Messehalle mir Messestand und mehreren Personen.

Die Maschinen und Anlagen des Maschinenbauers sind für das Verarbeiten von Rezyklat ausgelegt. (Bild: Battenfeld Cincinnati)

Mann mir kurzen braunen Haaren, blauem Jackett und weißem Hemd.
Gerold Schley, CEO Battenfeld Cincinnati, gewährt Einblicke in die Verarbeitung von Rezyklat. (Bild: Battenfeld Cincinnati)

Herr Schley, wird der Einsatz von Kunststoffen langfristig eher steigen oder zurückgehen?
Gerold Schley: Es kommt immer auf den einzelnen Anwendungsbereich an. Im Verpackungsbereich wird es sicherlich eine Konsolidierung geben. Wir vermuten, dass der Trend dort zu Monomaterialverpackungen gehen wird. Darüber hinaus gehen wir davon aus, dass sich auch für Polypropylen ein geschlossener Stoffkreislauf etablieren wird, ähnlich dem schon funktionierenden bei PET. Das bedeutet, dass auf andere Kunststoffe, die heute noch in diesen Verpackungen sind, verzichtet wird. In anderen Industriebereichen wird es dagegen eher eine Steigerung beim Kunststoffeinsatz geben. Im Rohrbereich beispielsweise. Das wird dann zulasten anderer Materialien, wie Beton oder Kupfer gehen. Auch die Energiewende wird ohne viel Kunststoff nicht realisierbar sein. Und auch das Wassermanagement, das in den nächsten Jahren ein beherrschendes Thema sein wird, ist ohne Kunststoffe schwer vorstellbar. Man denke etwa an die Tröpfchenbewässerung. Die ist ohne Kunststoff nicht machbar.

Die Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe nimmt Fahrt auf. Wie reagiert Ihr Unternehmen auf diese Entwicklung?
Schley: Wir beschäftigen uns schon seit Jahren mit der Kreislaufwirtschaft, ebenso wie unsere Kunden. Wir haben verschiedene eigene Entwicklungsprojekte gestartet und umgesetzt. Das hat dazu geführt, dass wir unsere Maschinenkonzepte zum Teil komplett neuentwickelt haben, damit Kreislaufmaterial verarbeitet werden kann. Wir haben mittlerweile ein großes Angebot an Maschinen und Anlagen, die kreislauftauglich sind.

Welche Ihrer Kundengruppen beschäftigt sich denn besonders mit der Verwendung von Rezyklaten?
Schley: Ich kann nur über die Branchen sprechen, mit denen wir zusammenarbeiten. Da gibt es kaum jemanden, der sich nicht mit der Kreislaufwirtschaft beschäftigt. Egal welche Branche, egal welche Länder, nahezu alle unsere Kunden beschäftigen sich mit Rezyklatverarbeitung. Die Fragen häufen sich. Auch die Energieeinsparung ist ein riesiges Thema geworden. Das hat sich in der augenblicklichen Situation rasant steigender Strompreise noch einmal verstärkt.

Was bereitet Ihren Kunden hier die größten Probleme?
Schley: Es sind, glaube ich, drei große Probleme zu lösen. Zum einen ist nicht genug Recyclingware am Markt verfügbar. Darüber wird schon seit Jahren gesprochen, aber es ist nicht viel passiert. Es sollten endlich einmal die Kreislaufketten geschlossen werden, damit mehr Recyclingware zur Verfügung steht. Zum anderen ist die verfügbare Recyclingware viel teurer als Neuware. Dieser Kostennachteil verkleinert den Anreiz für die Verarbeiter, Rezyklate einzusetzen. Und schließlich gibt es nach wie vor Regularien, die einen vermehrten Einsatz von Rezyklaten sehr erschweren. Bei vielen Lebensmittelverpackungen ist der Einsatz von Rezyklaten bis auf den heutigen Tag noch verboten. Hier ist der Gesetzgeber gefordert. Er muss die nötigen Rahmenbedingungen schaffen, damit man hier auch Recyclingware einsetzen kann. Technologisch ist es heute durchaus schon machbar, für die Lebensmittelverpackungen mit Rezyklaten zu arbeiten, die am Ende die gleichen Anforderungen an Produktsicherheit, Hygiene und dergleichen erfüllen. Das Problem ist aber, dass man es nicht machen darf.

Folien horizontal glätten

Graue Maschine (Glättwerk).
Horizontal angeordnetes Glättwerk. (Bild: Battenfeld Cincinnati)

Das von Battenfeld Cincinnati vorgestellte horizontal angeordnete Glättwerk zum Herstellen beidseitig geglätteter Dünnfolien aus Polypropylen besitzt eine Leistung von bis zu 1.200 kg/h und Geschwindigkeiten bis 120 m/min. Es ist für einen Dickenbereich zwischen 200 µm und 2.000 µm ausgelegt. Um insbesondere die dünnen Folien sicher fahren zu können, ist es unbedingt erforderlich, die Position, an der die Schmelze auf die Walzen auftrifft, kontrollieren zu können. Des Weiteren ist die Größe des Knets in diesem Dickenbereich bedeutend. Gelöst wurde dies bei dieser speziellen Anlage dadurch, dass die Düse vertikal über dem Glättwerk angeordnet ist und die Glättwerksposition exakt verfahren werden kann. Die variable Einstellung kann an spezifischen Anforderungen angepasst werden. Darüber hinaus eignet sich das Glättwerk nicht nur für die Herstellung von 3-Schicht-Folien, sondern kann zum zusätzlichen Laminieren von funktionellen Folien genutzt werden. In diesem Fall wird die Laminierfolie direkt in den zweiten Walzenspalt eingeführt, mit der Oberfläche der noch heißen Hauptfolie verschweißt und die fertig laminierte Folie dann durch den langen Kontakt in der Vor- und Nachkalibrierung gleichmäßig abgekühlt. Somit ist der Glättprozess im ersten Spalt von dem Laminierprozess im zweiten Spalt abgekoppelt und es findet keine gegenseitige Beeinflussung statt. Durch das spezielle Walzendesign weisen die beidseitig geglätteten Folien sehr enge Dickentoleranzen auf und haben geringste Eigenspannungen sowie optimale Oberflächeneigenschaften.

Was bereitet Ihren Kunden hier die größten Probleme?
Schley: Es sind, glaube ich, drei große Probleme zu lösen. Zum einen ist nicht genug Recyclingware am Markt verfügbar. Darüber wird schon seit Jahren gesprochen, aber es ist nicht viel passiert. Es sollten endlich einmal die Kreislaufketten geschlossen werden, damit mehr Recyclingware zur Verfügung steht. Zum anderen ist die verfügbare Recyclingware viel teurer als Neuware. Dieser Kostennachteil verkleinert den Anreiz für die Verarbeiter, Rezyklate einzusetzen. Und schließlich gibt es nach wie vor Regularien, die einen vermehrten Einsatz von Rezyklaten sehr erschweren. Bei vielen Lebensmittelverpackungen ist der Einsatz von Rezyklaten bis auf den heutigen Tag noch verboten. Hier ist der Gesetzgeber gefordert. Er muss die nötigen Rahmenbedingungen schaffen, damit man hier auch Recyclingware einsetzen kann. Technologisch ist es heute durchaus schon machbar, für die Lebensmittelverpackungen mit Rezyklaten zu arbeiten, die am Ende die gleichen Anforderungen an Produktsicherheit, Hygiene und dergleichen erfüllen. Das Problem ist aber, dass man es nicht machen darf.

Inwieweit setzt Battenfeld-Cincinnati Digitalisierungslösungen ein?
Schley: Wir sind davon überzeugt, dass eine nachhaltige Produktion nur mit entsprechender Digitalisierung möglich ist. Wir haben deshalb schon auf der K 2016 unsere neue digitale Steuerung vorgestellt. Die haben wir kontinuierlich weiterentwickelt, damit wir Lösungen bereitstellen können, die den Anwendern bei der Bedienung der Anlage deutlich stärker unterstützen können. Was früher manuell eingegeben werden musste, das läuft heute digital ab. Der Fokus war und ist es, die Reproduzierbarkeit der Prozesse zu erhöhen und damit den Materialeinsatz zu reduzieren und auch die ganze Bedienung der Anlage intuitiver zu gestalten.

Kunststoffrecycling: Der große Überblick

Mann mit Kreislaufsymbol auf dem T-Shirt
(Bild: Bits and Splits - stock.adobe.com)

Sie wollen alles zum Thema Kunststoffrecycling wissen? Klar ist, Nachhaltigkeit hört nicht beim eigentlichen Produkt auf: Es gilt Produkte entsprechend ihrer Materialausprägung wiederzuverwerten und Kreisläufe zu schließen. Doch welche Verfahren beim Recycling von Kunststoffen sind überhaupt im Einsatz? Gibt es Grenzen bei der Wiederverwertung? Und was ist eigentlich Down- und Upcycling? Alles was man dazu wissen sollte, erfahren Sie hier.

Wie geht es denn mit der Kreislaufwirtschaft weiter?
Schley: Sie wird weiter anziehen. Aber die Werthaltigkeit des Kunststoffs muss von den Menschen verstanden werden. Vielleicht muss man dort auch mal einen Betrag hinterlegen. Bei der PET-Flasche kann man ja sehen, dass die Sammlung gelingt, wenn die leere Flasche einen Wert hat. Dann hat man auch eine große Rezyklatmenge und damit eine große Wiederverwendbarkeit. Kurzum: Die Kreislaufketten müssen einfach geschlossen werden. Wir reden immer viel, aber wirklich passieren tut dann wenig. Auch, weil es noch viel Verunsicherung bei den Verbrauchern gibt. Was geht in den gelben Sack und was nicht? Das ist heute noch von Landkreis zu Landkreis verschieden. Wenn wir alle noch bestehenden Hindernisse beseitigen und alle an einem Strang ziehen, dann denke ich schon, dass es mit der Etablierung einer Kreislaufwirtschaft recht schnell gehen wird. Uns bleibt auch gar nichts anderes übrig, wenn man die Umwelt betrachtet. Technologisch ist das alles machbar.

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