Junger Mann hält ein Kunststoffrohr in der Hand

Fabian Himbert, Process Engineer, EMS-Chemie, Domat/Ems (Bild: Fabian Himbert)

Zugegeben, wenn man als junger Mensch darauf angesprochen wird, was man studiert, ist Kunststofftechnik zumeist keine populäre Antwort. Da ich in einer von der Kohle- und Stahlindustrie geprägten Region aufgewachsen bin, ist die Studiengangwahl zudem überraschend und nicht unbedingt naheliegend.

Warum also dennoch Kunststofftechnik studieren und in der Kunststoffbranche arbeiten?

Die Entscheidung beruhte für mich auf zwei Punkten – Zum einen kann man hierbei die bestehenden Herausforderungen anpacken, anstatt sich in populistischen Diskussionen zu verfangen. Zum anderen empfand ich gut designte Kunststoffprodukte schon immer ansprechender, moderner und vor allem spannender als den klassischen Maschinenbau mit metallischen Werkstoffen.

Die gesellschaftlich negative Wahrnehmung von "Plastik” ist angesichts der Vielzahl an Errungenschaften widersprüchlich. Mal abgesehen von technischen Daten, wer würde heute noch gerne auf eine weiche Schaumstoffmatratze in einem warmen, isolierten Heim verzichten? Ebenso auf die Freiheit durch kostengünstigen Individualverkehr oder die Leichtigkeit in der von mir persönlich präferierten Mobilität in Lauf- und Skischuhen. Betrachtet man ferner die Gesundheitsversorgung, wird schnell klar, dass Kunststoffe sogar lebenswichtig sind.

Voraussetzung für all die Annehmlichkeiten ist das passende Fachwissen, welches ich mir durch die Ausbildung zum Verfahrensmechaniker für Kunststoff- und Kautschuktechnik und im nachfolgenden, praxisbegleitenden Studium an der Technischen Hochschule Rosenheim aneignen konnte. Darauf aufbauend hatte ich bereits die Freude maßgeblich an Entwicklungen beteiligt zu sein, die nun dauerhaft zu verringertem Ressourceneinsatz und Gewichtsreduzierungen führen. Heute treibe ich in meiner Tätigkeit als Entwicklungsingenieur in der Anwendungstechnik des Schweizer Unternehmens EMS-Chemie die Umsetzung innovativer Projekte voran. Recyclierbare Polyamide, die bei 260 °C formbeständig sind, täglichen Desinfektionen in der Medizintechnik standhalten oder aus biobasierten Rohstoffen hergestellt werden, finde ich noch immer aufregend. Dort zu arbeiten, wo sowohl die Zukunft der Kunststoffe als auch die der Endprodukte gestaltet wird, gibt mir täglich Genugtuung.

Durch die Vielfalt an Einsatzbereichen von Kunststoffen bietet sich für Studieninteressierte die Möglichkeit, ihre Motivation genau bei dem einzubringen, was sie selbst begeistert. Dabei ist nicht entscheidend, ob es sich um Interesse für Produktentwicklung, Werkzeugbau, 3D-Druck, Prozesstechnik oder Bio-Kunststoffe handelt. Wichtig ist vor allem, dass die Branche eine Breite an Gelegenheiten bietet, die einzigartig ist.

Insgesamt führt ein Studium der Kunststofftechnik also nicht nur zu einer vielversprechenden beruflichen Perspektive. Meine persönliche Erfahrung zeigt darüber hinaus, dass der Wunsch, etwas bewirken zu können, ein guter Grund ist, sich für ein Studium der Kunststofftechnik zu entscheiden. Die Wahl dazu sollte demnach in Zukunft zu positiver Resonanz führen, da sie sowohl persönlich als auch gesellschaftlich lohnenswert ist.

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