Portrait von Mann mit grauen Locken, weißem Hemd und rosafarbener Krawatte

Dr. Eckard Jantzen – Managing Director, Galab Laboratories, Hamburg (Bild: Galab Laboratories)

Was macht die Analyse von PFAS in der Praxis herausfordernd?

Dr. Eckard Jantzen: Die Analyse von PFAS (per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen) in der Praxis kann aus mehreren Gründen sehr herausfordernd sein:

  • Vielfalt der PFAS-Verbindungen: Es gibt tausende von verschiedenen PFAS-Verbindungen mit unterschiedlichen chemischen Strukturen. Dies macht die Identifizierung und Analyse von spezifischen PFAS-Verbindungen komplex:
    • Niedrige Konzentrationen: PFAS-Verbindungen sind in der Regel in sehr geringen Konzentrationen in Umweltproben, Lebensmitteln und biologischen Geweben vorhanden. Die Nachweisgrenzen der Analysengeräte müssen sehr niedrig sein, um diese Spuren zu erfassen,
    • Matrixeffekte: Die Proben, in denen PFAS analysiert werden, können komplexe Matrixen sein, die die Analyse erschweren können. Zum Beispiel können Lebensmittelproben Fette, Proteine und andere Bestandteile enthalten, die die Analyse stören können.
    • Chemische Stabilität: Einige PFAS-Verbindungen sind chemisch stabil und können in Proben lange Zeit erhalten bleiben, während andere leicht abgebaut werden können. Dies erfordert eine sorgfältige Probenahme und Lagerung.
  • Analysemethoden: Es sind spezielle Analysemethoden erforderlich, um PFAS zu identifizieren und zu quantifizieren. Dazu gehören Methoden wie Flüssigchromatographie (LC) und Massenspektrometrie (MS).
  • Referenzmaterialien: Es kann schwierig sein, geeignete Referenzmaterialien für die Kalibrierung und Validierung der Analysemethoden zu finden, da nicht alle PFAS-Verbindungen kommerziell erhältlich sind.
  • Gesetzliche Vorschriften: Die Anforderungen an die Analyse von PFAS können je nach Land und Vorschriften variieren, was zusätzliche Herausforderungen für Labors und Forscher darstellen kann.

Insgesamt erfordert die Analyse von PFAS eine enge Zusammenarbeit zwischen Analytikern, Forschern und Regulierungsbehörden, um die Herausforderungen zu bewältigen und genaue Ergebnisse zu gewährleisten, insbesondere aufgrund der weit verbreiteten Sorge über die Umweltauswirkungen und die Gesundheitsrisiken von PFAS-Verbindungen.

PFAScon 2024 in Lüdenscheid erleben

PFAS-Verbot: Fachtagung PFAScon 2024 in Lüdenscheid
(Bild: Dalle 3 / OpenAI)

Am 14. März 2024 öffnet das Kunststoff-Institut Lüdenscheid seine Türen für einen Fokustag rund um das Thema der per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen (PFAS) und der aktuellen Situation in Bezug auf den ECHA-Beschränkungsvorschlag. Die PFAScon 2024 wird als neues interaktives Format vor Ort in Lüdenscheid stattfinden aber auch in eingeschränktem Umfang online angeboten. Die Veranstaltung thematisiert die aktuelle Situation und verspricht eine facettenreiche Auseinandersetzung mit den Auswirkungen des möglichen Verbots auf die Kunststoffproduktion und beteiligte Wirtschaftszweige. Der PLASTVERARBEITER ist hierbei Medienpartner.

Informationen, wie das ausführliche Rahmenprogramm der Veranstaltung, sowie die Möglichkeit zur Anmeldung, finden Sie hier.

Sind kleine und mittelständische Unternehmen überhaupt in der Lage, die „drohenden“ PFAS-Regularien umzusetzen?

Jantzen: Es ist richtig, dass die Regelungen und Vorschriften im Zusammenhang mit PFAS oft sehr komplex und unübersichtlich sein können. Dies liegt zum Teil daran, dass PFAS eine breite Palette von Chemikalien umfasst, die in verschiedenen Anwendungen und Branchen Verwendung finden, und dass die Vorschriften je nach Land, Region und
Anwendungsbereich variieren können. Hier sind einige Gründe, warum es unübersichtlich sein kann: Insgesamt ist es in der Tat eine komplexe Angelegenheit, die geltenden PFAS-Vorschriften zu verstehen und einzuhalten, aber durch eine gründliche Recherche und Zusammenarbeit mit den relevanten Stellen können Unternehmen den Weg zur Einhaltung der Vorschriften finden.

Das PFAS-Verbot würde mehr als 10.000 Substanzen betreffen. Doch wie viele davon sind erwiesenermaßen gesundheitsgefährdend?

Jantzen: Es ist schwierig, eine genaue Anzahl der PFAS-Verbindungen festzustellen, die erwiesenermaßen gesundheitsgefährdend sind, da die wissenschaftliche Forschung zu diesem Thema weiterhin im Gange ist und neue Erkenntnisse laufend gewonnen werden. Es gibt jedoch Beweise dafür, dass einige PFAS-Verbindungen gesundheitliche Bedenken hervorrufen können. Zu den bekanntesten und am besten erforschten PFAS-Verbindungen gehören PFOA (Perfluoroktansäure) und PFOS (Perfluoroktansulfonsäure). Diese beiden Verbindungen wurden als persistent, bioakkumulierend und potenziell gesundheitsschädlich eingestuft. Studien haben gezeigt, dass sie in Verbindung mit Gesundheitsproblemen wie Krebs, Lebererkrankungen, Immunsystemstörungen und Fortpflanzungsproblemen stehen könnten.

Es gibt auch Hinweise darauf, dass viele andere PFAS-Verbindungen ähnliche Eigenschaften wie PFOA und PFOS aufweisen könnten und daher potenziell gesundheitsgefährdend sein könnten. Daher zielen einige PFAS-Regularien und -Verbote darauf ab, eine breite Palette von PFAS-Verbindungen zu erfassen, um potenzielle Gesundheitsrisiken zu minimieren. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die genaue Toxizität und die gesundheitlichen Auswirkungen von vielen PFAS-Verbindungen weiterhin Gegenstand von Forschung und Studien sind. Die wissenschaftliche Gemeinschaft und Regulierungsbehörden setzen sich aktiv mit diesem Thema auseinander, um genauere Informationen über die Risiken und die Sicherheit von PFAS zu erhalten. Daher kann sich die Liste der als gesundheitsgefährdend eingestuften PFAS-Verbindungen im Laufe der Zeit ändern, wenn neue Erkenntnisse vorliegen.

Was Sie über PFAS wissen müssen

Übersichtsgrafik zu PFAS.
Wissenswertes zu PFAS finden Sie in unserem Übersichtsartikel. (Bild: Francesco Scatena – Stock.adobe.com)

Fluorpolymere und weitere fluorhaltige Substanzen sollen verboten werden. Eine ihrer herausragenden Eigenschaften – die Beständigkeit – könnte ihr Verbot bedeuten. Für Sie haben wir das Thema PFAS aus verschiedenen Blickwinkeln während der Widerspruchsfrist beleuchtet und halten Sie künftig zu PFAS-Alternativen auf dem Laufenden. Alles, was Sie zum Thema wissen sollten, erfahren Sie hier.

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