Mann mit Brille und verschränkten Armen steht vor einem Computerbildschirm

Dipl.-Ing. (FH) Heiko Köferl, Geschäftsführer Koeferl-Consulting, kam per Zufall zu seinem Traumberuf. (Bild: Heiko Köferl)

Nach dem klassischen Werdegang eines Abiturienten des Wirtschaftsgymnasiums und der doch sinnvoll angelegten Zeit als Sanitäter bei der Bundeswehr hatte ich mich auf Studienplatzsuche begeben. Ganz klar, BWL sollte es sein! Die Idee hatten noch mehr Leute und so landete ich für den BWL-Studiengang in Würzburg auf der Warteliste…

Warum nicht Kunststofftechnik? Mein Vater hatte Schreiner gelernt und hat als klassischer Quereinsteiger bis zur verdienten Rente als Kunststoffformgeber gearbeitet. Dass hat mich früh zur Ferienarbeit in einer Spritzerei gebracht. Ich möchte nicht behaupten, dass mich das Angusszupfen und -aussortieren so fasziniert hat, dass ich gleich in diese Fachrichtung einsteigen wollte, aber dennoch habe ich „mein Kreuz“ bei diesem Studiengang gesetzt und wurde angenommen.

Zu meinem Entsetzen musste ich schon nach der ersten Woche feststellen, dass ein Ingenieurstudiengang, zumindest zu dieser Zeit, zu 90 % aus Mathematik und Physik besteht, also die Fächer, die ich entweder nur im Grundkurs oder abgewählt hatte. Ich kann mich noch sehr gut an das Gesicht erinnern, das meine Sitznachbarin gemacht hat, als ich gefragt habe, was eigentlich Integralrechnung sei. Kurzum, nach großen anfänglichen Zweifeln und mit innerlichen Durchhalteparolen machte ich weiter und siehe da, irgendwann in den weiteren Semestern kamen dann auch Themen, die wirklich mit Kunststoff zu tun hatten.

Nach nun 25 Jahren im Projekt-, operativen und Prozessentwicklungsgeschäft in der Spritzgiesstechnik kann ich sagen, dass der einstige Zufall zur Berufswahl das Beste war, was mir passieren konnte!

Der Werkstoff, Kunststoff bietet in vielerlei Hinsicht unendliche Möglichkeiten und ist aus unserem modernen Leben nicht mehr wegzudenken. Die Entwicklung der Maschinen-, Werkzeug- und Prozesstechnologie hat in den letzten Jahren eine Geschwindigkeit aufgenommen, für deren Weiterentwicklung es gut ausgebildete und damit auch motivierte Fachkräfte bedarf. KI und Digitalisierung im Spritzguss werden meiner Meinung nach nur möglich, nach einer Investition in „Human Intelligence“.

Dem jetzt schon vorhandenen Fachkräftemangel, muss entgegengewirkt werden! Einerseits mit einem attraktiven Studiengang, aber auch Ausbildungsinitiativen in den Unternehmen selbst. Haben sie Quereinsteiger?! Machen sie diese zu Fachkräften! Schulung hilft nachweislich. Hier verweise ich nochmals auf meinen Vater. Damit geben sie dem Mitarbeiter, Motivation und einen Sinn an seinem Tun, das letztendlich zum Unternehmenserfolg beiträgt. Leider kenne ich zu viele Unternehmen, die dies häufig aus immer denselben Gründen nicht umsetzen. Die Investition in Wissen macht sich nicht kurzfristig bezahlt, sondern dauerhaft.

Die Herstellung, Verarbeitung und das Recycling des Wertstoffs Kunststoff ist eine der größten Herausforderungen, um den Weg in eine nachhaltige Zukunft zu beschreiten. Die klassische Kunststofftechnik, so wie sie seit Jahren gelehrt wird, bleibt in ihren Grundsätzen erhalten und es kommen nun essentielle Erweiterungen hinzu. Wir benötigen neuartige Neuware-Werkstoffe und hochwertige, wirtschaftlich attraktive Rezyklate sowie optimierte Verarbeitungsverfahren, die ein Win-Win für Unternehmen und die Umwelt darstellen. Neue Prozesstechnologien, vorhandene Prozesse digitalisieren, um sie zu optimieren, neuartige Werkstoffe sicher verarbeitbar machen – all dies macht Kunststofftechnik zu einer der gefragtesten Zukunftstechnologien und zugleich zum praktizierten Umweltschutz.

Das Studium der Kunststofftechnik gibt dir die besten Voraussetzungen, um an diesen Zukunftstechnologien mitzuarbeiten.

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