Verkehrsschild mit den Richtungen Monolog-Dialog, Last Generation, Fridays for Future, Millennials – ist diese Generation grundsätzlich gegen Kunststoff oder nur verzweifelt ob ihrer Zukunftsperspektiven? PLASTVERARBEITER sprach in Wien mit Johanna Hackl, Tochter des Erema-CEO Manfred Hackl, die bei Fridays for Future Schüler-Workshops zum Thema Kunststoff und Recycling durchführt.

Für nachhaltige Lösungen gilt es Ökologie, Ökonomie und Soziales zu beachten. (Bild: Thomas Reimer – Stock.adobe.com)

hübscher junger Mann mit Bart, braunen zurückgekämmten Haaren in einem schwarzen T-Shirt, der sich mit einer Hand auf einer Stuhllehne aufstützt.
Benjamin Schüßler (Bild: Benjamin Schüßler)

In der Chemie- und die Kunststoffindustrie sind nicht die begehrten Arbeitsplätze der Generation Z zu finden. Herr Schüßler, dennoch haben Sie sich für ein Duales Studium bei einem Chemiehersteller entschieden. Was hat Sie motiviert einen Additivhersteller als Arbeitgeber zu wählen?

Benjamin Schüßler: Ehrlich gesagt, hatte ich anfangs keinerlei Vorstellung davon, was Additive überhaupt sind. Doch nach erster Recherche hat mich das Potenzial, mit geringem Aufwand erhebliche Effekte zu erzielen, beeindruckt. So tragen Additive nicht nur dazu bei Produkte zu verbessern, sondern schonen auch Ressourcen, da bei der Produktion weniger Rohstoffe benötigt werden.

Und nicht nur die Produkte, sondern auch das Unternehmen selbst haben mich durch ihr Auftreten überzeugt. Das Unternehmen ist innovativ, global aufgestellt und verzeichnet starkes Wachstum. Darüber hinaus habe ich mir damals versprochen bei einem Mittelständler, der nun fast seit 200 Jahren in Familienbesitz ist, mehr als nur eine Nummer zu sein und so mehr Verantwortung und Chancen zu erhalten.

Wie steht Ihr Freundeskreis dazu, dass Sie in der chemischen Industrie tätig sind?

Schüßler: Mein Freundeskreis ist gespalten, was das angeht; von neutral bis hin zu positiv. Ich komme aus einem Dorf im Enzkreis, in dem die meisten meiner Freunde Handwerksberufen nachgehen. Daher entspreche ich mit einem Bachelor in BWL und jetzt Master in Management nicht der Norm in dieser Gegend. Die meisten meiner Freunde haben also wenig Berührungspunkte mit der chemischen Industrie. Mein Freundeskreis von Seiten der Uni ist deutlich internationaler und die meisten meiner Freunde arbeiten heute in der Industrie, Finanz- oder IT-Branche. Dementsprechend sind hier deutlich mehr Berührungspunkte und die meisten meiner Freunde sind interessiert, wenn man sich über das Thema unterhält.

Wie wurden Sie auf die Stelle aufmerksam?

Schüßler: Ich wurde durch die Webseite der DHBW Stuttgart auf die Stelle aufmerksam.

In den technischen Studiengängen sind die Anfängerzahlen derzeit gering. Wie war die Semesterstärke bei Ihrem Studienbeginn zur Betriebswirtschaftslehre?

Schüßler: Im Bachelor studierte ich BWL mit Schwerpunkt industrielles Management. Unser Kurs startete hier mit 33 Studenten und weniger als die Hälfte schlossen den Bachelor ab.

Im Master liegt meine Spezialisierung auf Operations Management/Supply Chain Management. In dieser Spezialisierung sind deutlich weniger Studenten als in anderen Spezialisierungen wie Finance oder Management.

Ihre Masterarbeit trägt den Titel „Ökologisierung in der Chemischen Industrie: Eine Fallstudie zur Gestaltung grüner Produktlinien“. Der Titel impliziert, dass Sie sich neben dem wirtschaftlichen Aspekt auch für die Umwelt interessieren. Ist dem so? Und wenn ja, war dies der Grund in der chemischen Industrie beruflich einzusteigen und an der Transformation mitzuwirken?

Schüßler: Definitiv spielt bei diesem Thema auch die Umwelt eine große Rolle. Um nachhaltige Lösungen zu schaffen, müssen immer alle drei Nachhaltigkeitsdimensionen (Ökologie, Ökonomie, und Soziales) beachtet werden, ansonsten sind es keine Lösungen, sondern nur kurzfristige Maßnahmen. Vor allem Supply Chains sind so komplexe Systeme, dass oft Ideen mit guten Vorsätzen, wenn sie unüberlegt angewendet werden, das gesamte System verschlechtern können. Der Lehrstuhl für Supply Chain Management der Universität Mannheim bietet mir hierfür von theoretischer Seite optimale Unterstützung, da der Lehrstuhl verstärkt in den Themen Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft forscht.

Ich sehe in der chemischen Industrie noch enorme Potentiale die Nachhaltigkeit in allen Bereichen zu verbessern. Das muss allerdings wohlüberlegt und analytisch passieren und nicht von wohlwollenden Ideen getrieben sein. Deswegen fühle ich mich hier gut aufgehoben und denke, dass ich hier Einiges bewegen kann.

Werden Sie nach Abschluss Ihrer Masterarbeit der Chemieindustrie treu bleiben?

Schüßler: Voraussichtlich ja. Ich habe bereits für mein Master ein Stipendium von meiner Firma erhalten und nun ein Jobangebot. Es wurde hierfür eine neue globale Planungs- und Supply Chain Abteilung gegründet, um die weltweiten Operationen zu optimieren und die Nachhaltigkeit zu erhöhen. Als erstes Vollzeitmitglied dieser Einheit verspreche ich mir nicht nur eine steile Erfahrungskurve, sondern auch wirklich etwas zu bewegen.

Zur Person

Benjamin Schüßler, Jahrgang 1999, absolvierte nach seinem Abitur ein Duales Studium der Betriebswirtschaftslehre und schreibt derzeit seine Masterthesis an der Universität Mannheim.

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