Günther bedient weltweit Kunststoffverarbeiter aus den Bereichen Elektronikindustrie, Verpackungstechnik, Medizintechnik, Konsumgüter sowie Automobilbau und will neue Geschäftsfelder erschließen. „So, wie Günther bisher die mechanische Fertigungskompetenz im Unternehmen vergrößert hat, werden wir auch die elektronische und digitale Kompetenz verbreitern und vertiefen“, kommentiert Dr. Stefan Sommer, einer der beiden Geschäftsführer des Unternehmens.
30 Vorträge mit externen und internen Referenten
Das Thema der Material- und Energieeffizienz zog sich wie ein roter Faden durch die Ausführungen von Agrodur Grosalski, Allod, Arburg, Barlog Plastics, Contura MTC, Envalior, Esys, Fischer Werkzeug und Formenbau, K.D. Feddersen, GHT Anwendungstechnik, Microcut, Sigma Engineering, VTS Kunststoffe Vertriebs- und Techno-Service sowie Toolcraft.
Albrecht Weipert, Geschäftsführer von HB Therm, zeigte in seinem Vortrag die „Energie-Einsparungspotenziale bei der Temperierung von Spritzgießwerkzeugen“ auf. Beginnend beim Wärmestrom während des Spritzgießprozesses, erklärte er die Einflussgrößen auf die Energieeffizienz. So sollte man seiner Meinung nach auf kleine und isolierte Oberflächen achten sowie Schlauchleitungen bündeln und isolieren. In den weniger offensichtlichen Punkten sieht Weipert jedoch mehr Potenzial. Wenn man auf einen geringen Druckverlust im Hydraulikkreis achtet sowie auf effiziente und frequenzgeregelte Pumpen, gewinne man zusätzliche Leistungen. Als ebenso wichtig erachtet er, die Frequenzregelung der Pumpe richtig einzusetzen und den Durchfluss auf das erforderliche Minimum zu reduzieren.
Christoph Münch, Leiter der Forschung & Entwicklung Regeltechnik & Smart Devices bei Günther, erläuterte, wie „smarte Regeltechnik Zeit und Geld spart“. Anhand der neuen Temperatur-Regelgeräte der Bluemaster-Compact-Reihe und der dazugehörigen App, führte er ein Beispiel für Einsparpotenziale beim Einrichten, Aufheizen, Regeln und Service an. Die App ist laut Münch mit allen gängigen Smartphones und/oder Tablets kompatibel und ermöglicht eine ortsunabhängige Steuerung der Regelgeräte. Die Kommunikation erfolgt über Bluetooth, sodass mehrere Regler bedient werden können. Eine permanente Überwachung der Regelung ist auch deshalb möglich, weil eine Vernetzung mit Maschine und Peripheriegeräten erfolgt. Abweichungen in der Regelung werden als Fehler ausgegeben, sodass der Prozess gestoppt wird.
Digitalisierung als wichtiger Effizienzfaktor
Mario Studer und Curdin Wick vom IWK der Ostschweizer Fachhochschule in Rapperswil griffen das Thema der Datenverfügbarkeit entlang der Wertschöpfungskette auf, um die Digitalisierung der gesamten Prozesskette voranzutreiben. Dafür wurde am IWK ein softwarebasierter Demonstrator entwickelt, mit dem sich die Ursachenfindung bei Fehlern vereinfachen und verkürzen lässt. Der Lösungsansatz Optx soll auch mittels KI für die Optimierung der Spritzgießproduktion genutzt werden.
Rudolf Hein vom Konstruktionsbüro Hein sieht in einer nachhaltigen Automatisierung die Chance, Herausforderungen der Kunststoffindustrie zu begegnen. Dafür muss seiner Meinung nach die Vorgehensweise von der Idee bis zur Serie als Kreislauf gedacht und umgesetzt werden. Zudem spricht Hein sich dafür aus, Wissen zu archivieren und dieses über Datenbanken den Mitarbeitern zugänglich zu machen.
Markus Raffelsieper von Kistler thematisierte den digitalen Zwilling. Durch dessen Einsatz lässt sich Raffelsieper zufolge ein digitaler Assistent kreieren, der eine geführte Unterstützung und systematischeres Vorgehen ermöglicht. Auch lassen sich seiner Meinung nach auf Basis des Forminnendruckes in einem Werkzeug arbeitende Assistenzsysteme bereits etablierter Prozesse problemlos von einer Maschine auf eine andere übertragen. Oder der optimale Umschaltpunkt von Spritz- auf Nachdruckphase nutzen, trotz Material- und Maschinenschwankungen. Auch komplexe Geometrien beziehungsweise Qualitätsmerkmale und deren Korrelation zum Forminnendruck lassen sich laut Raffelsieper mit Assistenzsystemen vorhersagen und überwachen.
Prozesssichere Optimierungen in der Fertigung waren das zentrale Thema der Präsentation von Holger Heimerdinger von Partool. Dafür betrachtete er Nullpunkt- und Werkstück-Spanntechnik sowie Handling-Geräte näher. Gerade mit standardisierten Schnittstellen wie Nullpunkt-Spannsystemen lassen sich laut Heimerdinger die Rüstzeiten bei der Einzelteil- und Kleinserien-Fertigung reduzieren und im Gegenzug die effektiven Maschinenlaufzeiten steigern. Daraus ergeben sich Heimerdinger zufolge bessere und reproduzierbare Fertigungsprozesse, eine gesteigerte Produktivität und letztendlich höhere Erträge. Zudem werde mit flexibler Werkstück-Spanntechnik der Zeitdruck vermindert, was zu weniger Stress – einem Faktor für Fehler, Störungen und Ausschuss – führt.
Alles zum Thema Biokunststoffe
Auf dem Weg zu einer klimaneutralen Zukunft müssen verschiedenste Rädchen ineinander greifen. Doch wie schaffen wir es, die Dekarbonisierung unserer Gesellschaft umzusetzen? Biokunststoffe sind ein wichtiger Hebel um diesem Ziel näher zu kommen. Doch was wird unter einem Biokunststoff eigentlich verstanden? Wo werden diese bereits eingesetzt? Und ist "Bio" wirklich gleich "Bio"? Wir geben die Antworten. Alles, was Sie zu dem Thema wissen sollten, erfahren Sie hier.
Biopolymere im Fokus
Mit einem Vortrag zur „Verarbeitung von Biopolymeren mit Heißkanal-Technik“ leitete Jörg Essinger, Leiter der Anwendungstechnik & Service bei Günther, eine Serie an materialbezogenen Referaten ein. Er beschrieb einige Verarbeitungsversuche mit der Heißkanaltechnik und seine Resultate. So ist bei der Verarbeitung von Biopolymeren laut Essinger auf eine gute Materialtrocknung (geringe Restfeuchte), schonende Plastifizierung, moderate Einspritzgeschwindigkeiten und eine gute Entlüftung im Werkzeug zu achten. Die Versuche zeigten auch, dass bei einer adäquaten thermischen Trennung zwischen Werkzeug und Heißkanal und einer homogenen Temperaturführung im Heißkanal die Verarbeitung möglich ist. Zudem solle man auf eine kunststoffspezifische Auslegung des Heißkanals, unter anderem hinsichtlich des Druckverlusts und der Verweilzeit, achten.
Niklas Beutler von Nature Compound stellte im Anschluss an Essinger verschiedene Materialentwicklungen zur Substitution bestehender Produkte aus der Konsumgüterindustrie vor. Nature Compound bietet biologisch abbaubaren Kunststoff aus nachwachsenden Rohstoffen an, der auf bestehenden Anlagen verarbeitet werden kann. Im nordrhein-westfälischen Schwerte will das Start-up eine Fertigung von biologisch abbaubaren Compounds auf Basis verschiedener Trägermaterialien, beispielsweise Polylactide (PLA) oder Cellulose, einrichten. Materialien wie Kreide und Kaolin sollen als Füllstoff dienen.
Die beiden Geschäftsführer von Günther, Siegrid Sommer und Dr. Stefan Sommer, zeigten sich mit der Veranstaltung zufrieden: „Wieder einmal hat man gesehen, dass die Technologieentwicklung in der Kunststoffindustrie ungebremst in Richtung Material- und Energieeffizienz voran geht.“
Sie treffen Günther Heisskanaltechnik auf der Fakuma Halle/Stand A2/2207.
(Quelle: Günther)
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