2 Männer vor einer Industrieanlage

Michael Däbritz, Geschäftsführer Varioplast, und Pierre Däbritz, Assistenz der Geschäftsleitung, der wie sein Vater Kunststofftechnik studierte. (Bild: Varioplast)

Noch bis kurz vor dem Abitur hätte ich mir damals sehr gut ein Studium der Astrophysik vorstellen können. Dass es dann ganz anders kam, lag nicht nur an den begrenzten beruflichen Möglichkeiten als Astrophysiker. Sondern das elterliche Spritzgießunternehmen hat die Entscheidung von Michael Däbritz für ein Studium der Kunststofftechnik natürlich maßgeblich mit beeinflusst.

Rückblickend bin ich froh diesen Weg eingeschlagen zu haben. Denn es gibt kaum ein anderes Berufsfeld, in dem man mit so vielen unterschiedlichen Themen befasst ist und gestalterisch tätig sein kann.

Es ist mehr als schade, dass in der öffentlichen Wahrnehmung der Kunststoff an sich und damit die Kunststofftechnik nicht den guten Ruf genießt, den sie verdient. Schließlich müsste heute jeder wissen, dass unsere moderne Zivilisation ohne Kunststoff weder satt werden würde, praktisch keine medizinische Versorgung hätte, nicht mobil wäre und weder über Telekommunikation noch Windkraft sinnvoll einsetzen könnte. Die Liste ließe sich beliebig verlängern. Selbst wenn sich Kunststoff in Randbereichen durch andere Werkstoffe substituieren ließe, wäre auch dies ohne immense Steigerung des CO2-Footprints nicht möglich. Den Kunststoff medial auf die zweifellos unschönen und vor allem aber absolut unnötigen Abfälle in den Weltmeeren zu reduzieren, bringt uns nicht weiter. Diese zu minimieren beziehungsweise zu vermeiden muss natürlich das Ziel sein und bleiben. Gefragt sind dabei jedoch sinnvolle internationale staatliche Vorgaben und schließlich die strikte Kontrolle der Einhaltung derselben.

Kunststoffingenieurinnen und -ingenieure haben jedoch auch durchaus jede Menge Möglichkeiten Werkstoff- und Produktentwicklungen in vielen Bereichen zu gestalten und damit gerade auch die Nachhaltigkeit im Blick zu haben, den CO2-Footprint weiter zu reduzieren und Ressourcen zu schonen.

Wir bei Varioplast beispielsweise haben seit langem in mehrerlei Hinsicht den Fokus auf die Ökologie gerichtet und erhalten damit nebenbei auch unseren Wettbewerbsvorsprung: Bei der Entwicklung und dem Design neuer Bauteile und Produkte achten wir gemeinsam mit unseren Kunden auf besonders ressourcenschonende Bauteilkonstruktion bei gleichzeitig optimaler Funktionalität und Anmutung.

Durch die Entwicklung eigener Produkte und Prozesse können wir durch Patente wie Varioboxx, Turbotherm, Varioblend erhebliche Ressourcen- und Energieeinspareffekte erzielen. Und durch die direkte und vollautomatisierte Verknüpfung von unterschiedlichen Prozessen wie beispielsweise Spritzgießen und Lackieren heben wir beträchtliche Effizienzpotentiale, durch welche wir den CO2-Footprint der so produzierten Produkte um bis zu 75 % reduzieren.

Nicht zuletzt kommen wir bei der Heizung unserer Fabrikations-, Lager- und Bürogebäude völlig ohne fossile Brennstoffe aus, da wir mittels Geothermie und Maschinenabwärmerückgewinnung in Kombination mit einer 600 kWp PV-Anlage sowie Wärmepumpentechnik quasi Aktivhausstandard erreicht haben.

Kunststoffingenieurinnen und -ingenieure können sich also durchaus auch in einem mittelständischen Unternehmen hervorragend entwickeln und entfalten und dabei auch in Sachen Nachhaltigkeit und Umweltschutz viel Positives bewirken.

Letztlich bietet das gesamte Feld der Kunststofftechnologie vielfältigste Betätigungs- und Aufstiegsmöglichkeiten für junge Menschen. Ein Beleg dafür sind für mich nicht zuletzt die sehr beachtlichen beruflichen Karrieren bis hin zur Konzernführung, auf die einige meiner Studienkolleginnen und -kollegen heute zurückblicken und auf die sie stolz sein können.

Daher kann ich jeden Berufssuchenden nur ermuntern, sich eingehend mit den Möglichkeiten und Perspektiven einer kunststofftechnischen Ausbildung oder Studiums der Kunststofftechnik zu befassen. Eine hervorragende Basis für eine erfolgreiche und erfüllende berufliche Laufbahn ist damit jedenfalls gesichert.

Das Interesse für Astrophysik muss damit ja nicht verloren gehen…

"Kunststindustrie bietet vielfältige Berufsmöglichkeiten"

Junger Mann im dunklen Anzug
Pierre Däbritz ist begeisterter Kunststofftechniker in 3. Generation. (Bild: Redaktion)

Kunststoffe sind omnipräsent in unserem Alltag und ihre Rolle in verschiedensten Industriebereichen ist unaufhaltsam gewachsen. Ein Studium im Bereich Kunststofftechnik eröffnet nicht nur ein tiefgreifendes Verständnis für die Faszination und Vielseitigkeit dieser Materialien, sondern bietet auch die Möglichkeit, an der Gestaltung zukunftsweisender Innovationen insbesondere für den Erhalt unserer Umwelt teilzuhaben. Von der Entwicklung nachhaltiger Materialien bis hin zur Revolutionierung industrieller Prozesse, bietet die Kunststofftechnik ein breites Spektrum an Möglichkeiten für Menschen, die Ihre Zukunft mitgestalten wollen.

Für mich war der Schritt in diese Branche sehr leicht, da ich schon in jungem Alter durch den elterlichen Betrieb mit Kunststoffen in Berührung kam. Die Firma Varioplast besteht seit nun mehr als 50 Jahren und wurde von meinem Großvater Konrad Däbritz gegründet, nachdem er den Variopott erfunden hatte, einem mit der Pflanze wachsenden Blumentopfgebilde, welches im Spritzgussverfahren produziert wurde. Nach dem Spritzgießen kamen weitere Prozesse in das Portfolio der Firma Varioplast, welche hauptsächlich der Veredelung der Spritzgussteilen dienen. Dabei wurde und wird schon immer darauf geachtet, so ressourcenschonend wie möglich zu arbeiten. Mit der Einführung von Robotern wechselte man zum Beispiel vom Spindellackieren zur präzisen Roboterlackierung, bei der der Verbrauch des Lacks drastisch abnahm. Durch den hohen Einsatz von Robotern, welcher mittlerweile pro 100 Mitarbeitern fast 40 % beträgt, wurde der CO2-Footprint maßgeblich reduziert, da ein inline-Prozess durch das Vermeiden einer Zwischenlagerung der Spritzgussteile zu keinem zusätzlichen Ausschuss durch Verunreinigung führt.

Die vielseitigen Verarbeitungsmöglichkeiten und das wachsende Interesse an Kunststoffen führte dazu, mich für das Kunststofftechnik Studium zu begeistern. Für einen jungen Menschen ist dieses Studium ein großes Sprungbrett für Karrieremöglichkeiten. Die Nachfrage an Kunststofftechnikingenieuren ist so hoch wie noch nie zuvor, was für viele die Chance bietet mit einem hohen Einstiegsgehalt in das Berufsleben zu starten.

Leider werden die Anmeldezahlen an den Universitäten und Hochschulen dieses Studienganges aufgrund mangelhafter medialer Darstellung von Kunststoffen und deren Auswirkungen auf die Umwelt immer niedriger. Kunststoffe können umweltfreundlich sein und es liegt an der zukünftigen Generation alles zu tun, diese Industrie nicht in Länder abwandern zu lassen, die sich eine umweltfreundliche Produktion nicht leisten können, sondern die bereits bestehende Industrie in Europa und vor allem in Deutschland zu stärken. Hier sind Ingenieure gefragt, die weiterhin die Innovationen in dieser Branche vorantreiben wollen und somit die vorhandenen Arbeitsplätze in Deutschland erhalten oder sogar ausbauen können.

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