Verkehrsschild mit den Richtungen Monolog-Dialog, Last Generation, Fridays for Future, Millennials – ist diese Generation grundsätzlich gegen Kunststoff oder nur verzweifelt ob ihrer Zukunftsperspektiven? PLASTVERARBEITER sprach in Wien mit Johanna Hackl, Tochter des Erema-CEO Manfred Hackl, die bei Fridays for Future Schüler-Workshops zum Thema Kunststoff und Recycling durchführt.

Die Gesellschaft sollte von der Industrie besser über das Kunststoffrecycling und die Bioabbaubarkeit von Kunststoffen informiert werden. (Bild: Thomas Reimer – Stock.adobe.com)

Junge Frau
Johanna Hering (Bild: Marian Liefen Jenke)

Stellen Sie sich bitte unseren Lesern kurz vor.

Hallo! Ich bin Johanna und bin 20 Jahre alt. Ich komme ursprünglich aus Dresden, bin aber für mein Architekturstudium nach Berlin gezogen.

Sie leben in Berlin. Dort haben sich vor gut einem Jahr erstmals Aktivisten der letzten Generation auf der Stadtautobahn festgeklebt, um auf das Klimaproblem aufmerksam zu machen. Wie blicken Sie auf das Thema Klimawandel und die Aktionen der letzten Generation?

Es steht außer Frage, dass der Klimawandel ein Thema ist, wo nicht mehr weggeschaut werden darf. Ich denke, dass jeder mindestens eine Sache nennen kann, bei der der Klimawandel Einfluss auf sein eigenes Leben hat. Den einen trifft es derzeit mehr, den anderen weniger. In unseren Breiten sind wir derzeit noch nicht so gravierend betroffen, weshalb ich das Gefühl habe, viele Menschen interessiert es nicht, vor allem nicht die Politik. Sie machen oft Schein-Klimapolitik, um die breite Masse zu beruhigen. Ich glaube aber nicht, dass das ausreichend ist, um am Klima etwas zu verändern. Ich kann deshalb den Grundgedanken der letzten Generation absolut verstehen, ja, wir müssen etwas tun, und zwar jetzt, aber die Art und Weise finde ich manchmal fragwürdig. Mit ihren Aktionen verärgern sie oft Viele und erzeugen eher Groll, als dass sie Unterstützer für sich gewinnen. Dabei sollte das Ziel eher sein, möglichst alle Bürgerinnen und Bürger mitzunehmen und bei ihnen das Interesse zu wecken, sich für Klimaschutz einzusetzen. Je mehr sich dafür interessieren, desto mehr kann sich etwas ändern und desto mehr ist die Politik gezwungen zu handeln.

In einem Atemzug wird mit der Klimakrise häufig die Verschmutzung der Umwelt mit Müll respektive Kunststoffabfall genannt. Wie ist Ihr täglicher Umgang mit Müll und Reststoffen?

In der Schule schrieben wir eine Facharbeit über ein Thema unserer Wahl. Ich schrieb über die Müllverschmutzung der Weltmeere und wie man selbst im Alltag versuchen kann, weniger Müll zu produzieren. Dadurch konnte ich einiges lernen, merkte aber, dass nicht alles so einfach umzusetzen ist. Gerade beim Einkaufen ist es oft schwer verpackungslos einzukaufen. Als Studentin hat man oft nicht die finanziellen Mittel, um beispielsweise bei Unverpacktläden einzukaufen oder hochwertige, langlebige Produkte zu erwerben. Ich versuche dennoch einige einfache Dinge umzusetzen, wie immer den eigenen Beutel mitnehmen, Müll richtig zu trennen sowie kaputte Sachen zu reparieren und möglichst lange zu verwenden.

Haben Sie den Eindruck, dass die Kunststoffbranche sich um mehr Nachhaltigkeit bemüht und dies auch sichtbar macht?

Wenn ich ehrlich bin, bekomme ich davon nicht so viel mit. Zwar sieht man bei Verpackungen immer häufiger, dass diese aus recyceltem Altplastik hergestellt werden, aber sonst fällt mir nicht viel mehr ein. Ich sehe manchmal beispielsweise in Bioläden Produkte, die in biologisch abbaubarem Kunststoff verpackt sind. Darüber wie und aus welchen Rohstoffen diese Kunststoffe hergestellt werden und wie deren Abbau genau funktioniert, weiß der Verbraucher aber nicht wirklich Bescheid.

Kunststoffrecycling: Der große Überblick

Mann mit Kreislaufsymbol auf dem T-Shirt
(Bild: Bits and Splits - stock.adobe.com)

Sie wollen alles zum Thema Kunststoffrecycling wissen? Klar ist, Nachhaltigkeit hört nicht beim eigentlichen Produkt auf: Es gilt Produkte entsprechend ihrer Materialausprägung wiederzuverwerten und Kreisläufe zu schließen. Doch welche Verfahren beim Recycling von Kunststoffen sind überhaupt im Einsatz? Gibt es Grenzen bei der Wiederverwertung? Und was ist eigentlich Down- und Upcycling? Alles was man dazu wissen sollte, erfahren Sie hier.

2 Frauen beim Spaziergang
Johanna Hering und Simone Fischer trafen sich außerhalb Berlins, um zum Thema Kunststoffkreislaufwirtschaft zu sprechen. (Bild: Marian Liefen Jenke)

Unsere Leser sind Entscheider in der Kunststoffindustrie. Welche Entwicklungen bezogen auf die Kreislaufwirtschaft sollten diese aus Ihrer Sicht mit Priorität vorantreiben?

Bessere und vor allem einfachere Mehrwegsysteme: mir erscheint das oft alles sehr kompliziert und das sehen, denke ich, viele so, weshalb die Systeme nicht wirklich gut angenommen werden. Für mich reicht Mehrweg von Pfand bis zu den Boxen, die ich mir in der Mensa ausleihen kann, um mein Essen mitzunehmen. Dabei funktioniert das Pfandsystem in meinen Augen schon sehr gut, so ist für alle das System ersichtlich und auch in jedem Laden gleich. Wenn es zur Mitnahme von Essen in Restaurants oder Supermärkten geht, fängt es schon wieder an kompliziert zu werden. In jedem Laden wird eine andere App auf dem Handy benötigt, das ist nervig und spricht nicht alle Generationen an. Es wäre toll, wenn es ein einheitliches System geben würde, wie beim Pfand, das für jeden logisch ist.

Auch sollten Produkte mehr auf Langlebigkeit und erneuerbaren Materialien ausgelegt werden, das Recycling sollte regional erfolgen – kein Mülltourismus – und wenn möglich sichtbarer für die Gesellschaft sein. Wie und wo funktioniert das Müllaufbereiten und was genau wird daraus wieder hergestellt. Die Bürgerinnen und Bürger sollten auch sehen, dass und wie sie beispielsweise mit der richtigen Mülltrennung den Prozess beeinflussen können.

Sie sind Teil der Generation Z. Was sollte sich für Ihre und kommende Generationen in Sachen Kreislaufwirtschaft ändern?

Ich denke es bedarf noch mehr Aufklärung der Bevölkerung, vor allem in Bezug auf Recyclingprozesse und die richtige Mülltrennung. Nehmen wir das einfache Beispiel Joghurtbecher mit Papierbanderole und Aludeckel. Bis vor Kurzem wusste ich nicht, dass für einen funktionierenden Recyclingprozess, die drei Werkstoffe vor dem Entsorgen voneinander getrennt werden müssen. Außerdem ist unsere Gesellschaft sehr stark auf Konsum ausgelegt. Ich finde daher die Secondhand- und Reparaturbewegung, die es mittlerweile in unserer Generation gibt, sehr gut. Wie bereits erwähnt, achte ich darauf reparaturfähige Produkte zu kaufen, da diese durch die längere Gebrauchszeit Ressourcen schonen.

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