Mann mit ergrauten Locken in blauem Hemd und dunkelgrauem Sakko auf einer Messe

Dr.-Ing. Robert Vaculik, Inhaber Vaculik Consulting, Konstanz (Bild: Redaktion)

Die Welt hat sich geändert. Nicht nur im Blick auf die Studienwahl aber natürlich auch dort. Als ich mich entschieden habe, ein Ingenieurstudium zu beginnen, war die Begeisterung für Technik der Hauptmotivator, weniger das Berufsbild, das sich daraus ergab. Erstmal anfangen und dann mal schauen, wie es weitergeht. Die Wahl fiel auf Maschinenbau. Das Interesse für Kunststoff kam erst viel später, und die Motivation war dadurch geweckt, dass es sich um ein modernes und unendlich vielseitiges Technikfeld handelt, bei dem sich unendliche Möglichkeiten eröffnet haben. Was wollte man damals nicht alles aus Kunststoff machen? Einiges ist umgesetzt worden, einiges ist als Vision auf der Strecke geblieben, aber die Mehrzahl der Innovationen ist tatsächlich im wenig sichtbaren Detail entstanden. Dies betrifft Medizintechnik, die heute ohne Kunststoff nicht mehr denkbar ist. Automobilanwendungen, die Autos deutlich leichter und komfortabler gemacht haben, Carbon hat sich im Sportbereich etabliert, und sogar die stark in der Kritik stehende Verpackungstechnik, die Hygienestandards auf ein neues Level gebracht hat und die „Lebensdauer“ von Nahrungsmitteln um ein Vielfaches verlängert hat. Kunststoffanwendungen haben das Leben besser gemacht.

Leider ist das Thema Recycling lange Zeit nicht so beachtet worden, wie wir uns das heute wünschen. Der Grund ist einfach, Recycling kostet Geld und letztlich war niemand bereit dafür zu bezahlen. Das heißt, die Herausforderungen sind groß und ein „System“ muss umgestaltet werden.

Eine große Aufgabe, für die man begeisterte, junge Kunststoffingenieurinnen und -ingenieure braucht. Eine gute, technische Ausbildung ist die Voraussetzung. Es geht nicht darum Kunststoff zu vermeiden, das ist schlichtweg nicht möglich, sondern Kunststoffanwendungen sinnvoll und nachhaltig zu gestalten. Hierbei reicht es natürlich nicht, sich nur um das Thema Müllverwertung zu kümmern, auch wenn das aktuell im Vordergrund steht. Um die Anforderungen hinsichtlich Nachhaltigkeit mit Kunststoff zu meistern, muss die gesamte Wertschöpfungskette neugestaltet werden, von den Rohstoffen aus denen Kunststoff gemacht wird, über die Bauteilgestaltung, das Verarbeiten bis zum Wiederverwerten. Das Thema Digitalisierung spielt hierbei eine maßgebliche Rolle. Kunststoffingenieure sind nicht nur Material-und Verarbeitungsexperten, sondern auch Anwender modernster Digitalisierungsmethoden. Kunststoffbauteile werden mit der Hilfe von KI entwickelt und unsichtbare Codes auf der Oberfläche helfen beim Recycling.

Ich finde das unglaublich spannend und hoffe es gibt genügend begeisterte Studienanfänger, die mithelfen wollen, die Zukunft nachhaltig zu gestalten.

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