Mann im Anzug steht neben einer Vitrine am Messestand

Dipl.-Ing. (FH) Frank Schemm, Aerospace, Advanced Air Mobility, Automotive – Market Development, Victrex Europa, der aus Liebe zu Sport und Natur seit mehr als fünf Plogging betreibt und zwischenzeitlich über 10.000 kg Müll aus der Natur eigenhändig gesammelt hat. (Bild: Redaktion)

Am Kunststofftechnikstudium hat mich das breite Spektrum der Technik, Wirtschaft und Naturwissenschaften, die Praxisnähe und die Möglichkeit, in einem internationalen Konzern zu arbeiten, gereizt. Dabei war ich nie ein Technik-Nerd, sondern schon immer vielseitig interessiert.

Als ich damals in den 90er Jahren in die Arbeitswelt als Jungingenieur einstieg, hätte ich nicht gedacht, dass ich einmal an Leichtbaulösungen für emissionsärmere Flugzeuge, Satellitentechnik, an neuen Materialien für Sustainable Aviation Fuels und Wasserstofftechnologie im Tieftemperaturbereich, an der Effizienzsteigerung von E-Motoren oder an elektrisch angetriebenen Flugtaxis mitarbeiten würde. Nachhaltige Technologien und nachhaltige Werkstoffe – und hier gehören die Kunststoffe auf jedem Fall mit dazu – sind gefragter und wichtiger denn je.

Das freut mich ungemein, denn neben den spannenden technischen Herausforderungen in material- und ingenieurwissenschaftlichen Disziplinen werden auch die Bedürfnisse meiner grünen Seele mit abgedeckt. Als Ingenieur, der sich seit vielen Jahren privat im Umweltschutz engagiert, ist mir die Sinnhaftigkeit der beruflichen Aufgabe sehr wichtig.

Die meisten zukunftsorientierten Technologien sind ohne Kunststoffe gar nicht umsetzbar, da Werkstoffeigenschaften gefordert werden, die traditionelle Materialien gar nicht bieten können. Wo früher Leistungsfähigkeit, Preis und Lieferfähigkeit an erster Stelle standen, werden heute Nachhaltigkeitsaspekte bei der Materialauswahl, der Konzeptvalidierung und Entwicklung eines neuen Produktes von Anfang an zwingend berücksichtig. Dabei spielen Lebensdauer, energieschonende Herstellung, Reduzierung des Materialmixes, Recycling- oder Reparaturfähigkeit, Abfallminimierung oder der CO2-Fußabdruck der eingesetzten Werkstoffe eine wichtige Rolle.

Ich habe großen Spaß daran, mit Kunden und Projektpartnern maßgeschneiderte Lösungen zu erarbeiten und diese mit Kreativität und Pragmatismus umzusetzen. Wenn dabei nachhaltige Werte geschaffen werden, sind Zufriedenheit, Anerkennung und Stolz garantiert.

Im alltäglichen Leben sind Kunststoffe omnipräsent. Dabei haben sie in den letzten Jahren ein schlechtes Image in der Öffentlichkeit erlangt. Die Gründe dafür sind vielschichtig. Die Langlebigkeit von Kunststoffen gestaltet sich als problematisch, wenn Müll in die Umwelt gelangt, unsere Landschaften und Meere verschmutzt, von Tieren gefressen wird und in den Nahrungsketten endet.

Die Sortenvielfalt an Kunststoffen ist für den Laien kaum zu unterscheiden. Die günstigen Herstellungskosten, das gestiegene Konsumverhalten und veränderte Lebensbedingungen haben zu einem starken Anstieg im Pro-Kopf-Verbrauch und einem sorglosen Umgang mit der Ressource geführt. Billigware wird lieber neu gekauft als repariert, Ware wird doppelt und dreifach verpackt und die Verpackung fällt häufig viel größer aus, als es notwendig wäre. Der Konsument soll es möglichst bequem und einfach haben und als Kunde bald wieder kaufen. Die Konsequenz sind Berge von Müll.

In vielen Teilen der Erde mangelt es an Möglichkeiten der Müllentsorgung und Recyclingkonzepten. Hier sind die reichen Industrienationen gefordert, schnell und zielgerichtet zu helfen. In Mitteleuropa haben wir eine bestehende Infrastruktur für die stoffliche oder energetische Wiederverwertung. Dennoch vergeht kein Tag, an dem man nicht weggeworfenen Müll am Straßenrand, im Park, im Wald oder in der unmittelbaren Nachbarschaft sieht.

Aufklärungsarbeit ist dringend erforderlich. Daher folge ich gerne der Einladung von engagierten Lehrern zu Umweltprojektwochen an Schulen in der Region, um über mein Hobby Plogging zu berichten und den sinnvollen Umgang mit unseren Wertstoffen mit den Schülern zu diskutieren. Was hat Proxima Centauri B mit Plogging zu tun?

Seit einigen Jahren beobachte ich eine große Bereitschaft in meinem beruflichen Umfeld in Industrie, Forschung und Wirtschaft, die Transformation zu nachhaltigen Geschäftsmodellen voranzutreiben. Im Sinne der #Enkelfähigkeit soll dabei der Spagat zwischen ökonomischer und ökologischer Rentabilität gelingen.

Schulabgängern mit naturwissenschaftlichem Interesse kann ich Material- und Ingenieurwissenschaften und insbesondere die Kunststofftechnik ans Herz legen. Es gibt eine sehr breite Auswahl an Branchen, wo man seine Kreativität und Energie einbringen und den technologischen Fortschritt für eine bessere Welt nachhaltig mitgestalten kann. Es warten viele spannende Aufgaben auf den akademischen Nachwuchs. Es lohnt sich!

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