Mit dem Texoversum hat die Hochschule Reutlingen ein Ausbildungs- und Innovationszentrum für die Textilindustrie in Betrieb genommen. Das Gebäude besitzt eine fast 2.000 m² große textilartige Fassade. Diese wurden aus Fasern gewickelt, die mit einem speziellen Kunststoffharz fixiert werden.
Die Fassade des Texoversum ist nur ein Beispiel für eine ganz neue Technologie, die das Bauwesen komplett revolutionieren könnte. Die Konstruktion wurde am Computer entworfen und basiert auf Carbonfasern, die von Robotern gewickelt werden. Ähnlich wie Netzwerke in der Natur, etwa in Spinnennetzen, Käferflügeln oder Palmenblättern, sind auch die Faserstrukturen sehr leichtgewichtig, aber zugleich hoch belastbar, und kommen mit einem sehr geringen Materialeinsatz aus. Das spart nicht nur Ressourcen, sondern erleichtert auch Transport und Montage der Bauelemente. Den Angaben zufolge sind auch Naturfasern wie Flachs geeignet.
Warum Fasern zu verarbeiten den CO2-Fußabdruck senkt
Miterfinder der innovativen Technologie ist der Architekt Prof. Moritz Dörstelmann, dessen Unternehmen Fibr auch die Fassade des Texoversum realisiert hat: "Im Gegensatz zu herkömmlichen Stahl- und Betonkonstruktionen kommen wir mit einem Minimum an Material aus, denn die Roboter verarbeiten nur so viele Fasern, wie für die Festigkeit der jeweiligen Konstruktion benötigt werden. Dadurch sparen wir auch große Mengen an CO2-Emissionen ein." Vorteilhafte Anwendungen der Technologie sieht Dörstelmann auch in Dachkonstruktionen, Stützen und nicht zuletzt dem Innenausbau.
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Wie die Fasern stabilisiert und gegen die Witterung geschützt werden
Für die nötige Festigkeit und Dauerhaftigkeit des Verbunds sorgt das aliphatische Polyurethanharzsystem Desmocomp von Covestro, in dem die Fasern wie in einer Matrix eingebettet werden. "Das Harz ist sehr beständig gegen Witterungseinflüsse und die energiereiche UV-Strahlung der Sonne und eignet sich deshalb sehr gut für Außenanwendungen", erläutert Pejman Norastehfar, Architekt und Fachmann für Bauanwendungen im Segment Coatings and Adhesives bei Covestro. "Weitere Pluspunkte im Baubereich sind seine hervorragende Chemikalien- und Flammbeständigkeit."
Im Texoversum übernimmt die gesponnene Fassade gleich mehrere wichtige Funktionen: sie verleiht dem Gebäude eine einzigartige Optik und stabilisiert die umlaufenden Balkone. Zudem dient sie als Geländer und sorgt für die nötige Beschattung der dahinterliegenden Glasfront. Das Gebäude bietet rund 3.000 m² Fläche für Werkstätten, Labore, eine Textilsammlung, Think-Tank-Flächen und Unterrichtsräume. Die Kosten für die Errichtung des Texoversum in Höhe von 18,5 Mio. Euro wurden vom Arbeitgeberverband Südwesttextil übernommen, zu dessen Mitgliedern auch Fibr in Kernen östlich von Stuttgart gehört.
Quelle: Covestro
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