Männer halten bedruckte Kunststofffolien in ihren Händen

Druckfarben können recyceltes Material verunreinigen. Dem will man entgegensteuern. (Bild: Siegwerk)

Siegwerk kooperiert mit dem Startup Wildplastic und der Technischen Universität Hamburg, um die Recyclingfähigkeit von Kunststoffabfällen zu verbessern. Mit dem sogenannten „Deinking“ konnten erste erfolgreiche Versuche durchgeführt werden.

Der Anbieter von Druckfarben und Lacken für Verpackungsanwendungen und Etiketten, Siegwerk, arbeitet zusammen mit der TU Hamburg und dem deutschen Startup Wildplastic die Potenziale von „Deinking“ in die Praxis umzusetzen. Das „Deinken“ von Verpackungen vor dem Regranulieren verhindert, dass Druckfarben die zu recycelnden Materialien verunreinigen und sorgt dafür, dass die Verpackungen im Recyclingstrom verbleiben. Die Partner führten Ende 2022 erste Versuche durch, die sehr erfolgreich verliefen.

Dieses Know-how bringen die Projektpartner mit ein

Das Startup Wildplastic hat sich zum Ziel gesetzt, die Umwelt von Plastikmüll zu befreien. In Zusammenarbeit mit Sammlergemeinschaften arbeitet das junge Unternehme weltweit daran, „wildes“ Plastik von Stränden, Mülldeponien und illegalen Müllhalden zu sammeln. Im Frühjahr 2019 begann Wildplastic mit dem Verkauf der ersten Mülltüte, die zu 100 % aus recyceltem Kunststoff besteht. Derzeit konzentriert sich das Unternehmen auf die Gewinnung von Polyethylen niedriger Dichte (LDPE), wie etwa Luftpolsterfolie oder bestimmte Lebensmittelverpackungen. LDPE kann noch nicht in großem Umfang recycelt werden, so dass der Anreiz zur Sammlung auf dem Markt noch begrenzt ist. Wildplastic möchte das ändern, indem es die Nachfrage nach dem Material erhöht und das Potenzial des LDPE-Recyclings nach dem Gebrauch aufzeigt.

Nach der Sammlung wird der Kunststoff zu einem Recyclingpartner transportiert, der ihn wäscht, schmilzt und zu Granulat verarbeitet. Dieses wird dann an einen Produktionspartner weitergeleitet und als Ersatz für neues LDPE-Material verwendet. Das Material wird dann wiederum zur Herstellung von Müllsäcken und Postsäcken verwendet. Ein breiteres Spektrum an Anwendungen wäre möglich, wenn die Materialien zuvor erfolgreich von Druckfarben befreit werden könnten.

Im Jahr 2021 starteten Wildplastic und das Institut für Circular Resource Engineering und Management (CREM) der TU-Hamburg ein kooperatives Forschungs- und Entwicklungsprojekt, um zu untersuchen, inwieweit die Qualität von LDPE-Rezyklaten aus Post-Consumer-Quellen verbessert werden kann. Evonik unterstützt dieses Projekt als Kooperationspartner. Das Projekt wird von der Hamburgischen Investitions- und Förderbank (IFB) finanziert.

„Vor etwa einem Jahr begannen wir zusammen mit Wildplastic, das Deinking von Post-Consumer-Kunststoffabfällen zu erforschen. Als technische Universität ist es für uns wichtig, relevante Forschung für reale Probleme zu betreiben. Aus unserem Projekt haben wir gelernt, dass eine erfolgreiche Kreislaufwirtschaft nur dann funktioniert, wenn alle beteiligten Akteure motiviert mitarbeiten. Als Druckfarbenhersteller kann Siegwerk in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle spielen, da es die Herstellerperspektive in die Lösungsfindung von Anfang an miteinbringt“, sagt Jinyang Guo vom Institut für Circular Resource Engineering and Management (CREM) der TU Hamburg.

Wie Siegwerk beim Deeinking unterstützt

Siegwerk unterstützt Wildplastic bei dieser Initiative, indem es die Deinking-Chemie und das Know-how zur Herstellung von sauberen Rezyklaten bereitstellt. Für ein erfolgreiches Deinking muss eine präzise Kombination aus der richtigen Druckfarbenchemie, dem richtigen Deinking-Reinigungsmittel und dem richtigen Verfahren angewendet werden. Druckfarben auf Verpackungen sind oft ein Hindernis für das Recycling, da sie sich während des Recyclingprozesses abbauen und die Rezyklate verunreinigen können. Dies führt zu unangenehmen Gerüchen oder unansehnlichen Farben. Selbst wenn die Druckfarben nicht vollständig entfernt werden, erhöhen sich die Möglichkeiten des Recyclings durch den Deinking-Prozess exponentiell.

„Wir haben die Zusammenarbeit mit Jinyang und der Universität vor etwa einem Jahr begonnen, da wir großes Interesse hatten, eine Lösung für die spezifischen Anforderungen an die Reinigung von sehr anspruchsvollen Post-Consumer-Kunststofffolien in einem Chargenbetrieb im kleinen Maßstab zu finden. Vom ersten Tag an haben wir sehr offen, lösungsorientiert und mit einer gemeinsamen Leidenschaft zusammengearbeitet. Es müssen nur die richtigen Leute zusammenkommen. Daher freuen wir uns sehr, dass wir unsere Ergebnisse mit dem Team von Siegwerk teilen und unsere Zusammenarbeit ausbauen können“, sagt Wildplastic-Mitbegründer Dieter Gottschalk.

Quelle: Siegwerk

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Mann mit Kreislaufsymbol auf dem T-Shirt
(Bild: Bits and Splits - stock.adobe.com)

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