Menschen vor einer Spritzgießmaschine

"Spacer" aus 100 % meeresgebundenen Kunststoffabfällen fest im Griff: (v.l.) John Oldroyd Cheetham (Firmengründer Oldroyd), Linda A Celin (CEO Oldroyd), Rolf Kjønnerud (Krauss Maffei Agent Saxe) und Carl Kremer (Product Development/Operator Oldroyd) vor einer CX 160-750 Spritzgießmaschine. (Bild: Oldroyd)

Tunnelbau
Der Bau des Stockholm Forbifarten ist das derzeit weltweit größte Tunnelprojekt. Auch hier werden die Spacers von Oldroyd zu Tausenden verbaut. (Bild: Oldroyd)

In Skandinavien gehören Tunnel zum Alltag – man nutzt sie, um die vielen Fjorde zu umgehen. Hinter der eigentlichen Betonfassade befindet sich ein anspruchsvolles Membransystem. Es verhindert, dass durchs Erdreich eindringendes Wasser Schäden am Beton verursacht.

Der Familienbetrieb Oldroyd, im norwegischen Stathelle, hat sich im Bereich Regenabdichtungen spezialisiert. Ursprünglich in der Folienextrusion beheimatet, hat sich Gründer John Oldroyd Cheetham mit Hilfe von Krauss Maffei auch die Technologie des Spritzgießens erschlossen. So werden derzeit drei hydraulische CX 160-750 Spritzgießmaschinen mit einer Schließkraft von 1.600 kN betrieben. Darauf entstehen in etwa 15 s Zykluszeit sogenannte Spacer. Das sind gewölbte Artikel mit Gitterstruktur, die einen Abstand zwischen dem Gestein und der Membran schaffen. Sie wiegen etwa 150 g, wobei es um die 20 verschiedene Modelle gibt, deren Durchmesser und Höhe variieren.

Ein Tunnel mit Spacer auf der Oberfläche
Die Spacer, gewölbte Artikel mit Gitterstruktur, schaffen einen Abstand zwischen Gestein und Membran, so wie hier zum Beispiel in den Sandøya Tunnillen auf den Farör Inseln. (Bild: Oldroyd)

Für einen Tunnel allein werden 300.000 bis 400.000 dieser Spacer benötigt. Das Unternehmen verwendet bei deren Herstellung zu 100 % „Seaplastics“, das etwa hälftig aus PP und PE besteht. Die Überbleibsel von kaputten Fischernetzen und Kunststofftauen werden an Norwegens Küste von darauf spezialisierten Firmen gesammelt, zerkleinert, gewaschen und regranuliert.

Bei den wechselnden Materialzusammensetzungen und daraus folgenden Viskositätsschwankungen unterstützt die Maschinenfunktion APC Plus. Diese ermöglicht sehr konstante Schussgewichte, indem Umschaltpunkt und Nachdruckhöhe von Schuss zu Schuss anpasst werden.

Um die Kunststoffartikel wettbewerbsfähig produzieren zu können, sind die Maschinen mit LRX-Robotern von Krauss Maffei in Übergröße ausgerüstet. Durch ihre sehr lange vertikale Achse können diese große Mengen von gefertigten Artikeln aufstapeln – beginnend bei einer ebenerdigen Palette bis in eine Höhe von zwei Metern. Bei den Tunnel-Spacern umfasst dieses Volumen genau die Produktion eines (mannlos gefahrenen) Wochenendes.

Wo im Tunnelbau weitere Potenziale schlummern

Bald wird bei Oldroyd eine neue CX-Spritzgießmaschine mit Zweikomponenten-Ausstattung in Betrieb gehen. Der Grund ist hier die neueste Entwicklung von John Cheetham im Bereich des Tunnelbaus: eine 2K-Platte, genannt Road Star, die auf den Stahlstäben fixiert wird, welche die Betonwandung mit der Gesteinsschicht verbinden. Bislang bestehen diese Platten aus Metall und korrodieren entsprechend, weshalb es Wartung und nach etwa 50 Jahren einen Austausch braucht. Die Roadstars hingegen wurden in speziellen Alterungstests auf eine Lebensdauer von 120 Jahren veranschlagt. Allein dies spart eine Menge Ressourcen. Der Road Star wurde bereits in Anwendung getestet. Die integrierte TPE-Schicht wirkt abdichtend, während die andere Seite, bestehend aus PE, schlagfest ist.

Quelle: Krauss Maffei

Kunststoffrecycling: Der große Überblick

Mann mit Kreislaufsymbol auf dem T-Shirt
(Bild: Bits and Splits - stock.adobe.com)

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