Ein rosa Sparschwein und Geldstücke

Die hohen Preise in Verbindung mit der hohen Inflation drücken auf die Kaufkraft - Besserung ist jedoch in Sicht. (Bild: Andre Taissin - Unsplash)

Konjunkturprognose des IFO für Deutschland
Zahlen zur konjunkturellen Entwicklung im Überblick. (Bild: Ifo Institut)

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) dürfte laut Frühjahrsprognose des IfW Kiel 2023 um 0,5 % und im nächsten Jahr um 1,4 % zulegen. „Der Konjunkturkompass zeigt wieder nach oben, allerdings bleibt die Aufwärtsdynamik verhalten. Die zuletzt deutlich rückläufigen Gaspreise stimulieren die Konjunktur hierzulande zunächst nur wenig, sie entlasten vor allem den Staatshaushalt, der nun mit weniger Subventionen im Rahmen der sogenannten Energiepreisbremsen einspringen muss. Im Ergebnis ersetzen nun niedrigere Importpreise den Impuls staatlicher Energiesubventionen, was konjunkturell ähnlich wirkt“, sagt Stefan Kooths, Vizepräsident und Konjunkturchef des IFW Kiel.

Nach einem Rückgang des BIP im 4. Quartal 2022 zeichnet sich für den Jahresauftakt 2023 ein moderater Anstieg um gut 0,2 % ab. Eine technische Rezession – also ein Rückgang der Wirtschaftsleistung für zwei oder mehr Quartale in Folge – wäre damit abgewendet.

Das Ifo Institut sieht die Wirtschaftsleistung in diesem Jahr in etwa auf der Höhe des Vorjahres verharren (-0,1 %). Im kommenden Jahr dürfte die Wirtschaft demnach dann kräftiger zulegen, um 1,7 %.

„Nach einem weiteren Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 0,2 % im ersten Quartal wird sich die Konjunktur im weiteren Verlauf wieder erholen. Spätestens ab Jahresmitte werden steigende Reallöhne die Binnenkonjunktur stützen“, sagt Ifo Konjunkturforscher Timo Wollmershäuser.

Hohe Inflation - wann ist das Ende erreicht?

Der Preisauftrieb bleibt zunächst hartnäckig, aber die Triebkräfte wechseln. Während sich die Energiepreisdynamik auf der Verbraucherstufe abschwächt, beschleunigt sich die Teuerung bei übrigen Gütern und betrug zuletzt über 7 %. Insgesamt wird die Inflation im Jahr 2023 laut Schätzung des IFW Kiel 5,4 % und im Jahr 2024 rund 2 % betragen.

„Wichtig ist nun ein entschlossenes Gegensteuern der Geldpolitik“, so Kooths. „Nachlassende Lieferengpässe und weniger krankheitsbedingte Fehltage können etwas Druck aus dem Kessel nehmen, mehr aber auch nicht. Auch der Staat muss seine Ansprüche den gesamtwirtschaftlichen Möglichkeiten anpassen. Die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit hat durch die Krisen gelitten, dementsprechend schneller fachen defizitfinanzierte Mehrausgaben die Inflation an.“

Auch das Ifo Institut schließt sich dieser Einschätzung in der aktuellen Konjunktur-Prognose für das Frühjahr 2023 an. „Der Gipfel der Inflation ist erreicht. Im Durchschnitt des Jahres 2023 dürfte die Rate mit 6,2 % bereits niedriger sein als im vergangenen Jahr. Im Jahr 2024 werden sich die Raten dann normalisieren und die Inflation 2,2 % erreichen“, ergänzt Ifo Konjunkturforscher Wollmershäuser.

Höhere Energiepreise belasten den Wirtschaftsstandort

Sprudelnde Einnahmen und weniger Ausgaben für Energiesubventionen nehmen Druck von den öffentlichen Haushalten. Deren Defizit in Relation zum nominalen BIP dürfte von 2,6 % im Jahr 2022 auf 1,4 % im Jahr 2024 abschmelzen. Der Schuldenstand wird in diesem Zeitraum dann wohl von 66,4 % auf 63,5 % zurückgehen, so das IFW.

Ifo-Zahlen veranschaulichen: Der Staatshaushalt wird in diesem und im kommenden Jahr mit 1,5 respektive 0,3 % der Wirtschaftsleistung im Minus bleiben. Allerdings fällt das staatliche Finanzierungsdefizit den Ifo-Experten zufolge deutlich geringer aus als noch im Dezember erwartet. Insbesondere wurden die Ausgaben, die für die staatlichen Energiepreisbremsen veranschlagt wurden, um insgesamt gut 35 Mrd. Euro herabgesetzt, weil aus heutiger Sicht die Beschaffungspreise für Strom und Gas im Prognosezeitraum niedriger sind als erwartet.

Hohe Energiepreise und eine verhaltene Weltkonjunktur lasten auf den deutschen Exporten. Insbesondere die Erholung des Euroraums sowie der Schwellenländer wirken ab der Jahresmitte aber belebend, wie das IFW Kiel angibt. Zudem profitieren Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe von ihren hohen Auftragsbeständen, die sie nun angesichts nachlassender Lieferengpässe abarbeiten können. Insgesamt rechnet das IFW Kiel mit einem Zuwachs der Exporte von 0,5 % in diesem und 3,5 % im kommenden Jahr.

„Die insgesamt schwache wirtschaftliche Dynamik ist auch als ein deutlicher Verlust an dauerhafter Wirtschaftskraft zu lesen“, so Kooths. „Strukturell höhere Energiepreise machen energieintensive Produktion hierzulande zunehmend unrentabel und belasten den Standort auch insgesamt. Darüber hinaus steht es mit wichtigen anderen Standortfaktoren wie Fachkräftepotenzial, Infrastruktur, Abgabenlast und Regulierung nicht zum Besten. Das kostet nicht nur Wohlstand, sondern verschärft auch Verteilungskonflikte.“

Dem Ifo Institut zufolge wird die konjunkturelle Schwäche die Erholung auf dem Arbeitsmarkt in diesem Jahr etwas verlangsamen. Der Anstieg der Arbeitslosen um knapp 50.000 Personen geht dabei vor allem auf ukrainische Staatsbürger und Staatsbürgerinnen zurück, die im Prognosezeitraum allmählich in den Arbeitsmarkt integriert werden. Bereits im kommenden Jahr dürfte die Arbeitslosenquote daher wieder auf 5,1 % sinken, nach 5,4 % in diesem und 5,3 % im vergangenen Jahr.

Quelle: Ifo Institut, IFW Kiel

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