Ein Mann kniet vor einer Stretchfolie auf einem Abwickelständer

Mit den biologisch abbaubaren Testfolien wurden Versuche an einer neu konzipierten Wickelmaschine der Firma Pamminger Verpackungstechnik in der Pilotfabrik der TU Wien durchgeführt. (Bild: Elisabeth Guggenberger/Fraunhofer Austria)

Für Palettentransport werden meist Stretchfolie aus erdölbasierten Kunststoffen eingesetzt. Gelangen diese Folien in die Umwelt, dauert es bis zu 400 Jahre, bis sie sich zersetzt haben, zudem entsteht dabei oft auch Mikroplastik. Ein Umstieg auf biobasierte, biologisch abbaubare Folien bietet eine Chance, die Nachhaltigkeit in der Logistik signifikant zu verbessern. Eine solche Folie zu entwickeln ist nun einem Forschungskonsortium im Rahmen des von der FFG geförderten Forschungsprojekts „EFFIE“ gelungen. Projektpartner waren Pamminger Verpackungstechnik, Montanuniversität Leoben, Technische Universität Wien und Lenzing Plastics, die Projektleitung hatte die Forschungsgesellschaft Fraunhofer Austria inne.

Die feinen Unterschiede beim Biokunststoff

Ein Großteil des in Europa jährlich produzierten Plastikmülls entfallen auf Verpackungen, inklusive Palettenverpackungen. Biobasierte Kunststoffe finden gegenwärtig kaum oder nur für spezielle Nischenprodukte Anwendung, zudem sind diese nicht automatisch auch biologisch abbaubar.

„Biobasiert und biologisch abbaubar sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Wird ein Kunststoff als Biokunststoff bezeichnet, so heißt das oft nur, dass zumindest einer seiner Bestandteile aus einem nachwachsenden Rohstoff besteht. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass dieser Kunststoff biologisch abbaubar ist, denn die Definition besagt, dass ein Biokunststoff entweder biobasiert oder biologisch abbaubar sein muss oder beide Eigenschaften aufweist. In vielen Fällen bleiben beim Abbau also Rückstände und es kann gefährliches Mikroplastik entstehen. Unser Ziel war es, einen Kunststoff zu entwickeln, der biologisch abbaubar ist und dennoch alle Anforderungen für einen Einsatz in der Logistik erfüllt“, erklärt Projektkoordinator Paul Schindler.

Menschen durchwühlen einen Abfallhaufen aus Bioabfall
Versuche der Montanuniversität Leoben zur biologischen Abbaubarkeit lieferten im Labor und im Großversuch bereits sehr gute Ergebnisse. (Bild: Montanuniversität Leoben)

Welcher Biokunststofftyp wird in der Folie eingesetzt?

Die nun von dem Forschungskonsortium vorgelegten Folien sind biobasiert, vollständig abbaubar und zersetzen sich beim Kompostieren innerhalb von wenigen Wochen rückstandslos. Dass die Folien die Anforderungen beim Palettentransport erfüllen können, stellte das Konsortium von Anfang an sicher. Der erste Schritt zu Projektbeginn lag im Erarbeiten eines genau dokumentierten Anforderungskatalogs an Stretchfolien im Verpackungsprozess. Dann wurden über 40 verschiedene in Frage kommende biobasierte Materialien recherchiert und auf die am besten geeigneten reduziert. Die aus den sieben favorisierten biologisch abbaubaren Granulaten hergestellten Folien wurden rigorosen Tests unterzogen. Die biobasierten Kunststoffe bestanden dabei nicht nur die praktischen Tests zur biologischen Abbaubarkeit, sie zeigten bessere mechanische Eigenschaften, beispielsweise eine höhere Bruchdehnung, als das etablierte Polyethylen. Zusätzlich testete ein Team der Technischen Universität Wien, ob biomimetische Strukturen die Eigenschaften verbessern und in Folge die benötigte Materialmenge reduzieren können. Die unstrukturierte Folie erwies sich aber als die bessere Variante.

Als gut biologisch abbaubarer erdölbasierter Kunststoff wurde Polybutyratadipat-Terephthalat, kurz PBAT, identifiziert. Schlussendlich konnte das Konsortium jedoch einen sowohl biobasierten als auch biologisch abbaubaren milchsäurebasierten Kunststoff aus Polylactid entwickeln.

Die Folie wurde im Rahmen des Forschungsprojekts prototypisch im Labormaßstab produziert. Nun hoffen die Forscherinnen und Forscher, dass es Herstellern gelingt, die Massenproduktion für die industrielle Anwendung zu ermöglichen.

Warum Warenpaletten nicht immer gleich umwickelt werden sollten

Dass beim Transport auch insgesamt weniger Folie verwendet werden muss als bisher, war ein weiteres Ziel der Forscher. Bisher werden Paletten in den meisten Fällen immer mit derselben Anzahl von Lagen umwickelt, unabhängig davon, was darauf gelagert ist. „Es hat überhaupt keinen Sinn, Paletten immer gleich zu umwickeln, egal ob sie mit schweren Konservendosen oder leichtem Toilettenpapier bestückt sind. Vielmehr sollte man angeben können, was die Eigenschaften der Palette sind und im Idealfall verwendet die Maschine dann nur so viel Folie wie nötig und platziert diese auch so, wie es am sinnvollsten ist“, erklärt Schindler. Das kann bedeuten, eine Palette beispielsweise im unteren Bereich, wo schwere Waren gestapelt sind, öfter zu umwickeln als im oberen Bereich, wo sich leichtere Waren befinden.

„Um das Konzept in der Praxis zur Anwendung zu bringen, müssten wir gemeinsam mit einem Interessenten die idealen Maschinenparameter erarbeiten“, so Schindler. Projektpartner Pamminger Verpackungstechnik hat dafür eine Maschine entwickelt, die durch Regelungstechnik in der Lage ist, sich an die Palettenbeladung anzupassen. Die Anwickelspannung an der Palette wird durch diese Neuentwicklung zuggeregelt, damit werden Spannungsspitzen an den Ecken vermieden. Kompressionsempfindliche Produkte können sicher verpackt werden, Folienzugschwankungen gehören der Vergangenheit an. Eine Anpassung auf die jeweiligen Kenndaten der biologisch abbaubaren Folien ist optimal möglich.

Quelle: Fraunhofer Austria

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(Bild: Bits and Splits - stock.adobe.com)

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