Rauchende Industrieschlote

Braucht es mehr politische Anerkennung und Unterstützung seitens der Politik? (Bild: Pixource - Pixabay)

CO2 als Ressource im Kreislauf
(Bild: Nova-Institut)

Die Renewable Carbon Initiative (RCI), ein Zusammenschluss von mehr als 60 renommierten Unternehmen, KMUs und Start-ups, hat das Nova-Institut mit dem Erstellen des Hintergrundberichts „Making a Case for Carbon Capture and Utilisation (CCU) – it is much more than just a carbon removal technology“ beauftragt. Der Bericht ist ein wissenschaftlich begründetes Plädoyer für die CO2-Nutzung.

Das zentrale Ziel von RCI ist es, den Übergang von fossilem zu erneuerbarem Kohlenstoff in allen Chemikalien und Materialien zu erleichtern. Neben Biomasse und Recycling ist die CO2-Nutzung eine der drei verfügbaren Optionen für die Versorgung mit erneuerbarem Kohlenstoff, ihr Potenzial wird jedoch von den politischen Entscheidungsträgern nicht ausreichend anerkannt. Einer der Hauptgründe dafür ist der weit verbreitete Irrglaube, dass CCU die Emissionen nur verzögert und daher nicht zur Eindämmung des Klimawandels oder zum Erreichen von Netto-Null-Emissionen beiträgt – zwei entscheidende Ziele, die im Mittelpunkt der globalen Klimapolitik stehen. Wenn CCU von der Politik akzeptiert wird, dann oft im Zusammenhang mit der langfristigen Speicherung von Kohlenstoff oder der Entfernung von atmosphärischem/biogenem Kohlendioxid.

CCU – Welche Vorteile und Anwendungen gibt es?

Das jüngste RCI-Papier ist ein klares Plädoyer für CCU: Die Technologie bietet vielfältige Lösungen für drängende Probleme unserer modernen Welt und kann bei richtiger Umsetzung das Erreichen mehrerer Ziele der nachhaltigen Entwicklung unterstützen. Insgesamt werden in dem Papier 14 verschiedene Nutzen und Vorteile von CCU beschrieben und diskutiert. Ein entscheidender Vorteil ist, dass CCU erneuerbaren Kohlenstoff in Industrien liefert, die langfristig Kohlenstoff benötigen – und damit fossilen Kohlenstoff ersetzt. Dazu gehören der Chemiesektor und Produkte wie Polymere, Kunststoffe, Lösungsmittel, Farben, Reinigungsmittel, Kosmetika oder Pharmazeutika. Verschiedene CO2-basierte Kunststoffe, Waschmittel, Textilien oder Kraftstoffe werden bereits produziert und sind auf dem Markt. CCU ist aber auch entscheidend für eine langfristige Netto-Null-Strategie und für die Schaffung einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft. Gleichzeitig bietet CCU-Lösungen für den Ausbau des Systems der erneuerbaren Energien und bringt vielfältige Vorteile für Innovation und Wirtschaft. Die Bedeutung dieser Technologie ist in Europa bislang nur unzureichend anerkannt worden. Die RCI möchte hier aber ein klares Zeichen setzen:

Kunststoffrecycling: Der große Überblick

Mann mit Kreislaufsymbol auf dem T-Shirt
(Bild: Bits and Splits - stock.adobe.com)

Sie wollen alles zum Thema Kunststoffrecycling wissen? Klar ist, Nachhaltigkeit hört nicht beim eigentlichen Produkt auf: Es gilt Produkte entsprechend ihrer Materialausprägung wiederzuverwerten und Kreisläufe zu schließen. Doch welche Verfahren beim Recycling von Kunststoffen sind überhaupt im Einsatz? Gibt es Grenzen bei der Wiederverwertung? Und was ist eigentlich Down- und Upcycling? Alles was man dazu wissen sollte, erfahren Sie hier.

Was mit CCU möglich werden kann

CO2-basierte Produkte
(Bild: Nova-Institut)

CCU ist eine Schlüsseltechnologie für die Zukunft, denn sie ermöglicht die Substitution von fossilem Kohlenstoff in Sektoren, in denen Kohlenstoff langfristig benötigt wird, und unterstützt die vollständige Defossilisierung der Chemie- und Werkstoffindustrie. CO2 kann aus verschiedenen Quellen abgeschieden und in eine Vielzahl von Brennstoffen, Chemikalien und Materialien umgewandelt werden. Ohne CCU bleiben nur Recycling und Biomasse, um den gesamten nicht-fossilen Kohlenstoffbedarf einer nachhaltigen, defossilisierten Zukunft zu decken. Alle drei Optionen zusammen maximieren jedoch das technologische Potenzial, um für jede Situation die beste Lösung zu finden und eine Kohlenstoff-Kreislaufwirtschaft zu schaffen. Durch die Schaffung nachhaltiger Kohlenstoffkreisläufe verringert CCU die Emissionslücke und fördert die Kreislaufwirtschaft. Darüber hinaus fördert CCU Innovationen, generiert lokale Wertschöpfung und stimuliert das Wachstum von Arbeitsplätzen. Die Konsequenz eines Verzichts auf CCU ist eine anhaltende Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen.

Christopher vom Berg, einer der Hauptautoren des Papiers: „Jedes Gramm Kohlenstoff, das durch CCU im Kreislauf gehalten werden kann, muss nicht (aus fossilen Ressourcen) gefördert oder durch Kohlenstoffspeicherung (CCS) in den Boden gepresst werden. CCU ist der Inbegriff einer kreislauforientierten (Kohlenstoff-)Wirtschaft“

Warum wird CCU bisher nur begrenzt eingesetzt?

CCU ist eine junge und energieintensive Industrie mit wenigen eindeutigen Fürsprechern. Die Technologie konkurriert mit etablierten, hochentwickelten Industrien mit starken Lobbys (z.B. fossile Industrien, Biokraftstoffsektor) über viele Produkte und Sektoren hinweg. Darüber hin-aus führt der starke Fokus der Politik auf Netto-Null dazu, dass einige Interessengruppen die verbleibende zukünftige Nachfrage nach Kohlenstoff als Rohstoff ignorieren – und daher nur auf kohlenstofffreie Energie und Kohlenstoffspeicherung für die verbleibenden Emissionen drängen.

Es gibt keine harmonisierte regulatorische Unterstützung für CCU. Stattdessen gibt es ein Flickwerk von regulatorischen Anreizen und Hemmnissen. Dieses Flickwerk fördert derzeit CCU für Brennstoffe und langfristige Speicherung, aber nicht für den einzigen Sektor, der einen klaren Bedarf an langfristiger Kohlenstoffversorgung hat – Chemikalien und Materialien. Gleichzeitig mangelt es der CCU als junger Technologie an eindeutigen Fürsprechern und sie hat Schwierigkeiten, sich im Wettbewerb mit starken, seit langem etablierten Sektoren zu behaupten. Um die Entwicklung des gesamten Sektors der Kohlenstoffabscheidung voranzutreiben und CCU zu einer zentralen Säule eines umfassenden Kohlenstoffmanagements zu machen, ist eine angemessene Unterstützung und Förderung durch die Politik erforderlich.

RCI ist der Ansicht, dass die oberste Priorität für Europa darin bestehen sollte, die Emissionslü-cke (und damit das Problem der Überschreitung der Kohlenstoffziele) so weit wie möglich zu minimieren und gleichzeitig die Kohlenstoffabscheidung als technologischen Backup-Plan zu entwickeln, um unsere Klimaziele zu erreichen. Diese Ziele zu verfehlen ist schlicht keine Option, deshalb müssen bewährte Technologien zur Kohlenstoffabscheidung weiterentwickelt und skaliert werden. Aber mit starken Investitionen in erneuerbare Energien und CCU kann die ver-bleibende Emissionslücke deutlich auf die wirklich unvermeidbaren Emissionen reduziert wer-den.

Michael Carus, einer der Hauptautoren des Papiers: „Es ist einfach absurd, dass Kraftwerke und Industrie ihre CO2-Emissionen mit großem Aufwand über lange Pipelines im Boden spei-chern (CCS) sollen, während sie gleichzeitig weiterhin fossilen Kohlenstoff aus dem Boden nut-zen – anstatt den Kohlenstoff über CCU im Kreis zu fahren. Es ist ein politischer Skandal, dass es in Europa keinen politischen Rahmen gibt, der die Abscheidung und Nutzung von fossilem CO2 attraktiv macht“.

Der vollständige Bericht ist kostenfrei verfügbar.

Quelle: RCI

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