
Die Sieger in der vorderen Reihe (v.l.n.r.): Alexander Schmunk von ASIS (Platz 2), Peter Haller von der DÜRR Systems (Platz 1) und Kevin Braun von der Molecular Plasma Group(Platz 3). Hintere Reihe – die Jury (v.l.n.r.): Michael Hilt von der Forschungsgesellschaft für Pigmente und Lacke e.V., Martin Riester vom VDMA Fachverband Oberflächentechnik und Katja Feige vom Fraunhofer IPA. (Bild: Sina-Helena Gross)
Womöglich spielt die Oberflächentechnik eine entscheidende Rolle bei der Transformation hin zur Wasserstoffwirtschaft. Denn die Anoden herkömmlicher Elektrolyseure sind mit Iridium beschichtet, einem der seltensten Elemente des Planeten. Um den Iridiumgehalt künftig auf das absolute Minimum zu drücken, arbeiten Forscherinnen und Forscher derzeit an neuartigen galvanischen Abscheidungsverfahren.
Tatsächlich ist die Oberflächentechnik oft maßgeblich am Innovationsgrad und Fortschritt zahlreicher Branchen beteiligt, ohne dass dies einer breiten Öffentlichkeit bekannt wird. "Der Stuttgarter Oberflächentechnik-Preis "Die Oberfläche" hat deshalb das Ziel, diese allgegenwärtige und dennoch oft übersehene Querschnitts- und Schrittmachertechnologie zu würdigen und neuartige Anwendungen aus diesem Bereich voranzutreiben", sagt Martin Metzner. Er leitet die Abteilung Galvanotechnik am Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA und hat den Preis 2012 ins Leben gerufen. Bis heute ist er Mitglied der interdisziplinären Jury, die die Auszeichnung alle zwei Jahre vergibt.
Warum die Oversprayvermeidung Gold wert ist

Mit der Erfindung der Spritzpistole vor mehr als 100 Jahren konnte die Effizienz beim Lackieren deutlich gesteigert werden. Ihr größter Nachteil ist jedoch der sogenannte Overspray, ein Lacknebel, der nicht auf das Lackierobjekt abgeschieden wird. Ein Jahrhundert lang haben sich Ingenieure und Techniker immer wieder daran versucht den Overspray zu beseitigen. Mit "Ecopaintjet Pro" ist das Dürr Systems aus Bietigheim-Bissingen nun gelungen. "Das Unternehmen hat mit großem Durchhaltevermögen und gemeinsam mit Partnern aus der Lack- und Automobilbranche die Idee der komplett oversprayfreien Nasslackierung zur Umsetzung gebracht und damit möglicherweise eine disruptive Innovation geschaffen", lobt Juror Dr. Michael Hilt, Geschäftsführer der Forschungsgesellschaft für Pigmente und Lacke e.V..
Bisher ist die Lackiererei einer der größten Energieverbraucher in der Automobilfertigung. Der hohe Verbrauch geht dabei maßgeblich auf die Lacktrocknung und den Overspray zurück. Wenn aber gar kein Lacknebel mehr entsteht, führt das auf die gesamte Lackierlinie bezogen zu einer Energieeinsparung von rund 30 %. Außerdem ist es mit EcoPaintJet Pro erstmals möglich, kundenindividuelle Produktgestaltung und automatisierte Fertigung effizient und umweltschonend miteinander zu verbinden.
Deshalb wurde die automatisierte Nacharbeit mit Silber prämiert

Mit einem automatischen Finish hat Asis, Landshut, eine präzise und wiederholgenaue Lösung für die Inspektion und Beseitigung von Defekten entwickelt. Denn durch den Einschluss von Partikeln entstehen bei der Lackierung immer wieder sichtbare Schäden. Die betroffenen Stellen müssen bisher in einem energie- und arbeitsintensiven Prozess von Hand nachgebessert werden, was zu unterschiedlichen Ergebnissen führen kann. Der vom Unternehmen entwickelte, vollautomatisierte Nachbearbeitungsprozess spart Zeit und Material und gewährleistet eine gleichbleibende Qualität.
Deshalb wurde die Molecularbeschichtung mit Bronze ausgezeichnet

Die Molecular Plasma Group aus dem luxemburgischen Örtchen Fötz hat eine Technologie entwickelt, die eine Oberflächenfunktionalisierung durch die kovalente Bindung organischer Stoffe mittels eines kalten atmosphärischen Plasmas auf jeglichen Substraten ermöglicht. Die durch den einstufigen, trockenen und lösungsmittelfreien Prozess entstehende Nanobeschichtung verleiht der Oberfläche eine klar definierte und dauerhafte Funktion – angefangen bei der Haftungsverbesserung inerter Materialien, über bioaktive Oberflächen bis hin zu hydrophoben, hydrophilen oder auch Antihaft-Eigenschaften.
Diese Unternehmen waren noch nominiert
Nominiert waren außerdem BMF aus Chemnitz und Dörken Coatings aus Herdecke. BMF hat einen automatischen Strahlprozess geschaffen, der reproduzierbare, homogene und vordefinierbare Oberflächen hervorbringt. Nacharbeit und Ausschuss werden dadurch vermieden. Dörken hat in Zusammenarbeit mit dem Gerätehersteller Walther Spritz- und Lackiersysteme eine Automatikspritzpistole entwickelt, die in Verbindung mit einem Roboter Bauteile nahezu ohne Sprühnebel partiell beschichten kann. Kostspielige und zeitaufwendige Maskierungen sind dafür nicht mehr nötig.
Der VDMA meldet, dass vier der fünf Unternehmen Mitglied im Verband sind: Der Gewinner Dürr Systems, der Drittplatzierte die Molecular Plasma Group sowie die beiden nominierten Unternehmen BMF und Dörken.
Quelle: Fraunhofer IPA, VDMA
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