Biokunststoffe sind auch weiterhin gefragt: das geht aus gemeinsamen Marktdaten von European Bioplastics und dem Nova-Institut hervor. Hatte die Gesamtkunststoffproduktion im Jahr 2020, mit Ausbruch der Corona-Pandemie, mit einer Stagnationsphase zu kämpfen, so gibt es speziell für die Biokunststoffproduktion nun neue Impulse. So soll den Daten nach, die Produktionskapazität von rund 2,23 Mio. t im Jahr 2022 auf etwa 6,3 Mio. t im Jahr 2027 ansteigen.
"Die positive Entwicklung der Produktionskapazitäten für Biokunststoffe muss im globalen Kontext von Klimakrise, steigenden Energiekosten und unterbrochenen Wertschöpfungsketten gesehen werden. Doch trotz dieser Herausforderungen wachsen die Produktionskapazitäten für Biokunststoffe. Dies zeigt einmal mehr die Widerstandsfähigkeit und Bedeutung unserer Branche", erklärt Hasso von Pogrell, Geschäftsführer von European Bioplastics (EUBP).
Aufgrund einer starken Entwicklung von Polymeren wie Polyhydroxyalkanoate (PHA), Polymilchsäure (PLA), biobasierten PAs (Polyamide) sowie einem stetigen Wachstum von biobasiertem Polypropylen (PP) wird die Produktionskapazität in den nächsten 5 Jahren weiter deutlich steigen und sich diversifizieren.
Was sind die wichtigsten Anwendungsbereiche für Biokunststoffe?
Der größte Anwendungsbereich für Biokunststoffe bleibt den Marktdaten zufolge der Verpackungsbereich mit 48 % des gesamten Biokunststoffmarktes im Jahr 2022. Das entspricht einer Produktionskapazität von 1 Mio. t. Die Daten bestätigen auch, dass Biokunststoffe bereits in vielen anderen Sektoren eingesetzt werden, und das Anwendungsportfolio wird weiter diversifiziert. Segmente wie Automobil und Transport, Landwirtschaft und Gartenbau sowie Elektrik und Elektronik werden in den nächsten Jahren in ihrem relativen Anteil weiter moderat wachsen.
Welchen Anteil hat Asien an der Biokunststoffproduktion?
Mit Blick auf die regionale Kapazitätsentwicklung bleibt Asien mit einem Anteil von etwas mehr als 40 % der Biokunststoffe, die derzeit in dieser Region hergestellt werden, der wichtigste Produktionsstandort. Derzeit befindet sich noch ein Viertel der Produktionskapazität in Europa. Es wird jedoch erwartet, dass der Anteil Europas und der anderer Weltregionen in den nächsten fünf Jahren deutlich zurückgehen wird. Im Gegensatz dazu wird prognostiziert, dass Asien bis 2027 die 60-Prozent-Marke überschritten haben wird.
"Wir werden in den nächsten Jahren einen rasanten Anstieg der Biokunststoffproduktion erleben. Die große Frage ist jedoch, ob Europa weiterhin eine bedeutende Rolle in der Weltliga der Biokunststoffe spielen will oder ob es seine Führungsrolle auf dem Gebiet der innovativen nachhaltigen Materialien aufgibt“, sagt der Geschäftsführer der EUBP. Im zufolge benötigen Investitionen in die Infrastruktur und in die Forschung die richtigen politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Er appelliert zugleich, dass die europäische Politik die vielen Initiativen im Rahmen des European Green Deal nutzen sollte, um biobasierte und kompostierbare Kunststoffe klar anzuerkennen und zu fördern.
Alles zum Thema Biokunststoffe
Auf dem Weg zu einer klimaneutralen Zukunft müssen verschiedenste Rädchen ineinander greifen. Doch wie schaffen wir es, die Dekarbonisierung unserer Gesellschaft umzusetzen? Biokunststoffe sind ein wichtiger Hebel um diesem Ziel näher zu kommen. Doch was wird unter einem Biokunststoff eigentlich verstanden? Wo werden diese bereits eingesetzt? Und ist "Bio" wirklich gleich "Bio"? Wir geben die Antworten. Alles, was Sie zu dem Thema wissen sollten, erfahren Sie hier.
Welche Fläche nimmt der Anbau nachwachsender Rohstoffe ein?
Die Anbaufläche für nachwachsende Rohstoffe zur Herstellung von Biokunststoffen wird für das Jahr 2022 auf 0,8 Mio. Hektar geschätzt und macht damit weiterhin nur etwas mehr als 0,01 % der weltweiten Agrarfläche von 5 Mrd. Hektar aus. Mit dem geschätzten Wachstum der weltweiten Biokunststoffproduktion in den nächsten fünf Jahren wird der Anteil der Landnutzung für Biokunststoffe auf noch unter 0,06 % steigen.
"Bezogen auf die verfügbare landwirtschaftliche Fläche ist dieser Anteil noch minimal. Es gibt also keine Konkurrenz zwischen den nachwachsenden Rohstoffen für Nahrungs- und Futtermittel und der Produktion von Biokunststoffen", sagt von Pogrell und ergänzt: "Über 90 Prozent der weltweiten landwirtschaftlichen Fläche werden für Weide, Futter- und Nahrungsmittel genutzt. Dies ist auch in der politischen Debatte um die Nutzung von Flächen für die biobasierte Industrie von entscheidender Bedeutung.“
Quelle: European Bioplastics