereich spezialisiert hat sich auch der in St. Marien, Österreich, ansässige Gebrauchtmaschinenhändler Umac. Als Teil der Erema Gruppe ist das Unternehmen seit 2016 am Markt. Der PLASTVERARBEITER sprach mit Markus Stölnberger, Managing Director Umac.

PLASTVERARBEITER: Herr Stölnberger, Sie sind im Januar vergangenen Jahres vom bisherigen Standort Wartberg St. Barbara Steiermark nach St. Marien umgesiedelt. Was waren die Beweggründe? Oder anders gefragt: Hat sich die Nachfrage am Markt derart dynamisch entwickelt, dass ein Umzug in größere Räumlichkeiten notwendig wurde?
Markus Stölnberger: Umac war bis vor wenigen Monaten in der Steiermark angesiedelt. Dort hatte bereits unser Schwesterunternehmen 3S einen Standort und da bot es sich an, ein in der Nähe verfügbares Gelände zu nutzen. Auf einer Produktionsfläche von 1.500 m² und einer Lagerfläche von 500 m² haben wir es dort die vergangenen 5 Jahre geschafft, all unsere Kundenprojekte logistisch abzuwickeln. Aufgrund der starken Nachfrage und zusätzlicher Betätigungsfelder wurde der Standort aber zu klein. Der Erwerb eines Firmenareals durch unsere Muttergesellschaft, die Erema Group, in St. Marien in Oberösterreich, bot dann die ideale Gelegenheit für uns, uns in unmittelbarer Nähe zur Unternehmenszentrale niederzulassen und zu vergrößern.
PLASTVERARBEITER: In welchen Ländern ist die Nachfrage nach gebrauchten Recyclinganlagen besonders hoch? Und welche Technologien stehen hoch im Kurs?
Stölnberger: Wir bekommen Anfragen aus allen Teilen der Welt. Anfangs lag unser Fokus auf Europa, aber sehr rasch bekamen wir auch Anfragen aus anderen Regionen. Der Grund dafür ist, dass wir auf Kundenbedürfnisse abgestimmte Maschinen liefern. Die sind mittlerweile auch bei Kunden in Nigeria, Kenia, Indien, Mexiko oder in den USA in Betrieb. Das zeigt, dass das Bewusstsein für einen nachhaltigen Umgang mit Kunststoff überall wächst. Vielerorts wurden auch bereits gesetzliche Regelungen dafür geschaffen.
PLASTVERARBEITER: Können Sie den Bedarf am Markt aktuell abdecken?
Stölnberger: Derzeit übersteigt die Nachfrage unser Angebot. Das liegt auch daran, dass weniger ältere Gebrauchtmaschinen auf den Markt kommen, weil die Betreiber wegen der hohen Nachfrage an Regranulat alle verfügbaren Produktionskapazitäten so lange wie möglich voll auslasten.
Kunststoffrecycling: Der große Überblick

Sie wollen alles zum Thema Kunststoffrecycling wissen? Klar ist, Nachhaltigkeit hört nicht beim eigentlichen Produkt auf: Es gilt Produkte entsprechend ihrer Materialausprägung wiederzuverwerten und Kreisläufe zu schließen. Doch welche Verfahren beim Recycling von Kunststoffen sind überhaupt im Einsatz? Gibt es Grenzen bei der Wiederverwertung? Und was ist eigentlich Down- und Upcycling? Alles was man dazu wissen sollte, erfahren Sie hier.
PLASTVERARBEITER: Bereiten Sie auch Fabrikate anderer Hersteller wieder auf und nehmen Sie bei Ersatzinvestitionen des Recyclers die alten Anlagen zurück?
Stölnberger: Ja, etwa bei Neuerwerb eines Erema Recyclingsystems nehmen wir von diesem Kunden Gebrauchtmaschinen von anderen Herstellern zurück. Da können wir Synergieeffekte innerhalb unseres Unternehmensverbundes sehr gut nutzen.
PLASTVERARBEITER: Der Anteil an Biopolymeren im Recyclingstrom nimmt zu. Erfüllen die aufbereiteten Anlagen die Anforderungen für das Recycling dieser Werkstoffklasse?
Stölnberger: Biobasierte Kunststoffe sind genauso recyclingfähig wie petrochemische Kunststoffe und daher auch in unseren Anlagen verarbeitbar. Gewisse Standardadaptierungen für den jeweiligen Kunden sind immer möglich, sodass auch eine gebrauchte Maschine höchste Regranulat-Qualität produziert.

PLASTVERARBEITER: Inwiefern profitiert die Erema-Gruppe davon, auch auf dem Gebrauchtmaschinenmarkt tätig zu sein?
Stölnberger: Wie bereits erwähnt, erzielen wir dadurch Synergieeffekte innerhalb unserer Firmengruppe. Wir bereiten gebrauchte Maschinen so auf, dass sie bei einem anderen Kunden wieder voll einsatzfähig sind, womit wir auch dem Reuse-Gedanken Rechnung tragen. Unser Kunde profitiert von einem Sorglospaket, welches bei der Rückkaufbewertung der alten Anlage beginnt und bei der Inbetriebnahme der neuen Anlage endet. Und das nahezu ohne Stehzeit, denn die Anlage, die wir zurücknehmen, kann bis knapp vor Eintreffen der neuen Maschine produzieren. In der Regel wird die alte Maschine erst ein bis zwei Tage bevor die neue eintrifft abgebaut und dann sofort mit der Installation und Inbetriebnahme der Neuanlage begonnen. So können Stehzeiten für den Kunden sehr kurz und effizient gehalten werden.
PLASTVERARBEITER: Wie hat sich der Umsatz seit dem Marktstart 2016 entwickelt?
Stölnberger: Wir sind seit fast sechs Jahren am Markt und konnten unseren Umsatz in dieser Zeit stetig steigern. Durch den Umzug nach St. Marien, wo wir nun deutlich mehr Produktionsfläche zur Verfügung haben, sind wir für weiteres Wachstum bestens gerüstet.
PLASTVERARBEITER: Können zurückgenommene Anlagen an den technologischen und sicherheitstechnischen Stand einer Neuanlage angepasst werden oder gibt es hier Grenzen?
Stölnberger: Grundsätzlich ist eine Adaptierung der Anlagen möglich. Im Detail ist das natürlich abhängig davon, wofür die gebrauchte Maschine beim neuen Betreiber eingesetzt werden soll.
PLASTVERARBEITER: Welchen Einfluss hat die derzeit angespannte Lage an den Beschaffungsmärkten auf die Verfügbarkeit von Neuanlagen? Spüren Sie bei Umac diesbezüglich einen stärkeren Zulauf bei Gebrauchtmaschinen?
Stölnberger: Die angespannte Lage an den Beschaffungsmärkten spürt auch unsere Branche und wir bemerken, dass dadurch die Nachfrage speziell nach kurzfristig verfügbaren Systemen steigt. Wir hatten schon Anfragen von Großrecyclingbetrieben, die sich im Falle einer rascheren Verfügbarkeit für eine gebrauchte Anlage statt einer Neuanlage entscheiden.

PLASTVERARBEITER: Spielt beim Kauf von Gebrauchtmaschinen deren geringerer CO2-Fußabdruck eine Rolle?
Stölnberger: Im Vordergrund der Kaufentscheidung, egal ob gebrauchte Anlage oder Neuanschaffung, stehen sicherlich eine wirtschaftliche Gesamtbetrachtung der Anschaffung und die Qualität des recycelten Granulats. Kunststoffrecycling an sich ist Teil der Lösung für die Herausforderungen, welche der Klimawandel mit sich bringt. Da muss man für eine seriöse Bewertung aber den CO2-Fußabdruck über den gesamten Produkt-Lebenszyklus hinweg betrachten und nicht einzelne Prozessschritte für sich. Die Wiederverwendung von Gebrauchtanlagen kann diese Bilanz verbessern.
PLASTVERARBEITER: Wie wird sich der Recyclingmarkt aus Sicht der Erema-Gruppe bis 2030 entwickeln und welche Perspektiven ergeben sich dabei für den Gebrauchtmaschinenmarkt?
Stölnberger: Die Erema Gruppe wird ihren Wachstumskurs fortsetzen. In den vergangenen Jahren wurde in die Modernisierung und Erweiterung der Standorte sowie in die Verdichtung des Servicenetzwerkes für Kunden investiert, um für die steigende Nachfrage gut gerüstet zu sein und die Bedürfnisse der Kunden bestmöglich erfüllen zu können. Dasselbe Ziel verfolgen wir bei Umac. Auch am Gebrauchtmaschinenmarkt liegt der Fokus für uns weiterhin bei der Erschließung neuer Märkte, Länder und Kunden. Wir blicken sehr zuversichtlich in die Zukunft.
Quelle zu Umac
Bildergalerie: Das zweite Leben einer PET-Flasche

Das Petrochemieunternehmen Sabic hat ein neues Kunstharz entwickelt, dessen Ausgangsmaterial aus dem Meer eingesammelte PET-Flaschen sind. Mittels chemischem Verfahren werden daraus neue PBT-Harze. Das neue Material ergänzt das Portfolio an chemisch recycelten LNP Elcrin IQ-Materialien, die zur Kreislaufwirtschaft beitragen sollen und gleichzeitig als potenzieller Ersatz für PBT-Neukunststoffe dienen. Angewandt werden soll das upcycelte Polymer beispielsweise in der Unterhaltungselektronik, wie etwa bei Lüftergehäusen in Computern und Autositzen, sowie für elektrische Steckverbinder und Gehäuse. (Bild: ktsdesign - fotolia.com)

Als erster Reifenhersteller führt Continental recyceltes Polyestergarn in die Serienproduktion von Pkw-Reifen ein. Das Garn wird mit einem neuen Verfahren aus PET-Kunststoffflaschen gewonnen. Der Werkstoff wird im ersten Schritt in ausgewählten Dimensionen von Sommerreifen sowie in Ganzjahresreifen eingesetzt. So wird das herkömmlich verwendete Polyester in der Karkasse der Reifen vollständig ersetzt. Bei einem Satz Standard-Pkw Reifen kommen rund 40 recycelte PET-Flaschen zum Einsatz. Der Reifenhersteller hatte die eigens entwickelte Contire.Tex-Technologie im September 2021 erstmals vorgestellt. Mit ihr kommt Polyestergarn zum Einsatz, das ohne jegliche chemische Zwischenschritte aus gebrauchten PET-Flaschen gewonnen wird, die nicht anderweitig wiederverwertet werden. (Bild: Continental)

In der vierten Generation des Audi A3 setzt der Automobilhersteller Audi erstmals auf Sitzbezüge aus Sekundärrohstoffen. Bis zu 89 % des verwendeten Textils bestehen dem Hersteller zufolge aus recycelten PET-Flaschen, die zu Garn verarbeitet werden. Die Stoffe sollen dabei sowohl optisch als auch haptisch die gleichen Qualitätsstandards wie klassische Textilbezüge gewährleisten. Insgesamt werden pro Sitzanlage bis zu 45 PET-Flaschen à 1,5 Liter verwertet. Hinzu kommen weitere 62 PET-Flaschen, die für den Teppich im Fahrzeug recycelt wurden. Auch weitere Komponenten des Interieurs bestehen vermehrt aus Sekundärrohstoffen, so zum Beispiel Dämmstoffe und Dämpfungsbauteile, die Seitenverkleidung des Kofferraums, der Ladeboden und die Einlegematten. Die Sitzbezüge sind jedoch noch nicht voll und ganz aus recyclingfähigem Material gefertigt (Bild: Audi)

Die Fristads Green High Visibility-Kollektion wird aus Bio-Baumwolle und Polyester aus recycelten PET-Flaschen hergestellt. Sie besteht aus einer breiten Palette von Kleidungsstücken, die es Berufstätigen in den Bereichen Straßenbau, Bauwesen, Transport und Logistik ermöglichen, sich von Kopf bis Fuß in hoch sichtbarer Kleidung mit geringerer Umweltbelastung zu kleiden - ohne dabei Kompromisse bei Sicherheit und Qualität einzugehen. Mit nachhaltigem 4-Wege-Stretch und Rippstrick-Einsätzen an der Taille bieten diese Kleidungsstücke viel Komfort bei geringerer Umweltbelastung als normale Warnschutzkleidung. (Bild: Fristads)

Bei der Aquis Date Upcycle handelt es sich um eine Version einer bereits erhältlichen Taucheruhr von Oris mit einem farbenfrohen Zifferblatt aus rezyklierten PET-Kunststoff, der aus aus dem Meer gesammelten PET-Flaschen stammt. Jede Uhr der Sonderedition ist ein Unikat, da das Recylingverfahren zufällige Muster erzeugt und darum keine zwei Zifferblätter gleich sind. (Bild: Oris)

Gemeinsam mit Amut hat Erema die erste Extrusionsanlage für lebensmitteltaugliche PET-Folien in Albany, Neuseeland, für Alto Plastic Packaging in Betrieb genommen. Zum Einsatz kommt hier Eremas Vacurema PET-Recyclingtechnologie, kombiniert mit der Amut Inline Sheet Produktionstechnologie. Die Schmelze kommt direkt von der Vacurema 1716 T Basic ohne den Umweg über die Granulierung in die Amut-Anlage. Das Post-Consumer-PET-Material wird or der Extrusion im Vakuumreaktor der Erema-Anlage dekontaminiert und vorgetrocknet, bei einem Durchsatz von bis zu 1.500 kg pro Stunde. Nach der Hochleistungsfiltration durch einen Erema SW-RTF Rückspülfilter und eine Online-IV-Messung gelangt die Schmelze direkt in die Inline Sheet Anlage von Amut. Dort wird sie zu einschichtigen rPET-Tiefziehfolien von 0,15 bis 1,2 mm Dicke verarbeitet. Die Folien sind nicht nur 100 % lebensmittelkonform, sie erfüllen auch die Vorschriften der FDA für Lebensmitteltauglichkeit. Die rPET-Tiefziehfolien werden dann zu Schalen und Lebensmittelbehältern weiterverarbeitet. (Bild: Erema)

Der Türkische Garnproduzent Korteks mit Sitz in Bursa stellt seit Mai 2021 auf einer Starlinger Recyclinganlage Polyesterfilamentgarne aus Recyclingmaterial her. Die Anlage hat eine Produktionskapazität von 7.200 t/a und verarbeitet sauberen Produktionsabfall des Garnherstellers und gewaschene Post-Consumer PET-Flaschenflakes im Verhältnis 1:1. Die hergestellten Garne werden in vielen Bereichen eingesetzt, zum Beispiel für Heimtextilien, Bekleidung, Textilien für den Kraftfahrzeugbereich oder für Gartenmöbel. (Bild: Korteks)

Der Taschen- und Zubehörhersteller Dicota, Schweiz, treibt die Umstellung seiner Produkte auf ein nachhaltiges, umweltfreundliches Herstellen voran. Auch die Notebooktaschen, Sleeves und Rucksäcke der Base-Kollektion werden jetzt als Eco Base aus recycelten Kunststoffflaschen gefertigt. Dabei finden je nach Produkt bis zu 19 PET-Flaschen ein zweites Leben. (Bild: Dicota)

Bereits zum zweiten Mal brachte Kaufland im März 2021 eine exklusive nachhaltige Sportkollektion aus recyceltem Polyester auf den Markt. Die Produkte entstehen aus gebrauchten PET-Flaschen, Fischernetzen und Kunststoffabfällen und sind komplett nach dem Global Recycling Standard (GRS) zertifiziert. (Bild: Kaufland)

Ein Team von mehr als 150 Mitarbeitern arbeitet daran, nachhaltige Lösungen für Lego Produkte zu finden. In den letzten drei Jahren haben Materialwissenschaftler und Ingenieure über 250 Variationen von PET-Materialien und hunderte anderer Kunststoffformulierungen getestet. Das Ergebnis ist ein Prototyp, der mehrere ihrer Qualitäts-, Sicherheits- und Spielanforderungen erfüllt – einschließlich der Kupplungsleistung. (Bild: Lego)
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