Teilnehmer der FSK-Fachtagung im Baykomm von Covestro

Gut 130 Teilnehmer fanden sich während der FSK-Fachtagung im Baykomm Communication Center von Covestro ein. (Bild: FSK)

Die Veranstaltung des Fachverband Schaumkunststoffe und Polyurethane e.V. (FSK) fand vom 22. bis 23. November 2023 beim gastgebenden Unternehmen Covestro in Leverkusen statt. Rund 130 fanden sich im Baykomm Communication Center ein.

Eröffnet wurde die Fachtagung vom formal noch amtierende FSK-Vorstandsvorsitzenden Albrecht Manderscheid, Cannon Deutschland, der die zunehmende Bedeutung der Themen Recycling und Kreislaufwirtschaft für die Polyurethanindustrie hervorhob. Langfristig könne Polyurethan (PU) demnach nur überleben, wenn zu diesen Themen Lösungen erarbeitet würden. Anschließende Fachvorträge, die sich mit dem aktuellen Stand der Arbeiten zu Recyclingtechnologien beschäftigen standen danach auf der Agenda. Auch eine Podiumsdiskussion war hierzu angesetzt.

Vorträge und Podiumsdiskussion zum Recycling von Polyurethanen

Nach 27 Jahren Vorsitz im FSK-Vorstand dankte Albrecht Manderscheid all den Kollegen, die ihn in dieser Zeit begleitet haben. „Diese 27 Jahre mit allem, was in dieser Zeit passiert ist, lassen sich in 10 Minuten nicht zusammenfassen“, erklärte dieser. Aber die paar Beispiele, die er nannte, angefangen von der Arbeit der verschiedensten Arbeitskreise über die vielen Veranstaltungen des FSK bis hin zu der Schulungsplattform für das REACH – Beschränkungsverfahren zum Umgang mit Diisocyanaten, ließen erahnen, was der FSK mit ihm als treibende Kraft während seiner Amtszeit erreicht hat.

Als Moderator für die beiden Veranstaltungstage begrüßte er den neuen FSK-Vorstandsvorsitzenden Jörg Arntzen, Dow. Die Vortragsreihen eröffnete Dr. Torsten Heinemann, Covestro Deutschland, mit seiner Keynote Speech „How to turn regulatory risks into opportunities”, mit der er die Teilnehmer auf die am Nachmittag stattfindende Podiumsdiskussion zum Thema „Chemisches Recycling“ einstimmte. Die europäische chemische Industrie sieht sich einer Vielzahl von Regularien gegenüber, die sie vor schwierige Herausforderungen stellt. Er räumte ein, dass die chemische Industrie Teil des Problems ist, betonte aber auch, dass die chemische Industrie wie keine andere in der Lage ist, die aktuellen Probleme zu lösen. Er appellierte an die gesamte Industrie, durch Kooperationen und Funding das Risiko für einzelne Unternehmen zu minimieren.

Dr. Matthias Hinrichs von der BASF stimmte mit seinem Vortrag ebenfalls auf die Podiumsdiskussion ein. In seinem Fachvortrag „Chemisches Recycling von Polyurethanen – Den Kreislauf schließen“ ging es darum „die Bindung zu knacken“. Anschaulich und nachvollziehbar stellte er das Recycling-Verfahren der Depolymerisierung dar. Ein klares Pro des Ansatzes ist der deutlich niedrigere Energieeinsatz gegenüber Gasification und Pyrolyse sowie ein deutlich geringerer CO2-Fußabdruck als bei der Gewinnung des Virigin-Materials. Mit Erfolg gekörnte Projekte gibt es laut Hinrichts etwa im Bereich von Schuhsohlen, Fahrradsitzen, Kühlschränken oder das Gemeinschaftsprojekt mit Neveon im Bereich der Matratzen. Diese Projekte hätten laut diesem alle eines gemeinsam: Es kommt auf die Qualität des Ausgangsmaterials an. Dann ist die Qualität des Recyclingprodukts gleichwertig zum Original.

Am Nachmittag stellten sich hochkarätige Experten in einer Podiumsdiskussion zum Thema „Chemisches Recycling“ den Fragen der Teilnehmer zu diesem Thema. In einer ausgesprochen lebendigen und offenen Diskussion vermittelten Dr. Martin Baumert, BASF Polyurethanes, Dr. Torsten Heinemann, Covestro Deutschland, Prof. Dr. Mathias Seitz, Hochschule Merseburg, und Dr. Annegret Terheiden, Evonik Operations, einen Überblick über den aktuellen technischen Stand und die vielfältigen offenen Punkte, etwa bezüglich Sammlung und Sortierung der Abfälle oder Spezifizierung von Rezyklat-Polyolen.

Podiumsdiskussion zum chemischen Recycling
Podiumsdiskussion zum chemischen Recycling (v.l.): Moderator Jörg Arntzen, Prof. Dr. Mathias Seitz, Dr. Martin Baumert, Dr. Annegret Terheiden und Dr. Torsten Heinemann. (Bild: FSK)

FSK zeichnet zukunftsweisende Innovationen aus

Einer der Veranstaltungshöhepunkte war dann am Nachmittag gekommen: Sven Müller, Getzner Werkstoffe, moderierte den Festakt zum Innovationspreis, den der FSK seit vielen Jahren vergibt. Ziel des FSK-Innovationspreises ist neben der Auszeichnung zukunftsweisender Ideen vor allem die Förderung von Nachwuchskräften sowie die Unterstützung von Kooperationen zwischen den Preisträgern und potenziellen Industriepartnern. Die vom FSK ausgewählte Fachjury bewertet nach einer Reihe von Kriterien, etwa Neuartigkeit, Markt- und Wettbewerbsfähigkeit, Nachhaltigkeit, technische Realisierbarkeit und Design. Es werden Preise im Bereich „Fachkräfte/Profis“ sowie „Nachwuchskräfte“ in verschiedenen Kategorien vergeben. Fünf der insgesamt 18 eingereichten Vorschläge wurden mit einem Innovationspreis prämiert.

Kunststoffrecycling: Der große Überblick

Mann mit Kreislaufsymbol auf dem T-Shirt
(Bild: Bits and Splits - stock.adobe.com)

Sie wollen alles zum Thema Kunststoffrecycling wissen? Klar ist, Nachhaltigkeit hört nicht beim eigentlichen Produkt auf: Es gilt Produkte entsprechend ihrer Materialausprägung wiederzuverwerten und Kreisläufe zu schließen. Doch welche Verfahren beim Recycling von Kunststoffen sind überhaupt im Einsatz? Gibt es Grenzen bei der Wiederverwertung? Und was ist eigentlich Down- und Upcycling? Alles was man dazu wissen sollte, erfahren Sie hier.

Das bot der zweite Veranstaltungstag

Dr. Catherine Lövenich, Covestro Deutschland, gab ein Update zum aktuellen Stand in dem öffentlich geförderten Projekt „Circular Foam: die Entwicklung von chemischen Recycling-Technologien für Polyurethan-Hartschaum. In dem Verbundprojekt werden verschiedene Lösungswege untersucht. Insbesondere ging sie auf die Chemolyse und die „Smart Pyrolyse“ ein.

Dem aktuellen Trend der Digitalisierung trug Dr. Dennis Krause, Covestro Deutschland, mit seinen Ausführungen zu „Foaming Simulation – A digital technology for early insights during development“ Rechnung. Seine Simulationsergebnisse erlauben bereits früh eine Optimierung der Prozessparameter, insbesondere der Werkzeugauslegung, beispielsweise Position der Einspritzpunkte, Entlüftungsplan, Werkzeugtemperatur usw. Dadurch kann die Zahl der notwendigen Technikumsversuche und damit auch die Entwicklungszeit deutlich verringert werden.

Den Vortragsreigen beendete Fabian Tenberge, Remondis Recycling, mit seinem Vortrag „Remondis Recycling“, der das Thema aus einem ganz anderen Blickwinkel betrachtete. Am Beispiel von Matratzen zeigte er die Probleme auf, mit denen sich ein Entsorgungsunternehmen konfrontiert sieht: angefangen damit, dass sich das Abfallaufkommen nicht genau nachvollziehen lässt, da es keinen spezifischen Abfallschlüssel für Matratzen gibt, sind die Wege, wie die Matratzen im Abfall landen, sehr vielfältig. Entsprechend sind die Matratzen in der Regel stark verunreinigt, so dass letztendlich ein Großteil nur zur thermischen Verwertung genutzt werden kann.

Ein positives Fazit zog Klaus Junginger, Geschäftsführer des FSK: „Wir freuen uns über die positiven Rückmeldungen der Teilnehmer bei der rundum gelungenen 22. Fachtagung unseres Verbandes“. Wie gewohnt wurden auf dem Event brandaktuelle aktuelle Themen aus der Polyurethan-Industrie angesprochen und der FSK bot erneut eine optimale Plattform, sein tragfähiges Netzwerk aktiv weiterzuentwickeln.

Covestro-Technikum als Teil der Fachtagung

Bei Covestro war es den Teilnehmern dann auch möglich, das Technikum von Covestro zu besichtigen. An der ersten Station wurde in einer Life-Demonstration die Herstellung eines Verbundwerkstoffs durch Formpressen gezeigt: Eine Polyurethanformulierung wird auf ein Sandwich aus Papierwaben und Glas-, Natur- oder Kohlefasermatten gesprüht und anschließend verpresst. Das Ergebnis sind leichte Kompositstrukturen mit guter Biegefestigkeit und Torsionssteifigkeit.

Die zweite Station zeigte das moderne Doppeltransportband zur Herstellung von Metall-Sandwich-Elementen und Dämmplatten, erlaubt also die Verarbeitung sowohl starrer als auch flexibler Deckschichten und ist damit wohl fast einzigartig.

Als letzte Station hatten die Teilnehmer die Gelegenheit, sich über den Einsatz von Polyurethanen bei der Konstruktion von Rotorblätter für Windkrafträder zu informieren. Diese bestehen aus Hochleistungsverbundwerkstoffen, die hergestellt werden, indem mittels Vakuums eine Glasfasermatrix mit einem Infusionsharz durchtränkt wird. Die Verwendung von PUR-Harzen erlaubt schnellere Aushärtungszeiten und liefert Verbundwerkstoffe mit sehr guten mechanischen Eigenschaften und hoher Ermüdungsbeständigkeit.

Quelle: FSK

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