Blaues Kunststoffgranulat

Kunststoffrezyklat ist ein wichtiger Baustein für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft. (Bild: digitalstock - Fotolia)

Inhaltsangabe des Artikels:

  • Was heißt PIR und PCR bei Kunststoffrezyklat?
  • Welche Nomenklatur hat Kunststoffrezyklat?
  • Wie wird Kunststoffrezyklat hergestellt?
  • Wie verfügbar ist Kunststoffrezyklat in Deutschland?
  • Gibt es bei Kunststoffrezyklat Qualitätsunterschiede?
  • Wie viel Energie spart die Herstellung von Kunststoffrezyklat verglichen mit Primärkunststoff?
  • Die Pläne der EU für Kunststoffrezyklat

Wenn das Wort Rezyklat auftaucht, ist in den meisten Fällen die Rede vom Kunststoffrezyklat. Andere Materialien wie Glas oder Papier lassen sich zwar auch recyceln, aber auch wenn sie als Sekundärrohstoff eingesetzt werden, wird dafür selten der Begriff Rezyklat benutzt. Dieser Artikel befasst sich ausschließlich mit Kunststoffrezyklat, weshalb dieses von nun an einfach als Rezyklat bezeichnet wird. Wenn Sie sich dafür interessieren, wie Verbundwerkstoffe wie Getränkekartons recycelt werden – schauen Sie doch bei unserem Partnerportal neue verpackung vorbei. Aber zurück zum Rezyklat. Es ist also Kunststoff, der bereits mindestens einmal durch den Materialkreislauf geführt wurde. Dabei ist Rezyklat nicht gleich Rezyklat. Es kann in verschiedene Qualitäten eingeteilt werden und der verwendete Kunststoff kann aus verschiedenen Quellen stammen.

Was heißt PIR und PCR bei Kunststoffrezyklat?

Damit aus Primärkunststoff Rezyklat werden kann, muss zunächst eine Quelle dafür existieren, der Rohstoff für das Rezyklat muss irgendwoher kommen. Bei der Quelle wird hauptsächlich zwischen Post-Industrial-Rezyklat (PIR) und Post-Consumer-Rezyklat (PCR) unterschieden. PIR ist überschüssiger Kunststoff, der in der Herstellung angefallen ist und noch nie die Außenwelt gesehen hat. PCR hingegen hat als fertiges Produkt eine Fabrik verlassen, wurde von einer Verbraucherin gekauft und anschließend über den gelben Sack oder die gelbe Tonne ordnungsgemäß entsorgt.

Kunststoffrecycling: Der große Überblick

Mann mit Kreislaufsymbol auf dem T-Shirt
(Bild: Bits and Splits - stock.adobe.com)

Sie wollen alles zum Thema Kunststoffrecycling wissen? Klar ist, Nachhaltigkeit hört nicht beim eigentlichen Produkt auf: Es gilt Produkte entsprechend ihrer Materialausprägung wiederzuverwerten und Kreisläufe zu schließen. Doch welche Verfahren beim Recycling von Kunststoffen sind überhaupt im Einsatz? Gibt es Grenzen bei der Wiederverwertung? Und was ist eigentlich Down- und Upcycling? Alles was man dazu wissen sollte, erfahren Sie hier.

Welche Nomenklatur hat Kunststoffrezyklat?

Damit ein Kunststoff, der schon einmal einen Recyclingprozess durchlebt hat, sich in seiner Benennung vom Primärkunststoff unterscheidet, wird meistens der Buchstabe R dem Materialnamen vorangestellt. Also rPET, rPP, rHDPE, rLDPE und so weiter. Das R steht in diesem Fall für recycelt und wird häufig klein geschrieben.

Wie wird Kunststoffrezyklat hergestellt?

Gebrauchter Kunststoff muss zunächst sortenrein aufgeteilt werden. Dann wird der Altkunststoff verpresst, zerkleinert oder beides hintereinander. Außerdem muss er gewaschen und mögliche Störstoffe wie Fremdkunststoffe oder andere Fremdmaterialien entfernt werden. Der weitere Vorgang ist von der Sorte und der späteren Anwendung abhängig. Dafür kann es nötig sein, aus dem Altkunststoff Regranulat herzustellen, was anschließend mittels Extrusionsblasen, Extrudieren, Spritzgießen oder Umformen zu neuen Produkten verarbeitet wird. In manchen Fällen ist der Schritt des Regranulierens nicht notwendig. Altkunststoff kann unter anderem durch chemisches, mechanisches und lösemittelbasiertes Recycling zu Rezyklat aufbereitet werden, mehr dazu erfahren Sie hier:

Wie verfügbar ist Kunststoffrezyklat in Deutschland?

Nach Angaben des Statistischen Bundesamts fielen 2019 in Deutschland 5,5 Mio. t Verpackungsmüll an. Davon wurden etwas mehr als 5 Mio. t stofflich verwertet, was einer Recyclingquote von 92 % entspricht. In diesem Verpackungsmüll ist jedoch nicht nur Kunststoff enthalten, sondern auch Verbundwerkstoffe oder Weißblech, also alles was im gelben Sack oder der gelben Tonne landet. Für die Verarbeitungsmengen von Kunststoff in Deutschland gibt der Fachverband für Kunststoffrecycling für 2019 an, dass insgesamt 14,2 Mio. t Kunststoff verarbeitet wurden, wovon 1,9 Mio. t Rezyklat waren. Das entspricht einem Anteil von 13,7 %. Rezyklat steht also schon in größeren Mengen in Deutschland zur Verfügung, problematisch ist jedoch häufig die Qualität. Damit aus Kunststoffabfällen sortenreines Rezyklat mit bekannten Eigenschaften gewonnen werden kann, ist es unabdingbar eine gute Abfallsortieranlage einzusetzen, damit es nicht zum Downcycling kommt.

Was sind Down- und Upcycling?

Bepflanzte Plastikflaschen in vertikalem Garten
Aus alten Plastikflaschen kann in einem Upcyclingprojekt ein hängender Garten entstehen. (Bild: 88studio - stock.adobe.com)

Es ist nicht einheitlich definiert wo Downcycling beginnt. Da Kunststoff nicht vollständig recycelt werden kann, gibt es in den meisten Recyclingprozessen Verluste, beispielsweise auch in dem gut funktionierenden Kreislauf von PET-Flaschen – es kommen nicht 100 % des Flaschenmaterials, das in den Prozess hineingeht, wieder hinaus. Manche Quellen definieren diese Materialverluste während des Recyclings bereits als Downcycling. Andere Quellen sprechen erst von Downcycling, wenn das recycelte Material in einem Produkt eingesetzt wird, dass als minderwertiger eingestuft wird, als jenes in dem der Kunststoff als Primärmaterial verwendet wurde. Häufig ist das Produkt außerdem nach dem Downcycling am Ende seines Lebenszyklus und kann kein weiteres Mal recycelt werden. Ein Beispiel hierfür wäre Kleidung, die geschreddert und zu Putzlappen verarbeitet wird, die Putzlappen können jedoch kein weiteres Mal recycelt werden.

Upcycling hingegen ist, wenn ein vermeintliches Abfallprodukt zu etwas höherwertigem recycelt wird. Dazu gehört beispielsweise, als Do-it-yourself-Projekt leere Weißblechdosen zu Pflanztöpfen umzufunktionieren aber auch Umhängetaschen und Portemonnaies aus Kunststoffabfällen, wie es sie häufig in Weltläden zu kaufen gibt.

Eine weitere Hürde kann es sein, ein Qualitätszertifikat für die Abnehmer zur Verfügung zu stellen. Denn die wenigsten von ihnen wollen die sprichwörtliche Katze im Sack kaufen, sondern wissen für welche Anwendungen das gekaufte Material sich eignet.

Gibt es bei Kunststoffrezyklat Qualitätsunterschiede?

Die kurze Antwort auf die Frage, ob es bei Rezyklat Qualitätsunterschiede gibt, ist: ja. Die lange wäre: ja, aber bisher ist es noch schwierig, die verschiedenen Qualitäten einheitlich einzustufen und kenntlich zu machen. Eine der Normen, die Abhilfe schaffen soll, ist die DIN SPEC 91446 „Klassifizierung von Kunststoff-Rezyklaten durch Datenqualitätslevel für die Verwendung und den (internetbasierten) Handel“. Die Initiative wurde 2020 von Cirplus und dem Deutschen Institut für Normung gegründet und hat ein Verfahren entwickelt, das Rezyklate in vier definierte unterschiedlich umfangreiche Datenqualitätsstufen einteilt. Wie genau das funktioniert, können Sie in diesem Beitrag nachlesen. Und hier finden Sie einen Übersichtsbeitrag, welche weiteren Normen es im Zusammenhang mit Kunststoffrezyklat und -recycling gibt. Rezyklat in definierte Qualitäten einzuteilen, ist wichtig, um Abnehmern einen Anreiz zu geben, Rezyklate zu kaufen und zu verwenden. Häufig ist Rezyklat teurer, als der entsprechende Primärkunststoff, weshalb der Beweggrund recyceltes Material zu nutzen meistens der ist, den ökologischen Fußabdruck zu verringern oder festgelegte Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. In Großbritannien ist die Regierung vor kurzem sogar so weit gegangen, auf alle Kunststoffverpackungen, die zu weniger als 30 % aus Rezyklat bestehen, eine Steuer zu erheben.

Kunststoff-Granulat
Rezyklat kommt in verschiedenen Farben und Qualitäten daher. (Bild: LinieLux - Fotolia)

Wie viel Energie spart die Herstellung von Kunststoffrezyklat verglichen mit Primärkunststoff?

Weil die meisten Menschen in Umweltfragen harte Fakten mögen, wollen wir in diesem letzten Abschnitt beziffern, wie hoch genau die ökologische Einsparung von Rezyklat ist. Kunststoff zu recyceln hat einen geringeren CO2-Fußabdruck, als ihn durch Primärproduktion herzustellen. Zu dieser Erkenntnis kam eine schwedische Studie. Pro Kilogramm Plastik können 0,8 kg CO2-Äquivalent eingespart werden, wenn Recycling anstelle der Primärproduktion stattfindet. Das liegt daran, dass die Förderung, der Transport und die Raffinerie von Erdöl viel Energie verbrauchen und zusätzlich bei Ölbohrungen Methan frei wird, welches klimaschädlicher als CO2 ist. Alle diese Schritte sind beim Kunststoffrecycling nicht mehr notwendig, weshalb Rezyklat eine bessere Klimabilanz als Primärkunststoff hat.

Die Pläne der EU für Kunststoffrezyklat

Die Circular Plastic Alliance (CPA) oder auf Deutsch die Allianz für die Kunststoff-Kreislaufwirtschaft will bis 2025 das in der europäischen Strategie für Kunststoffe festgelegte Ziel erreichen, mindestens 10 Mio. t recycelte Kunststoffe in neuen Produkten auf den EU-Markt zu bringen. Die CPA wurde 2018 von der europäischen Kommission ins Leben gerufen. Aktuell gehören 311 öffentliche und private Akteure der europäischen Kunststoff-Wertschöpfungskette zur Initiative, darunter viele bekannte Namen wie Henkel, Mars oder Borealis. Das Ziel für mehr Kunststoffrezyklat im Kreislauf ist also gesteckt, jetzt müssen die Akteure dieses bloß noch erreichen.

Und wer noch nicht genug hat, kann sich bei der neuen verpackung über das Thema nachhaltige Verpackungen informieren, bei denen auch unter anderem Rezyklat zum Einsatz kommt:

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