Die Folienentwicklung ist ein Diplomprojekt vor dem Hintergrund des Wassermangels, der unter anderem durch versiegelte Böden verstärkt wird. „Mit diesem Projekt leisten wir unseren Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel. Wir sind dankbar, dass wir mit Gabriel-Chemie einen innovativen Projektauftraggeber gefunden haben und freuen uns, wenn unsere Rezeptur in weiterführenden Entwicklungen eingesetzt wird“, so Anna Winter und Marcel Mayer, die beiden Absolventen und Verfasser der Diplomarbeit, die mit dem Qualifying Contest Award des Technologenverbands des TGM ausgezeichnet wurde.
Abgabe von Feuchtigkeit und Nährstoffen
Etwa 70 % des Gesamtwasserverbrauchs in Industrieländern entfallen auf die Landwirtschaft und somit auf die Nahrungsmittelerzeugung. Der prozentuale Anteil in Entwicklungsländern ist teilweise noch höher. Automatisierte Bewässerungsanlagen, die ausschließlich in Industrieländern zur Anwendung kommen, ermöglichen keine nachhaltige und langfristige Bewässerung, da ein Großteil des eingesetzten Wassers ungenutzt versickert und verdunstet.
Hier setzt das Projekt an: Die funktionellen Folien können landwirtschaftliche Flächen über einen längeren Zeitraum hinweg mit Feuchtigkeit versorgen. Die überwiegend naturstoffbasierte Rezeptur ermöglicht die Nährstoffabgabe an den Boden und damit eine zügige Regeneration der Bodenqualität.
Quellversuche und Praxistests
Bei der Untersuchung der Wasseraufnahmefähigkeit durch Quellversuche erregten zwei Naturstoffe besondere Aufmerksamkeit. Sie erzielten in Kombination mit den verschiedenen Polymeren eine durchschnittliche Wasseraufnahme von bis zu 210 % des Eigengewichts. Auch konnte im Heimkompost ein vollständiger Zerfall binnen fünf Wochen erzielt werden. Für Folien mit längerer Nutzungsdauer konnten ebenfalls Rezepturen mit einer geringeren Zerfallsrate entwickelt werden.
Aus den Ergebnissen der Praxistests lässt sich schließen, dass das Hinzufügen der funktionellen Additive bei den verwendeten Materialien für keine maßgebliche Eigenschaftsverschlechterung sorgte und die produzierten Folien somit für einen Einsatz als Agrarfolien geeignet sind. Zusammenfassend wurden somit Agrarfolien mit wasserspeichernden Eigenschaften entwickelt, die – je nach Rezeptur – binnen weniger Wochen heimkompostierfähig sind. Die Zusammensetzung der Folien kann durch ihren Abbau zu einer Verbesserung der Bodenqualität führen. Das erstellte Simulationsmodell erlaubt ferner die effiziente Vorhersage der Wasseraufnahmefähigkeit beliebiger Folienaufbauten.
Deshalb werden jetzt Partner gesucht
Zurzeit sucht Gabriel-Chemie nach Partnern für eine gemeinsame Weiterentwicklung des Projekts in einem skalierbaren Maßstab. „Über den Bereich der Agrarwirtschaft hinaus gibt es auch weitere potenzielle Anwendungsgebiete, wie etwa die Verpackungsbranche. Besonders Lebensmittelverpackungen brauchen oftmals eine entsprechende funktionelle Eigenschaft zur Vermeidung von Schimmelbildung. Hier kann die Rezeptur behilflich sein”, so Otmar Ruhaltinger, Corporate Business Development Manager bei Gabriel-Chemie.
(Quelle: Gabriel-Chemie)
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