Was wäre, wenn Donald Trump nochmal US-Präsident wird? Eine Frage, die ganz Europa umtreibt. Insbesondere bei Themen der Sicherheit und Wirtschaft. Ifo-Präsident Clemens Fuest warnt: „Wenn Europas Sicherheit und Wohlstand vor allem davon abhängen, wie die Präsidentschaftswahlen in den USA ausgehen, dann haben wir grundlegende Fehler gemacht.“
In seiner ersten Amtszeit hat Trump lautstark über bilaterale Handelsdefizite der USA geschimpft, vor allem gegenüber China und Deutschland. Damals haben viele Fachleute darauf hingewiesen, dass die Fokussierung auf bilaterale Handelsbilanzsalden unsinnig ist. Nun scheinen die Republikaner und Trump den gesamten Außenhandel ins Visier zu nehmen. Sie wollen Zölle erhöhen, bis das US-Außenhandelsdefizit insgesamt verschwindet. Trump hat angekündigt, dass er alle Importe in die USA mit einem Zoll von 10 % belegen will, Importe aus China sogar mit 60 %. So sollen mehr Güter und Dienstleistungen in den USA produziert werden und mehr heimische Jobs entstehen.
Werden Importzolle für Europa zum Problem?
Nur begrenzt Sorge müsse sich Europa über die angekündigten Importzölle einer möglichen Trump-Regierung machen, heißt es von Seiten des Ifo Instituts. Sie sollten zwar dieses Mal auch Exporte aus Europa treffen. Allerdings werde Trump auch wieder die Steuern senken und die Staatsschulden in die Höhe treiben. Das werde zur Folge haben, dass die US-Zinsen stiegen und der US-Dollar aufwerte. Dies wiederum werde einen US-Importsog auslösen. „Die Europäer dürfen also hoffen, dass ihre Exporte in die USA weiterlaufen“, sagt Fuest.
Gleichwohl müsse sich die EU für den Protektionismus einer Trump-Regierung wappnen und möglichst viele Handelsabkommen mit anderen Staaten und Regionen abschließen, zum Beispiel endlich mit den Mercosur-Staaten. Europa brauche zudem eine Chinastrategie, denn es müsse mit Druck aus den USA rechnen, die Wirtschaftsbeziehungen zu China weiter einzuschränken. Das würde vor allem Deutschland treffen, das mehr als andere Länder in China engagiert sei.
Mehr Stärke zeigen und dafür investieren
Besonders groß ist die Sorge, dass Trump die Ukraine weniger unterstützen und von den Europäern verlangen wird, dass sie selbst mehr zu ihrer Verteidigung beitragen. Die wichtigste Antwort der Europäer auf einen Wahlsieg von Trump wäre es laut Fuest, mehr für ihre eigene wirtschaftliche Stärke tun. In den vergangenen beiden Jahrzehnten sei Europa durch fehlende wirtschaftliche Dynamik und mangelnde Innovationskraft ökonomisch und technologisch im Vergleich zu den USA zurückgefallen. Der Ifo-Präsident fordert, diesen Trend zu stoppen.
Der erste Schritt müsse sein, so Fuest, die eigene wirtschaftliche und militärische Stärke in den Mittelpunkt des politischen Handelns zu stellen. Dazu gehöre, die regelbasierte internationale Ordnung mit Partnern zu verteidigen, wo immer das möglich ist. Diese Stärkung zu erreichen, sollte zentrales Thema des Europawahlkampfes und der Politik der nächsten EU-Kommission sein. „Dann hätte die Sorge vor einem Wahlsieg von Donald Trump positive Wirkungen entfaltet“, so Fuest.
Quelle: Ifo Institut