Dr. Gerald Hauf, Geschäftsführer der Polymer-Gruppe und Dr. Antje Lieske, Leiterin der Abteilung Polymersynthese am Fraunhofer IAP

Dr. Gerald Hauf, Geschäftsführer der Polymer-Gruppe und Dr. Antje Lieske, Leiterin der Abteilung Polymersynthese am Fraunhofer IAP wollen mit neuen PLA-Copolymeren neue Anwendungsfelder für Biokunststoffe eröffnen. (Bild: Polymer-Gruppe)

Die Polymer-Gruppe hat mit Sobico (Solutions in Biocompounds) eine weitere Tochtergesellschaft gegründet. Im Mittelpunkt der Aktivitäten stehen flexible PLA-Copolymere, eine neuartige Klasse von Biokunststoffen, die unter dem Namen Plactid auf den Markt kommt. Die Entwicklung ist das Ergebnis der mehrjährigen Zusammenarbeit der Polymer-Gruppe mit dem Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung IAP, die durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gefördert wurde. Am 5. Juli 2022 wurde die Inbetriebnahme der ersten Produktionslinie in Pferdsfeld mit 150 Gästen gefeiert.

Was genau ist PLA?

Der Biokunststoff PLA, auch Polymilchsäure oder Polylactid genannt, wird aus Milchsäure gewonnen und hat im Bereich der Biokunststoffe mit das stärkste Marktpotenzial. Herkömmliche PLA-Materialien sind jedoch oft steif und spröde. Sobico beabsichtigt daher, dem bereits weit verbreiteten Biokunststoff PLA in der Form eines Copolymer völlig neue Anwendungsfelder zu erschließen, beispielsweise flexible Verpackungsfolien, automobile Spritzgussteile und thermoplastische Elastomere für Bauanwendungen.

„Unsere neu entwickelten PLA-Copolymere zeichnen sich dadurch aus, dass ihre mechanischen Eigenschaften in einem sehr weiten Bereich eingestellt werden können“, erklärt Dr. Gerald Hauf, Geschäftsführer der Polymer-Gruppe. „So können mit Plactid Reißdehnungen – ein Kennwert, der angibt an, wie verformbar ein Werkstoff ist – von 3 bis 300 Prozent erreicht werden. Das macht diese Biokunststoffe für ein deutlich breiteres Spektrum an Anwendungen interessant, als es bei herkömmlichem PLA der Fall ist“, sagt Hauf.

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(Bild: Bits and Splits - stock.adobe.com)

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Wie das neue Produktionsverfahren funktioniert

Das Fraunhofer IAP in Potsdam unterstützte sowohl bei Entwicklung des PLA-Copolymers als auch beim Herstellungsprozess. Das für PLA neuartige Produktionsverfahren basiert auf reaktiver Compoundierung, bei der aus Lactid und einem weiteren Comonomer ein PLA-Copolymer synthetisiert wird. Die normalerweise getrennten Verfahrensschritte der Polymerisation und der Compoundierung haben die Partner dabei in einem Prozess vereint. Das spart Zeit, Energie und Kosten.

Dr. Antje Lieske, Leiterin der Abteilung Polymersynthese am Fraunhofer IAP in Potsdam: „Über den Anteil des biobasierten PLA am so hergestellten Kunststoff können wir sehr präzise steuern, wie flexibel das Material am Ende ist. Unsere PLA-Copolymere sind momentan zwischen 75 und 95 Prozent biobasiert. Unser Ziel ist es, künftig komplett biobasierte Kunststoffe mit diesen mechanischen Eigenschaften zu erzeugen, die erdölbasierte Kunststoffe in möglichst vielen Anwendungen ersetzen können.“

Was mit der neuen Produktionsanlage erreicht werden soll

Auf einer Fläche von 2000 m² werden künftig pro Jahr 2.000 t der neuen Biokunststoffe produziert. Mittelfristig plant die Polymer-Gruppe eine Ansiedlung der Biokunststoffaktivitäten an einem neuen Standort in Idar-Oberstein auf einer rund 17,5 Hektar großen Fläche. Langfristig sollen dort 30 bis 50 Mio. Euro investiert, eine Produktionskapazität von 100.000 t pro Jahr und circa 300 Arbeitsplätze geschaffen werden.

„Unser Ziel ist es, bis 2030 den Anteil von Biokunststoffen und nachhaltigen Materialien an unserem Portfolio auf 30 Prozent zu steigern. Die gemeinsame Entwicklung mit dem Fraunhofer IAP ist unsere wichtigste Initiative, um dieses Ziel zu erreichen“, erklärt Hauf.

Quelle: Polymer-Gruppe

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