Mann steht vor einem Schreibtisch auf dem 2 Bildschirme stehen

Andreas Schleh, Teamleiter Simulationstechnik bie H&B Electronic, sowie Dozent an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Horb. (Bild: Andreas Schleh)

Nach dem Abitur im Jahre 2007 habe ich eine Ausbildung zum Werkzeugmechaniker – Fachrichtung Formenbau bei H&B Electronic in Deckenpfronn begonnen. Das Kerngeschäft dieser Firma liegt in der Entwicklung und Herstellung von Steckverbindern – sowohl für den Bereich Automotive, als auch für den Sektor der Industrieelektronik. Aber auch Produkte für die Medizintechnik werden entwickelt und hergestellt.

Während meiner Berufsausbildung und dem daraus resultierenden Umgang mit Spritzgießwerkzeugen stellte ich mir oft verschiedenste technische Fragen wie

  • “Warum müssen die Temperierbohrungen so aufwendig verlaufen?“
  • „Warum benötigen Auswerfer eine Entlüftungsgeometrie?“
  • „Müssen die Werkzeugplatten so dick sein – das ist doch die reinste Materialverschwendung?!“

Einige Antworten erhielt ich bereits durch die Ausbildungsinhalte, allerdings wurde mir schnell klar, dass ich diese technischen Hintergründe gerne detaillierter und spezifischer kennenlernen wollte. Aus diesem Grund habe ich mich in meinem Ausbildungsbetrieb für ein duales Maschinenbaustudium mit der Fachrichtung Kunststofftechnik beworben.

So studierte ich von 2011 – 2014 an der DHBW Stuttgart Campus Horb am Neckar. Vor allem die kunststoffspezifischen Vorlesungen wie Werkzeug- und Formteilkonstruktion sowie Simulationstechnik begeisterten mich. Alles in allem war das Studium sehr interessant, vielseitig und vor allem lehrreich. Mit Hilfe der verschiedenen Vorlesungen, konnte ich meine praktischen Erfahrungen aus der Berufsausbildung vertiefen und noch besser mit den theoretischen Hintergründen verknüpfen.

Nach dem Studium lag mein Aufgabengebiet bei H&B Electronic hauptsächlich im Bereich der Spritzgießsimulation, in die ich mich schon während dem dualen Studium in den Praxisphasen sehr gut eingearbeitet hatte. Aber auch Tätigkeiten im Bereich der Werkzeugkonstruktion waren keine Seltenheit. Bei meinem Arbeitgeber sammelte ich in meiner mittlerweile 10-jährigen Tätigkeit als Ingenieur viele Erfahrungen hinsichtlich der Produktentwicklung und der technischen Projektleitung.

Seit 2023 bin ich Teamleiter des Bereiches Simulationstechnik und somit verantwortlich für alle internen Simulationen (Spritzgießsimulation und Strukturmechanik), sowie als Ansprechpartner für alle externen Anfragen zu diesem Themengebiet.

Viele denken bei einer Spritzgießsimulation lediglich an die reine Formfüllung – dabei ist bei einer solchen Simulation sehr viel mehr Potential vorhanden. Bei uns werden Simulationen auch genutzt um die Werkzeugthermik zu verstehen und dabei gleichzeitig die Energieeffizienz zu verbessern. Diese Energieeinsparung wirkt sich dann zum einen positiv auf den CO2-Footprint der entsprechenden Produkte aus, zum anderen auch auf die zur Produktion notwendigen Energiekosten.

Die Kopplung zwischen Spritzgießsimulation und Strukturmechanik kann dabei dazu beitragen, dass Produkte effizienter ausgelegt werden können. Denn sobald die Faserorientierungen bei einem faserverstärkten thermoplastischen Kunststoff aus der Spritzgießsimulation bekannt sind kann diese Information für die strukturmechanische Simulation genutzt werden. Dadurch können die Bauteile beispielsweise hinsichtlich des Materialbedarfs optimiert werden.

Ebenfalls kann die Spritzgießsimulation dafür genutzt werden den Verlauf von Temperierkanälen in der Werkzeugkonstruktionsphase so auszulegen, dass eine möglichst optimale Wärmeabfuhr aus dem Werkzeug bei möglichst geringem Druckverlust im Temperierkanal gewährleistet wird.

Im Jahr 2022 hat mein Arbeitgeber in einen Metall-3D-Drucker investiert, wodurch sich ganz neue Möglichkeiten zur Auslegung von Temperierkanälen ergeben. Diese konstruktiven Auslegungen, die damit verbundenen Simulationen und auch der Kundenkontakt machen mir momentan am meisten Spaß, vor Allem weil hier auch ein enormes Fachwissen aus unterschiedlichen Bereichen wie der Thermo- und Fluidmechanik, der Werkzeugtechnik oder auch der Kunststofftechnik notwendig ist. Genau dieses Fachwissen wird im Maschinenbaustudium mit Fachrichtung Kunststofftechnik behandelt und vermittelt. Aus diesem Grund würde ich mich auch heute noch für diesen vielseitigen und interessanten Studiengang entscheiden.

Die bereits erwähnte Vorlesung Werkzeugkonstruktion, welche mich damals als Student bereits so sehr interessierte, begleitet mich auch weiterhin in meinem beruflichen Leben, denn genau diese Vorlesung halte ich seit 2020 an der DHBW. Ebenfalls treffen mich die Studenten in Horb im ersten und zweiten Semester in der Vorlesung Konstruktion-CAD-Techniken an.

Über viele neue Gesichter von Studenten, welche sich für ein Maschinenbaustudium der Fachrichtung Kunststofftechnik entscheiden, würde ich mich sehr freuen. Vielleicht begegnen wir uns ja schon demnächst in der Vorlesung in Horb.

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