Rotor wird in einer Zerkleinerungsanlage geschreddert

Weima Maschinenbau stehen mit ihren Zerkleinerungsanlagen am Anfang der Recyclingkette. (Bild: Weima)

Patrick Henzler, Sales Director bei der Weima Maschinenbau.
Patrick Henzler, Sales Director bei der Weima Maschinenbau. (Bild: Weima)

Herr Henzler, wie entwickelt sich das Recycling-Geschäft bei Weima?
Patrick Henzler: Sehr gut, denn die Bedeutung des Recyclings steigt. Weil das Umweltbewusstsein zunimmt, weil die Ressourcen begrenzt sind und weil man auf Kunststoff nicht verzichten kann. Also muss immer mehr Rezyklat eingesetzt werden. Bei WEIMA stehen wir mit unseren Zerkleinerungsmaschinen am Anfang der Recyclingkette und leisten hier einen wichtigen Beitrag. Beim Post-Consumer-Recycling sehen wir seit Jahren den Trend stetig steigender Verarbeitungsmengen. Wir haben unsere Maschinen so angepasst, dass sie höhere Durchsatzleistungen ermöglichen und auch noch kosteneffizient sind. Eine hohe Zugänglichkeit für Wartungszwecke und variable Antriebstechnologien zeichnen die WEIMA Zerkleinerungsmaschinen überdies aus. Bei jährlich über 1.200 ausgelieferten Maschinen können wir da auf einen einzigartigen Erfahrungsschatz zurückgreifen.

Wie gut funktioniert die Beschaffung des Kunststoffabfalls?
Henzler: Die Beschaffung fängt mit dem Sammeln der Wertstoffe an. Durch die hohe Bedeutung unserer Exportgeschäfte sind wir in vielen Ländern unterwegs und sehen ganz unterschiedlich weit entwickelte Abfallsysteme. Teilweise sind sie auch nur rudimentär vorhanden. Aber selbst die Abfallsysteme in Europa und sogar in Deutschland sind noch nicht optimal. Und auch wenn sie bereits einen fortgeschrittenen Entwicklungsstand erreicht haben, sind einige der Folgeschritte noch unterentwickelt.

Kunststoffrecycling: Der große Überblick

Mann mit Kreislaufsymbol auf dem T-Shirt
(Bild: Bits and Splits - stock.adobe.com)

Sie wollen alles zum Thema Kunststoffrecycling wissen? Klar ist, Nachhaltigkeit hört nicht beim eigentlichen Produkt auf: Es gilt Produkte entsprechend ihrer Materialausprägung wiederzuverwerten und Kreisläufe zu schließen. Doch welche Verfahren beim Recycling von Kunststoffen sind überhaupt im Einsatz? Gibt es Grenzen bei der Wiederverwertung? Und was ist eigentlich Down- und Upcycling? Alles was man dazu wissen sollte, erfahren Sie hier.

Wo hakt es bei uns noch?
Henzler: Zum Beispiel bei der Sortierbarkeit der Materialien. Die Möglichkeiten für kosteneffizientes Kunststoffrecycling nehmen zu, wenn das Material sortenrein ist. Wenn man etwa kaschierte Mehrschichtfolien mit einer zusätzlichen Papier- oder Aluminiumschicht hat, wird das Recycling so teuer und komplex, dass es für potenzielle Verarbeiter uninteressant wird. Recycling muss sich aber auch finanziell lohnen. Technologisch ist viel möglich, und es entwickelt sich auch stetig Neues. Aber wenn die Kosten davonlaufen, macht es keiner. Das ist ein Grund dafür, dass in Deutschland noch sehr viel wertvoller Kunststoffabfall einfach in die Verbrennung geht.

Wie kann man das besser machen?
Henzler: Das ist in erster Linie eine politische Aufgabe. Es müssen hier noch viele Schritte gemacht werden, damit wir zu einem besseren Management der Materialströme kommen. Eine vereinheitlichte Gesetzgebung zur Verwendung von Rezyklaten mit Lebensmittelkontakt wäre ein Beispiel – das wäre auch eine Voraussetzung für die Schaffung von Verbrauchervertrauen. In Deutschland ist es aktuell doch so, dass die Materialsammlung in jedem Landkreis anders funktioniert. Ein fehlender Standard und eine mangelnde Überwachung der Stoffströme führen zu schwankenden Verarbeitungsmengen fürs Recycling und somit zu einer volatilen Verfügbarkeit an Rezyklaten.

Ghost-Net-Zerkleinerung
Mit Anlagen von Weima lassen sich auch sogenannte "Ghost Nets", also verloren gegangene Fischernetze, zerkleinern. (Bild: Weima)

Die Way2K-Interviewreihe:

Hand mit Recyclingzeichen in der Hand
(Bild: Ourteam - stock.adobe.com)

Bis zur K-Messe 2022 sind es zwar noch einige Monate, nichtsdestotrotz können Sie die verbleibende Zeit investieren und einen Blick in die bisherigen Interviews aus der Way2K-Reihe des VDMA werfen. Hier gelangen Sie zur Übersicht.

Sollte auch das Produktdesign stärker geregelt werden?
Henzler: Unbedingt brauchen wir Regeln und Vorgaben in Bezug auf das Produktdesign. Momentan haben die Verpackungshersteller noch völlig freie Hand. Verpackungen dürfen entwickelt werden, deren Recycling praktisch nicht möglich ist. Eine nachhaltige Lösung für dieses Problem bietet zum Beispiel der Ansatz „Design for Recycling“. Dazu gehören recycelbare Materialien, helle Farben für bessere Sortierbarkeit, Monomaterialien statt Materialmix, bessere Etikettierung und Verschlusslösungen. All das verbessert die Recyclingfähigkeit. Die Hauptmotivation für mehr Recycling wird aktuell jedoch vom einem zunehmenden Verbraucherbewusstsein geschaffen. Je mehr die Verbraucher Wert darauf legen, nur noch Produkte zu kaufen, die sich in Verpackungen aus recyceltem Kunststoff befinden, desto höher werden die Recyclinganteile – ganz automatisch.

Technologisch gibt es keine Probleme?
Henzler: Wir haben im Recyclingbereich eine große Vielfalt an technologischen Ansätzen. Unser Interesse als Unternehmen ist es, unsere Technologien weiterzuentwickeln, damit wir auch in Zukunft die besten und effizientesten Lösungen haben. Aber die effizienteste Lösung bringt nichts, wenn es die Organisation von Stoffströmen nicht erlaubt, die Technologien wirklich kosteneffizient einzusetzen. Bislang haben wir da in der Europäischen Union nur kleine Fortschritte gemacht.

Bei Post-Industrial-Abfällen hat man meistens Sortenreinheit. Wird es hier mehr Recycling geben?
Henzler: Das Inhouse-Recycling wird zunehmen und zwar aus zwei Gründen: Erstens wird man die Ressourcen in der Zukunft so effizient wie möglich nutzen müssen, um unabhängiger zu werden. Die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie desaströs sich Lieferengpässe bei Rohstoffen auf die Produktion auswirken können. Man ist abhängig von der Petrochemie, deren Preisen für Virgin-Materialien und deren Verfügbarkeiten. Diese Abhängigkeiten werden viele verringern wollen und deshalb stärker auf das Recycling ihrer Produktionsabfälle setzen. Zweitens wird mehr inhouse recycelt, wenn Rezyklat auf dem Markt zu teuer ist. Ein Beispiel: Eine Firma stellt Kunststoffteile für die Autoindustrie her. Der Abnehmer verlangt nun einen Rezyklatanteil von 30 Prozent. Dieses Rezyklat kostet auf dem Markt mehr als Neuware. Das führt dazu, dass er sich gezwungen sieht, sich selbst um das Recycling seiner Produktionsabfälle zu kümmern. Die veränderte Preissituation für Rohstoffe führt die Verarbeiter zum Recycling.

Ein Gabelstapler transportiert ein Rohrstück an eine Zerkleinerungsanlage.
Ein Gabelstapler transportiert ein Rohrstück an eine Zerkleinerungsanlage. (Bild: Weima)

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