junge Männer in schwarzen T-Shirts haben sich zum Gruppenfoto aufgestellt

Team „Smarte Bratwurst“ der Technologietage 2024 (Bild: Redaktion)

Das Projekt „Smarte Bratwurst“ wurde 2015 ins Leben gerufen. Bei dem Automatisierungsprojekt bringen sich die Auszubildenden verschiedener technischer Berufe wie Elektroniker, Informatikstudenten, Industriemechaniker und Mechatroniker ein. Die smarte Bratwurst wurde erstmals 2016 serviert, war seitdem zum festen Bestandteil der Hausmesse geworden, jedoch während der Corona-Pandemie ins Stocken geraten. „Die Azubis, die bereits Erfahrung mit der Anlage gesammelt hatten, haben zwischenzeitlich ausgelernt, und wir blickten mit gemischten Gefühlen auf die Projektfortführung für die Technologietage 2024“, berichtet Pierre Huissel, Ausbilder bei Arburg. „Doch das aktuelle erste Lehrjahr hat sich selbstbewusst das Projekt zu eigen und die Anlage zu ihrer Anlage gemacht!“

Wie ist die Anlage aufgebaut?

Die Anlage besteht nahezu ausschließlich aus Komponenten, die zur Spritzgießfertigung benötigt werden. Als Erstes werden die Würstchen in einem Wasserbad vorgewärmt und in einem optimierten Granulattrockner warmgehalten. Hat der Gast an der Bestellplattform durch Einlesen seines Besucherausweises die Bestellung aufgegeben und das Topping – Senf, Ketchup, einfach, doppelt oder ohne – an der Steuerung ausgewählt, so beginnt der Prozess. Die Wurst wird, derzeit noch manuell, von einem Auszubildenden in ein speziell entwickeltes Schiffchen gelegt. Die Größe und Form des Schiffchens wurden von den Auszubildenden auf den Takt der Anlage ausgelegt. Dieses durchläuft den Spritzgießzylinder mit 3 Temperaturzonen – 400, 350 und 340 °C – um die Wurst zu ‚grillen‘. In der Zwischenzeit legt ein Standalone-Integralpicker einen Pappteller auf das Förderband. Verlässt die Bratwurst den Zylinder, so wird sie von einem inhouse additiv gefertigten Greifer gepackt und diagonal auf den rechteckigen Teller gelegt. An der nächsten Station werden dann automatisch die zuvor gewählte Menge Senf oder Ketchup auf die eine Ecke des Tellers dosiert. Beim Verlassen der Automationszelle wird das noch manuell aufgeschnittene Brötchen auf der anderen Tellerecke platziert. Anschließend erhält der Kunde seine smarte Bratwurst von einem Azubi überreicht.

Über die ALS-App kann jeder Projektbeteiligte die aktuellen Kennwerte am Smartphone abrufen.
Über die ALS-App kann jeder Projektbeteiligte die aktuellen Kennwerte am Smartphone abrufen. (Bild: Arburg)

Die Anlage arbeitet mit einem Arburg-Leitrechnersystem (ALS), über das die Person an der Bratwurstausgabe die Prozessparameter und die „Produktion“ im Blick hat. Über die Steuerung werden die Materialbedarfe wie ‚Ist noch ausreichend Senf vorhanden?‘ kalkuliert, die Zykluszeit überwacht oder auch die produzierte Menge angezeigt. „Über die ALS-App am Handy können wir Ausbilder verfolgen, ob die Anlage gut läuft und wie viele Würste ausgegeben wurden“, so Michael Vieth, Ausbildungsleiter. „Die Auszubildenden betreiben die Anlage in Eigenverantwortung jedoch mit dem Wissen, dass wir jederzeit erreichbar sind, um sie im Bedarfsfall zu unterstützen.“

Wie geht es weiter?

„Das Projekt lebt, das heißt, es wird immer weiterentwickelt“, erläutert Huissel. „Beispielsweise war in diesem Jahr die automatisierte Senf- und Ketchupdosierung neu. Hier waren Fragen zu klären, wie ‚Wie viel Ketchup kann mit einem Hub dosiert werden?‘, ‚Ist die dosierte Menge für die Größe der Wurst ausreichend?‘. Als diese Punkte für die Azubis stimmig waren und die Dosierung in die Anlage integriert, fanden zwei Testessen statt. Die jeweils 50 Kolleginnen und Kollegen beurteilten die dosierte Menge ebenfalls und gaben Feedback zu der Temperatur der Wurst. Je nach Urteil der Testesser wurde nochmals nachgebessert.“

Das nächste große Ziel ist, auch Currywurst anbieten zu können. Das gestaltet sich jedoch konstruktiv als herausfordernd, da die Wurst von der Horizontalen in die Vertikale gebracht werden muss, um an den Schneider übergeben werden zu können. Aktuell ist zudem eine Klappachse für Roboter keine Standardbaugruppe, aber die Entwicklung läuft.

Bei Arburg werden beispielsweise auch Arbeiten von externen, in der Ausbildung befindlichen Technikern durchgeführt. Die letzte Arbeit beschäftigte sich damit, die im Wasser schwimmenden Würste mit einem Sechs-Achs-Roboter zu greifen, zu entnehmen und in das Schiffchen zu legen. Bei dieser komplexen Aufgabe kommt künstliche Intelligenz (KI) ins Spiel, denn anhand eines 3D-Scans der im Wasser schwimmenden Würste muss entschieden werden, wo die Wurst schwimmt, die am besten zu greifen ist, ohne eine weitere Wurst zu beschädigen.

Interessant ist auch, dass sich beim Warten auf ihr Essen die Gäste Gedanken zu und über die Anlage machen. So bot in diesem Jahr ein Gast an, seine Idee zum automatischen Aufschneiden der Brötchen zu diskutieren. Somit bleibt abzuwarten, um welche Neuerung das Projekt „Smarte Bratwurst“ 2025 erweitert sein wird.

Sie möchten gerne weiterlesen?