junge Frau mit langen braunen Haaren steht vor einer Maschine und bedient die Steuerung

Sarah Hufer, Assistenz der Geschäftsführung, Hufer Kunststofftechnik (Bild: Hufer Kunststofftechnik)

Mir wurde schon häufig die Frage gestellt, warum ich unbedingt „Plastik“ studieren möchte, beziehungsweise habe. Als würde ich damit gleich jeden Umgang und jede Verwendung von Kunststoff unterstützen. Bevor ich das Studium begonnen habe, war mir nicht bewusst, dass so viele Menschen eine negative Konnotation mit dem Werkstoff verbinden. Da ich selbst in einer kunststoffstarken Region aufgewachsen bin, habe ich Kunststoff schon immer aus einer anderen Perspektive betrachtet.

Gerade wegen des schlechten Rufs ist ein Beruf im Bereich der Kunststofftechnik sehr interessant. Denn hier können wir wirklich etwas verändern! Kunststoff ist aus unserem Alltag kaum noch wegzudenken, doch es fehlt häufig an Alternativen, die tatsächlich nachhaltiger sind. Da der Verzicht auf Kunststoff nicht zwangsläufig zu einer nachhaltigen Lösung führt.

Daher sollte der Umgang mit Kunststoff verbessert werden, ohne gleich die generelle Verwendung zu unterbinden. Das kann am besten umgesetzt werden, indem man selbst in die Branche geht und anhand seines erworbenen Wissens etwas verändert. Denn wie sollen Innovationen entwickelt und umgesetzt werden, wenn sich niemand dafür findet und besonders kein Nachwuchs?

Diese Situation haben die Unternehmen auch erkannt und suchen deshalb junge Menschen mit neuen Ideen, es gibt mittlerweile mehr offene Stellen als Bewerberinnen und Bewerber. Somit hat man mit der Entscheidung für das Studium, auch ausgezeichnete Chancen auf einen Job im Anschluss. Darunter auch Firmen, bei denen man zuerst nicht vermutet, dass dort Kunststoffingenieure benötigt werden. Auch in der Automobilindustrie ist der Kunststoffanteil in den letzten Jahren weiter gestiegen, daher werden dort Ingenieurinnen und Ingenieure mit Kunststofftechnikschwerpunkt vermehrt gesucht. Das Gebiet ist deutlich größer und umfangreicher als es scheint, denn auch in der Kunststofftechnik sind viele typische Bereiche des Maschinenbaus wiederzufinden.

Außerdem ist das Kunststofftechnikstudium eine interessante Kombination aus Technik und Naturwissenschaften. Besonders in Verbindung mit dem Maschinenbau werden viele fesselnde Themen behandelt unter anderem der Aufbau und die Funktionsweise von Spritzguss- und Extrusionsmaschinen. Dazu kommt die umfangreiche Technik um den Herstellungsprozess herum, wie Roboter, Trockner und Förderbänder, aber auch Weiterverarbeitungsverfahren. Die breite Vielfalt der Kunststoffwelt ist spannend, von der Werkstofftechnik bis hin zur Fertigungstechnik. Die zahlreichen Fertigungsverfahren – wie Spritzguss, Extrusion, Tiefziehen, Blasformen, Pressen – bringen jeweils die beeindruckenden Eigenschaften des Materials hervor.

Was für die Industrie nachteilig ist, kann für die Studentinnen und Studenten eine vorteilhafte Gelegenheit sein, denn die Studiengänge sind nicht überfüllt. Ich selbst habe in einer sehr kleinen Gruppe studiert, das Klima dort war angenehm und entspannt. So kann auf jede Person einzeln eingegangen werden, das wäre in einer großen Gruppe kaum machbar, die Veranstaltungen können individuell zugeschnitten werden.

Somit bin ich mit meiner Studienwahl sehr zufrieden und würde mich jederzeit wieder dafür entscheiden. Es war faszinierend zu sehen, welche außergewöhnlichen Verwendungen es für Kunststoff gibt. Ich denke hier besonders an Hochleistungskunststoffe, welche beispielsweise auch in hohen Temperaturbereichen eingesetzt werden können, wo Kunststoffe für gewöhnlich an ihre Grenzen kommen. Der Studiengang ist daher sehr abwechslungsreich und verbirgt einige spannende Überraschungen wie das gemeinsame Compoundieren oder die eigenständige Konstruktion eines Spritzgusswerkzeuges. Man erkennt schnell, dass so viel mehr hinter dem Werkstoff steckt, als der schlechte Ruf vermuten lässt. Ich kann das Kunststofftechnikstudium daher wirklich empfehlen.

Auch heute würde ich mich wieder für einen Job in der Kunststoffbranche entscheiden. Jeder, der schon länger in der Branche arbeitet freut sich, dass es noch junge Leute gibt, die sich dafür interessieren. Daran sieht man, dass die Menschen dort sehr offen sind, wenngleich eine neue Generation natürlich Veränderungen mit ins Unternehmen bringt.

Die Kunststofftechnik braucht mehr junge Leute mit frischen Ideen! Ich hoffe, die Branche gewinnt zukünftig wieder an Beliebtheit, denn ohne sie ist unser heutiger Lebensstil nicht möglich. Dazu bin ich mir sicher, dass Kunststoff weiterhin eine bedeutende Rolle in der Zukunft spielen wird.

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