Taschenrechner. Der spezifische Product Carbon Footprint von Compounds wird immer wichtiger.

Der spezifische Product Carbon Footprint von Compounds wird immer wichtiger. (Bild: Yay Images – stock.adobe.com)

Um die beim Klimaschutz erzielten Fortschritte sichtbar zu machen, ist die CO2-Bilanz eines Kunststoffprodukts ein wichtiges Verkaufs- beziehungsweise Beschaffungskriterium geworden. In den Wertschöpfungsketten der Kunststoffindustrie sind es gerade Kunststoffhersteller und -verarbeiter, denen es als Zulieferer von ihren Kunden abverlangt wird, sogenannte Product Carbon Footprints (PCF) für ihre Produkte zu berechnen und entsprechende Kennzahlen auszuweisen. Auf diese Weise können OEMs belegen, dass sie die Ziele nationaler und internationaler Klimaschutzvorhaben sowie ihre eigenen ambitionierten Klimastrategien erfüllen.

Wie der PCF künftig intern berechnet werden kann

Screenshot: Mit dem PCF-Rechner kann der CO2-Fußabdruck eines Compounds schnell ermittelt werden.
Mit dem PCF-Rechner kann der CO2-Fußabdruck eines Compounds schnell ermittelt werden. (Bild: SKZ)

Angesichts der Vielzahl von Produkten und Produktvarianten im Portfolio eines Kunststoffverarbeiters stellt das Berechnen von einzelnen PCFs durch die Beauftragung oder Beschäftigung von Ökobilanzexperten ein zeit- und damit kostenintensives Unterfangen dar. Aus diesem Grund gewinnen automatisierte Verfahren zum Erstellen der Bilanzen enorm an Bedeutung. Sie sind eine skalierbare Lösung, die ein schnelles Berechnen der CO2-Bilanz eines Produkts ermöglicht. Auf die Anfrage nach PCFs für ihre Produkte können Unternehmen durch den Zugriff auf ein automatisiertes Berechnungsverfahren schnell und flexibel reagieren, indem der PCF unternehmensintern und ohne die Tätigkeit von Ökobilanzexperten erstellt wird. In Zusammenarbeit der Lehvoss Group und dem SKZ ist ein PCF-Rechner für Kunststoff-Compounds entstanden. Das System zum Ermitteln der CO2-Bilanz wurde speziell auf die Bedürfnisse des Materialentwicklers ausgerichtet. Datenein- und -ausgaben sind browserbasiert über entsprechende Benutzerkonten möglich. Die Kalkulationen des PCF-Rechners erfolgen in Anlehnung an die Normen für Ökobilanzen ISO 14040/44 und den Product Carbon Footprint ISO 14067.

Diese Punkte sind Teil des PCFs

Im Hintergrund des PCF-Rechners steht ein spezifisches Modell, das den Herstellungsprozess der Compounds abbildet. Dazu gehören neben dem zentralen Compoundierschritt auch vorgelagerte Prozesse wie die Rohstoffgewinnung und -aufbereitung oder die dem genutzten Energiemix zugrunde liegenden Methoden der Energiegewinnung. Auch die nachgelagerte Behandlung von anfallenden Wertstoffen und Abfällen wird entsprechend der Verwertungsart berücksichtigt. Die Benutzeroberfläche des PCF-Rechners bietet die Möglichkeit, per Dropdown-Menü oder direkter Eingabe die für die Bilanzierung notwendigen Informationen einzutragen. Die Menge des verwendeten Kunststoffs, der Energiebedarf, die Verpackungen, die Transportwege und die anfallende Abfallmenge sind einige wichtige Parameter. Insbesondere beim Verarbeiten von Rezyklaten werden zusätzliche Informationen wie deren Herkunft abgefragt, um die Bilanzierung korrekt durchführen zu können. Anhand der getätigten Eingaben wird anschließend auf Knopfdruck eine sogenannte Sachbilanz erstellt und anhand des hinterlegten Modells die Berechnungen zur Erstellung des PCFs durchgeführt. Der PCF-Rechner gibt anschließend eine Bestätigung über den CO2-Fußabdruck des bilanzierten Compounds aus. Anhand dieser Bestätigung ist es anschließend möglich, die mit der Herstellung des Kunststoff-Compounds verbunden Treibhausgasemissionen an Kunststoffverarbeiter oder andere interessierte Kreise zu kommunizieren. Die Methodik des PCF-Rechners liegt in einem Hintergrundbericht dokumentiert vor.

Welche Zusatzfunktionen möglich sind

Eine Zusatzfunktion des PCF-Rechners besteht in der Möglichkeit, zwei Varianten eines Compounds miteinander zu vergleichen. Dies ist insbesondere zur Identifikation von Einsparpotenzialen interessant. So kann beispielsweise ein Compound aus Neuware, einer Variante mit Rezyklatanteil gegenübergestellt werden. Andere Vergleiche, beispielsweise in Bezug auf die Auswirkungen durch das Verwenden von Ökostrom oder die Reduktion des Ausschusses sind ebenfalls möglich. Vor der Freischaltung des PCF-Rechners für die Nutzenden findet eine Einarbeitung durch Ökobilanzexperten statt. Eine Schulung, aber auch eine umfangreiche Dokumentation zum korrekten Vorgehen sind Teil der Einarbeitung. Ein weiterer wichtiger Bestandteil zum Sicherstellen der Qualität der erstellten PCFs stellen stichprobenartige Überprüfungen der Ergebnisse durch Ökobilanzexperten am SKZ dar. Diese können auf Wunsch auch auf eine 100 %-Kontrolle ausgeweitet werden. In Zukunft kann die Software weiter ergänzt oder auf andere Anwendungsfälle angepasst werden. Denkbar ist eine Erweiterung der Dateneingabe um eine Schnittstelle zu einem ERP-System. So kann auch das Einpflegen der Daten automatisiert und das Erstellen der PCFs weiter vereinfacht werden. Ein weiterer Ansatzpunkt für die Funktionsumfangserweiterung der Berechnungssoftware ist das Auswerten weiterer Umweltkategorien, wie zum Beispiel Primärenergiebedarf, Versauerungspotenzial oder die Ergebnisaufbereitung für Environmental Product Declarations (EPD).

Quelle: Lehvoss Group, SKZ

Kunststoffrecycling: Der große Überblick

Mann mit Kreislaufsymbol auf dem T-Shirt
(Bild: Bits and Splits - stock.adobe.com)

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