Von einer Hand fallen zerkleinerte Kunststoffschnipsel in einen Behälter

Das zerkleinerte Material ist bereit für die Aufbereitung. (Bild: Vecoplan)

Rund 50 Mitarbeiter sind bei GID am Hauptsitz in Kassel im Produktionswerk und im Werk für logistische Dienstleistungen sowie in Eschwege beschäftigt. In Eschwege werden aus Leichtkunststoffen wie expandiertem Polypropylen (EPP), Polyethylen (EPE) und Polystyrol (EPS) Rezyklate. Die verarbeiteten Wertstoffe fallen unter anderem als Verpackungsabfälle von Importwaren (Einwegverpackungen) als auch als End-of-Life-Verpackungen (Mehrwegverpackungen) im Wesentlichen aus dem Bereich Automotive an. GID hat 2023 über 2,5 Mio. Euro in Recyclingtechnik für den Standort Eschwege investiert und ihn weiter ausgebaut: Eine neue Kunststoffaufbereitungs- und Recyclinganlage kann zusätzlich zu der bereits vorhandenen Kapazität von 7.000 t weitere 11.000 t Kunststoffregranulat pro Jahr produzieren.

Bevor das Material auf beiden Extruderlinien aufgegeben wird, muss es zerkleinert werden. „Unser vorhandener Schredder war zwar erst knapp drei Jahre alt, stieß aber mit den steigenden Anforderungen permanent an seine Grenzen“, berichtet Geschäftsführer Matthias Henning. Schwierige Abfälle wie Netze, Seile und Folien konnte er, wenn überhaupt, nur schwer verarbeiten. GID war damit eingeschränkt in der Zerkleinerung bestimmter Materialien. Dazu kam: Ohne Frequenzumrichter lief die Maschine permanent unter Volllast. Das trieb den Stromverbrauch massiv in die Höhe, sodass investiert wurde.

 

Kunststoffrecycling: Der große Überblick

Mann mit Kreislaufsymbol auf dem T-Shirt
(Bild: Bits and Splits - stock.adobe.com)

Sie wollen alles zum Thema Kunststoffrecycling wissen? Klar ist, Nachhaltigkeit hört nicht beim eigentlichen Produkt auf: Es gilt Produkte entsprechend ihrer Materialausprägung wiederzuverwerten und Kreisläufe zu schließen. Doch welche Verfahren beim Recycling von Kunststoffen sind überhaupt im Einsatz? Gibt es Grenzen bei der Wiederverwertung? Und was ist eigentlich Down- und Upcycling? Alles was man dazu wissen sollte, erfahren Sie hier.

Warum ein Direktantrie Energie einspart

Im Einsatz ist nun ein Schredder VIZ 1700 von Vecoplan mit einer Durchsatzleistung von etwa 2.000 und ein VIZ 1300 mit knapp 1.200 kg pro Stunde, der eine große Bandbreite unterschiedlichster Kunststoffe verarbeiten kann. Bei der Entwicklung in Marienberg lag der Fokus auf der flexiblen Schneidgeometrie. Über die Rotor- und Messerbestückung sowie die entsprechende Siebwahl kann die Maschine detailliert an die In- und Output-Anforderungen angepasst werden. Der Hitorc-Direktantrieb ersetzt mechanische Antriebselemente, wie Riemen- oder Zahnradantriebe, Schwungräder und Kupplungen, und hat dadurch einen um 10 bis 15 % höheren Wirkungsgrad. Laut Hersteller sparen so ausgerüstete Zerkleinerer gegenüber elektromechanischen Antrieben bis zu 40 % Energie ein, im Vergleich mit hydraulischen Antrieben sogar bis zu 60 %. Das wirkt sich positiv auf die Stromkosten sowie den CO2-Ausstoß der Betreiber aus.

So wird der Partikelschaum im Kreislauf gehalten

Für Verpackungsabfälle aus EPP/EPE, die voluminös und gleichzeitig sehr leicht sind, hat GID ein intelligentes Rücknahmesystem aufgebaut. Um die Verpackungen möglichst effizient zu recyceln und dabei CO2-Emission zu reduzieren, hat das Unternehmen europaweit Sammelstellen eingerichtet, an denen die Verpackungsabfälle erst verdichtet werden. Damit befördert ein Lkw die Menge an Material, für die eigentlich 22 Fahrzeuge benötigt werden würden.

In Eschwege geben Stapler die palettierten und sortenreinen Abfälle direkt in die Schredder. Der VIZ 1700 verarbeitet zu Ballen gepresste Verpackungsreste und Produktionsabfälle, sowie Anfahrklumpen. Bei GID haben die Ballen maximale Abmessungen von bis zu 1.200 x 800 x 500 mm. Dazu kommen Stretchfolien, Seile und Netze. Der kleinere VIZ 1300 zerkleinert in Eschwege Abfälle bis maximal 1.200 x 400 x 400 mm. Das aus verschiedenen Kunststoffen bestehende Inputmaterial ist ausgehärtet und frei von Verschmutzungen. Vecoplan lieferte zudem Flachbandförderer mit kleinem Zwischenpuffer, die das zerkleinerte Material zu den Extrudern transportieren. Neodym-Magnetkopftrommeln separieren schon leicht magnetisierbare metallische Störstoffe aus. „Parameter wie das Schiebeverhalten oder die Drehzahl konnten wir fest einstellen, ohne dass diese im Betrieb verändert werden müssen“, erklärt Philipp Güth, Gebietsverkaufsleiter Vecoplan. Dabei laufen die Anlagen teilweise bei einer Drehzahl von nur 25 %, der alte Schredder lief permanent mit voller Leistung.

Ein wichtiger Aspekt für Matthias Henning ist auch die Sicherheit der Maschinen. „Bei unserem vorherigen Schredder kam es bei der Wartung immer wieder zu Unfällen“, berichtet er. „Die Ursache war vor allem das notwendige manuelle Drehen des Rotors beim Wechseln der Schneidkronen.“ Der Hitorc-Antrieb im VIZ ermöglicht den Rotor mit geringer Drehzahl in die entsprechende Wartungsposition zu fahren. Außerdem ist ein spezieller Modus vorhanden, sodass außerhalb der Maschine der Schnittspalt sicher eingestellt werden kann. Dank der hydraulisch aufschwenkbaren Bodenklappe können alle Arbeiten ergonomisch durchgeführt werden. Und durch das Konzept der geschraubten Werkzeughalterplatten mit variabel ausführbaren Schneidkronengrößen ist kein Rotorwechsel erforderlich.

Digitalisierungskonzept inklusive

Ausgerüstet sind die beiden Zerkleinerer mit dem Vecoplan Smart Center (VSC), in das Digitalisierungskonzept ist das intuitive Bedienpanel VSC Control integriert. Es dient als Kommunikationsmedium für die Steuerung und die direkte Verbindung mit dem Maschinenhersteller. Mithilfe des VSC Connect werden die Maschinen vernetzt, wodurch der online auf zusätzliche Serviceleistungen wie Remote Service, Schlüsselkennzahlen des Betriebs oder eine Media-Datenbank zugegriffen werden kann.

Mit dem VSC lässt sich die Temperatur vom Output kontinuierlich messen. Ein zu heißer Rotor kann manche Kunststoffe zum Schmelzen bringen, die dann die Komponente verkleben. Früher führte das im Dauerbetrieb immer wieder zu ungeplanten Stillständen. Die Vecoplan Materialkühlung (VMK) ermöglicht die Temperatur kontinuierlich zu kontrollieren und nur bei Bedarf zu kühlen. Zudem kann sich der Betriebsleiter jederzeit remote auf die Maschinen schalten. Über eine Kamera hat er alle sensiblen Bereiche im Blick. Damit lassen sich Ausfälle auf ein Minimum reduzieren.

Quelle: Vecoplan

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