Podium mit sechs Referenten - dahinter ein großer Monitor - davor Publikum.

Der bereits zum zweiten Mal ausgerichtete High-Level-Empfang bot die Plattform für einen intensiven Austausch zu den aktuellen Herausforderungen der Kunststoffindustrie. (Bild: Kunststoffland NRW)

Der High-Level-Empfang des Kunststofflands NRW stand in diesem Jahr im Zeichen geopolitischer Krisen. Fernab der immer noch volatilen Lieferketten kämpft die Kunststoffindustrie aktuell zusätzlich mit den Folgen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine respektive der daraus resultierenden Energiekrise. Und so bot sich am Vorabend der K 2022 in der Turbinenhalle der Stadtwerke Düsseldorf für Vertreter der Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft die Möglichkeit, miteinander in den Dialog zu treten. Prominentester Gast des Abends war dabei unweigerlich der live zugeschaltete Vizekanzler und Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, Dr. Robert Habeck.

Energiekrise allgegenwärtig

Eröffnet hatte den Abend Ines Oud, Vorsitzende des Vorstands Kunststoffland NRW, die gleich zu Beginn ihrer Rede die Bedeutung des Wertstoffs Kunststoffs unterstrich, insbesondere in den aktuell krisengeschüttelten Zeiten. Denn ohne Kunststoffe gehe nichts, so Oud, das würden Krisen überdeutlich zeigen. Bühnengast an diesem Abend war auch Dr. Markus Steilemann, VCI-Präsident und Covestro-Vorstandsvorsitzender. „Kunststoffe spielen eine essenzielle Rolle für die Lösung aktueller Krisen“, so Steilemann. Die Branche stehe vor großen Herausforderungen. Neben den aktuellen geopolitischen Verwerfungen bleibt auch weiterhin die Klimakrise im Fokus. Hier brauche es aber auch politische Rahmenbedingungen, um beispielsweise die Energiewende mit Leben zu füllen, wie Steilemann forderte. Er ging auch auf Recyclingtechnologien ein, die einen wichtigen Beitrag zum Erreichen der Klimaziele beitragen würden. Die Energiekrise sei aktuell aber für die Branche existenzbedrohend. Allein die chemische Industrie vereinnahmt in Deutschland gut 1/5 des Strom- und Gasverbrauchs. „Die Chemie stellt das Herz der Industrie in Deutschland dar“, erklärte der VCI-Präsident. Das Herz, so Steilemann, drohe jedoch aufzuhören zu schlagen. Er appellierte daran, gemeinsam ein Klima für die Transformation in der Branche zu schaffen.

„Starke Volkswirtschaft, die sich wehren kann“

Im Anschluss fand dann auch Dr. Robert Habeck Worte zur aktuellen Situation. Per Live-Schaltung auf dem Bildschirm sprach er über die Herausforderung der klimaneutralen Transformation der Branche und ging zugleich auf die Dekarbonisierung der Wirtschaft ein. Natürlich war auch hier die Energiekrise ein vordergründiges Thema, welches dann auch durch Publikumsfragen im Nachgang aufgegriffen wurde. „Wir sind ein starkes Land, wir sind eine starke Volkswirtschaft, die sich wehren kann, so der Vizekanzler. Die Aktionen Russlands seien unverantwortlich. Putin versuche mit seiner Energiepolitik das wirtschaftliche System in Europa zu destabilisieren. Russlands Angriff, erklärte Habeck, sei auch ein Angriff auf das Wirtschaftssystem und damit auch auf das Wertesystem Deutschlands. Die Industrie, die Wirtschaft, die Menschen und vor allem auch die Kunststoffindustrie als Kernstück des industriellen Kraftzentrums des Landes, gelte es mit allen Möglichkeiten zu unterstützen.

Monitor mit Dr. Robert Habeck.
Der Vizekanzler und Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, Dr. Robert Habeck, wurde in der Turbinenhalle in Düsseldorf live zugeschaltet. (Bild: Kunststoffland NRW)

Kreislaufwirtschaft wichtiger denn je

Unterstützung erfährt die Kunststoffindustrie auch auf europäischer Ebene, wie Dr. Florika Fink-Hooijer, Generaldirektorin Generaldirektion Umwelt der Europäischen Kommission, deutlich machte. Auch sie bekräftigte die historischen Herausforderungen für die kunststoffverarbeitende Wertschöpfung in Europa. Gemeinsam wolle man eine funktionierende und profitable Kreislaufwirtschaft mit allen Beteiligten schaffen. Dabei sei aber auch wichtig, die Abhängigkeit von fossilen Ausgangsstoffen zu reduzieren und die Abfallproblematik durch den Kunststoffeintrag in die Umwelt zu bekämpfen. Um das zu erreichen, braucht die Kunststoffindustrie einen planungssicheren Rahmen, aber auch enorme Investitionen, um diese Transformation anzugehen, wie Frau Fink-Hooijer bekräftigte. „Wir brauchen den Dialog, aber auch Regeln, damit wir die Wettbewerbsfähigkeit steigern“. Rahmenverordnungen wie eine neue Eco-Design-Richtlinie gehören dazu. Sie ging der Frage, „wie soll ein Produkt aussehen, damit es recycling-, reparaturfähig oder beispielsweise energieeffizient ausgelegt ist?“ nach. Doch auch an einer Verordnung für Verpackung und Verpackungsabfälle wird getüftelt. Bis 2030 sollen dann Verpackungen, die auf den Binnenmarkt gebracht werden, wiederverwendbar oder rezyklierbar sein. Fernab der bisherigen Erfolge, etwa bei der Reach-Verordnung, war Fink-Hooijer auch das Thema Mikroplastik wichtig. Die Problematik sei ein wichtiges Thema, das EU-weit angegangen werden muss. Im Hintergrund stelle man hierfür bereits die Weichen. Und auch biobasierte und biologisch abbaubare Kunststoffe rücken auf EU-Ebene in den Fokus. Die Generaldirektorin verwies auf derzeit noch offene Fragen: Was bedeutet eigentlich Bioplastik? Welche Produkte können unter welchen Bedingungen abgebaut werden? All dem müsse noch verstärkt nachgegangen werden. Eines, so Fink-Hooijer abschließend, sei jedoch klar: „Abfall ist nicht Abfall, es sind vielmehr Rohstoffe, die im Binnenmarkt gehalten werden und wiederverwendet werden sollen.“ Dafür müssen Rahmenbedingungen geschaffen werden.

„Raus aus Kunststoff“ keine Option

Als weitere prominente Sprecherin thematisierte Mona Neubaur, Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen, den gesellschaftlichen Umgang mit dem Thema Kunststoff. Die Antwort könne nicht „raus aus Kunststoff“ lauten, so Neubaur. Die wichtigsten Herausforderungen unserer Zeit seien auf den Werkstoff Kunststoff angewiesen. Sie wolle mit der Politik unterstützen und in Dialog treten, um beispielsweise auch die Kreislaufwirtschaft zu stärken. Ziel müsse es auch sein, ein Bewusstsein für die Wertigkeit und Bedeutung des Kunststoffs zu schaffen. Hier werde die Zukunft entscheidend mitgeprägt, auch hinsichtlich Klimaneutralität. „Die Kreislaufwirtschaft ist der Schlüssel, um ressourceneffizient zu arbeiten“, betonte die Ministerin. Kunststoffrecycling, wie etwa auch das chemische Recycling, seien wichtige Pfeiler, um Kohlenstoffkreisläufe schließen zu können. Die Politik habe sich, so Neubaur, auch hier auf die Fahne geschrieben, die Entwicklung nachhaltigerer Technologien zu unterstützen. Ziel sei es, die chemische- respektive Kunststoffindustrie global wettbewerbsfähig zu erhalten. In der anschließenden Podiumsdiskussion wurde der Brückenschlag zwischen aktuellen Krisen und Herausforderungen der Branche gesucht. Daran teil nahmen die Ministerin Neubaur, Dr. Florika Fink-Hooijer, Lauren Kjeldsen, Member oft he Executive Board, President Smart Materials, Evonik Operations, Jens Stadter, CEO Jokey Group sowie Michael Wiener, CEO Duales System Holding. Insbesondere die Kreislaufwirtschaft kristallisierte sich hier als zentraler Bestandteil zur Erreichung der Klimaschutzziele heraus.

Quelle: Kunststoffland NRW

Kunststoffrecycling: Der große Überblick

Mann mit Kreislaufsymbol auf dem T-Shirt
(Bild: Bits and Splits - stock.adobe.com)

Sie wollen alles zum Thema Kunststoffrecycling wissen? Klar ist, Nachhaltigkeit hört nicht beim eigentlichen Produkt auf: Es gilt Produkte entsprechend ihrer Materialausprägung wiederzuverwerten und Kreisläufe zu schließen. Doch welche Verfahren beim Recycling von Kunststoffen sind überhaupt im Einsatz? Gibt es Grenzen bei der Wiederverwertung? Und was ist eigentlich Down- und Upcycling? Alles was man dazu wissen sollte, erfahren Sie hier.

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