junge Frau vor einer grünen Spritzgießmaschine

Annika Müller hat an der DHBW in Horb Maschinenbau mit Schwerpunkt Kunststofftechnik studiert und den Abschluss Bachelor of Engineering (B. Eng.) gemacht. (Bild: Arburg)

Nach mehreren Schulpraktika in großen Unternehmen in der Region Nordschwarzwald war klar, dass ein Duales Studium in einem technischen Beruf goldrichtig für mich ist. Meine Wahl fiel auf die DHBW in Horb und den Spritzgießmaschinenhersteller Arburg in Loßburg. Von 2011 bis 2014 absolvierte ich dort den Studiengang Maschinenbau mit Schwerpunkt Kunststofftechnik und habe ihn mit einem Bachelor of Engineering (B. Eng.) abgeschlossen. Besonders gefallen hat mir, dass sich das theoretische Wissen gleich verknüpfen und in die Praxis umsetzen lässt.

Während des Studiums wurde mir klar, wie unglaublich vielseitig Kunststoff verwendet werden kann. Von Zahnbürste und Schnuller über Spielzeug und Tupperdose bis zum Head-up-Display im Pkw und Insulin-Pens begleiten Spritzgießprodukte unseren Alltag. Wir müssen nur alle begreifen, dass Kunststoff kein Müll ist, sondern ein Wertstoff, der gesammelt und möglichst in den Kreislauf zurückgehört. Und auch dazu bin ich mit erfolgreichen Initiativen, Projekten und Technologien in Kontakt gekommen.

Für meinen weiteren Berufsweg hatte ich die Wahl, in die Bereiche Schulung, anwendungstechnische Entwicklung oder Beratung zu gehen. Heute schnuppere ich als 33-jährige Ingenieurin immer noch jeden Tag sehr gerne Kunststoffluft und arbeite mit Begeisterung in der anwendungstechnischen Beratung. Das ist genau mein Ding! Denn jeden Tag kann ich meinen Erfahrungsschatz erweitern, technisches Verständnis anwenden und mich mit Kollegen und Kunststoffverarbeitern austauschen. Immer mit dem Ziel, die jeweils optimale und effizienteste Lösung für die Herstellung eines bestimmten Kunststoffteils zu finden.

Das ist der springende Punkt, der mich für meinen Beruf in der Kunststofftechnik anspornt: Jeden Tag kommen neue Aufgaben und Herausforderungen auf mich zu. Keine Anfrage gleicht der anderen. Ich muss mich mit Fehlerbildern an Kunststoffbauteilen genauso auskennen wie in den verschiedenen Verarbeitungs­verfahren und in der Maschinentechnik und habe dabei viel mit anderen Menschen zu tun. Etwa bei den Schnittstellen zu Kunden, unseren weltweiten Niederlassungen und hier in Loßburg zum Beispiel mit den Kollegen aus der Technik und Entwicklung. Das macht meinen Job enorm vielseitig.

Eine meiner spannendsten Aufgaben war, für die Weltleitmesse K 2022 die vollautomatisierte Anwendung „Werkzeugkoffer“ mit zu konzipieren. Dazu haben wir eine anspruchsvolle Turnkey-Anlage rund um einen hybriden Allrounder 1120 H mit 6.500 kN Schließkraft realisiert. In dem Koffer, der uns auf der Messe buchstäblich aus den Händen gerissen wurde, steckt unglaublich viel Know-how: Das Give-Away hat das typische Arburg-Design, in ihm stecken beispielsweise Rezyklat, umspritzte 3D-Designfolien und ein heißgeprägter Arburg-Schriftzug. Und die Handhabung erfolgt vollautomatisch mit mehreren linearen und Sechs-Achs-Robotern. Richtig High-tech eben.

Meine aktuellste Event-Beteiligung war auf den Arburg Technologie-Tagen im März 2024, zu denen jedes Jahr tausende geladene Kunden aus aller Welt kommen. Hier habe ich eine innovative Anwendung zum Thema In-Mould-Decoration (IMD) betreut. Wir haben einen „Wallbox“-Demonstrator produziert, der mit der Folientechnik des renommierten Partners Leonhard Kurz veredelt und dann in einer nachgelagerten Laserzelle individualisiert wurde.

Solche Anwendungen zeigen, welches Potenzial in dem vielseitigen Material steckt. Man kann damit zum Beispiel Metall ersetzen, Material sparen, Funktionen integrieren und Leichtbau anwenden. Im 3D-Druck übrigens genauso wie im Spritzgießen. Ich kann nur jede und jeden mit technischem Interesse ermutigen, sich im Rahmen eines Studiums mit Kunststoff zu beschäftigen. Das Wichtigste sind Motivation und Neugier, das Wissen kommt dann von ganz allein. Ich bin überzeugt, dass man mit diesem Wertstoff in Kombination mit innovativer Maschinentechnik und modernen Verfahren noch viel bewegen, sinnstiftende Anwendungen umsetzen und zukunftsfähige Geschäftsmodelle erschließen kann.

Sie möchten gerne weiterlesen?