verschiedene Maschinen in einer Halle

Die Forschung wird 4 Jahre lang unterstützt und es wird erstmals ein Vergleich der gängigen Recycling-Methoden durchgeführt. (Bild: IKK)

Haltegriffe, Kofferraumabdeckungen und Mittelkonsolen: Viele Fahrzeugteile sind aus Kunststoff gefertigt. Gegenüber Metall hat dies viele Vorteile – unter anderem ist Kunststoff deutlich leichter, was sich nicht zuletzt auf den Treibstoff- und Energieverbrauch von Autos positiv auswirkt. Die Entsorgung beziehungsweise die Rückführung von Kunststoffen in den Wertstoffkreislauf gestaltet sich jedoch deutlich schwieriger, nicht zuletzt, weil die einzelnen Fahrzeugteile aus unterschiedlich zusammengesetzten Kunststoffkomponenten bestehen.

Ein neues Forschungsvorhaben am IKK – Institut für Kunststoff- und Kreislauftechnik der Leibniz Universität Hannover (LUH) strebt unter Leitung von Prof. Dr.-Ing. Hans-Josef Endres erstmals einen Vergleich der gängigen Recycling-Methoden an. Die Volkswagen Stiftung fördert das Projekt „Remotive – Zirkularität mit recycelten und biogenen Rohstoffen“ vier Jahre lang mit insgesamt 1,3 Mio. Euro. Projektpartner sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vom Institut für nachhaltige Chemie (INSC), Leuphana Universität Lüneburg, unter Leitung von Prof. Dr. Klaus Kümmerer.

Aktualität gewinnt das Forschungsvorhaben zudem durch die Pläne der Europäischen Union zu einer Verordnung, die das Verwerten von Altfahrzeugen neu regeln soll. Demnach sollen ab dem Jahr 2030 bei neuen Fahrzeugen mindestens 25 % aller Kunststoffbauteile aus Rezyklat bestehen – davon sollen wiederum mindestens 25 % aus Altfahrzeugen stammen. Künftig bestehen also mehr als 6 % aller Kunststoffbauteile eines Autos aus alten Automobilbauteilen.

Kunststoffrecycling: Der große Überblick

Mann mit Kreislaufsymbol auf dem T-Shirt
(Bild: Bits and Splits - stock.adobe.com)

Sie wollen alles zum Thema Kunststoffrecycling wissen? Klar ist, Nachhaltigkeit hört nicht beim eigentlichen Produkt auf: Es gilt Produkte entsprechend ihrer Materialausprägung wiederzuverwerten und Kreisläufe zu schließen. Doch welche Verfahren beim Recycling von Kunststoffen sind überhaupt im Einsatz? Gibt es Grenzen bei der Wiederverwertung? Und was ist eigentlich Down- und Upcycling? Alles was man dazu wissen sollte, erfahren Sie hier.

Welches Recyclingverfahren für welche Baugruppen?

Beim Recycling von Kunststoffen gibt es drei übergeordnete Verfahren: die chemischen, die lösungsmittelbasierten und die mechanischen. Allen drei Recyclingmethoden ist gleich, dass die Kunststoffe vorher möglichst sortenrein getrennt werden müssen, um qualitativ hochwertiges Rezyklat zu erhalten. Dies ist vergleichsweise aufwendig, aber notwendig, denn viele Bauteile, wie etwa eine Mittelkonsole, bestehen nicht nur aus unterschiedlichen Kunststoffen, sondern aus vielen verschiedenen Kunststoffkomponenten und zusätzlich noch aus anderen Materialien wie Metall, Faserverbundwerkstoffen oder Klebstoff. Da die Kunststoffe in Fahrzeugen meist schwarz sind, fällt eine Trennung per gängigen spektroskopischen Verfahren aus, denn aufgrund der eingesetzten Farbstoffe werden die Teile nicht richtig erfasst. Stattdessen ist eine Demontage von Hand notwendig, andernfalls kann es bei der Weiterverarbeitung leicht zu Schäden kommen – etwa durch metallische Kontaminationen wie Klammern, die das Spritzgießwerkzeug beschädigen oder aber auch durch die giftigen Dämpfe, die entstehen können, wenn bestimmte Kunststoffe wie Polyvinylchlorid (PVC) bei höherer Temperatur zusammen mit anderen Kunststoffen verarbeitet werden.

Remotive führt nun erstmals an automobilen Bauteilen einen Vergleich aller drei Recyclingmöglichkeiten durch, um unter anderem deren Effizienz und Effektivität, Umweltbilanz und Kosten gegenüberzustellen. Am IKK stehen mechanische Recyclingmethoden im Mittelpunkt, die im Wesentlichen auf der mehrstufigen Reinigung in einem sogenannten Recycling-Extruder und anschließender Weiterverarbeitung des so entstandenen Granulats für Spritzgießanwendungen basieren. Das Forschungsteam am INSC betrachtet nachhaltige und grüne Ansätze für chemische und lösungsmittelbasierte Verfahren. Das Ziel ist es, die Grenzen, Möglichkeiten und Synergien der Recyclingansätze zu untersuchen und daraus Erkenntnisse für ein funktionales Produktdesign abzuleiten, um in Zukunft ein optimiertes und nachhaltiges Recycling zu ermöglichen.

Die Volkswagenstiftung fördert das Projekt innerhalb des Profilbereichs Gesellschaftliche Transformation. In diesem Bereich geht es um Forschung, die mit unterschiedlicher Schwerpunktsetzung Wissensbestände zu Transformationsprozessen erweitert und kritisch reflektiert.

Quelle: IKK

 

Wissenswertes zur Volkswagen Stiftung

Die Volkswagen Stiftung ist Deutschlands größte private, gemeinnützige Wissenschaftsförderin. Auch wenn ihr Name einen anderen Schluss nahelegt: Es handelt sich um keine Unternehmensstiftung. Zweck der Stiftung ist, laut §2 der Satzung, die Förderung von Wissenschaft und Technik in Forschung und Lehre.

Die Förderangebote der Stiftung richten sich an die Natur-, Lebens- und Ingenieurwissenschaften ebenso wie an die Geistes- und Gesellschaftswissenschaften – und zwar im In- und Ausland. Sitz der Geschäftsstelle ist Hannover.

Das Stiftungskapital beträgt 3,4 Mrd. Euro. Für wissenschaftliche Vorhaben wurden im Jahr 2022 rund 332 Mio. Euro bewilligt.

Weitere Informationen finden Sie in unserer Broschüre Steckbrief – die Volkswagen Stiftung in Kürze.

Quelle: Volkswagen Stiftung

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