Als der Mensch sesshaft wurde und in Gemeinschaften lebte, musste er ganz praktische Fragen lösen wie „Wie groß ist mein Grundstück, wie groß mein Acker, wie weit wohnt mein Nachbar entfernt?“ Seine Hilfswerkzeuge waren: Zirkel und Lineal. Auf ihrer Oberseite zeigen Lineale in der Regel Striche, die dem Nutzer als Maßstab Größen wie Millimeter oder Zentimeter anzeigen. Schon vor langer Zeit benutzten die Menschen Lineale, damals aus Elfenbein geschnitzt. Das älteste bekannte Lineal ist 4.400 Jahre alt und stammt aus Indien. Noch vor einigen Jahren wurden Lineale aus Holz gefertigt. Heute werden viele Lineale aus Kunststoff hergestellt, weil dieser Werkstoff wesentlich preisgünstiger und vielseitiger ist.
Als Give-away beliebt
Derzeit erfreuen sich transparente Lineale großer Beliebtheit als Geschenk auf Messen und Veranstaltungen, weil sie immer den Blick auf bereits Gezeichnetes offenlassen und so eine Präzision im Messen und Zeichnen sicherstellen. Um dies zu ermöglichen, werden Kunststoffe aus der Produktgruppe der Styrol-Methyl-Methacrylate (SMMA) eingesetzt. SMMA ist ein Thermoplast, welcher eine hohe Steifigkeit, ausgezeichnete Kratzfestigkeit, gute chemische Beständigkeit und so gut wie keine Feuchtigkeitsaufnahme besitzt. Die geringe Dichte und die gegenüber vergleichbaren Kunststoffen wie PMMA, PC oder MABS teils erheblich besseren Verarbeitungseigenschaften senken die Kosten in der Produktion. SMMA wird unter anderen Bezeichnungen von unterschiedlichen Herstellern hergestellt und vertrieben: Zylar, NAS, Acrystex und andere. Auch gibt es deutlich unterschiedliche Viskositäten, mit denen sich die Verarbeitungstemperaturen merklich ändern. So liegen diese für sehr kurze Zykluszeiten bei 180 bis 240 °C oder gar 260 °C, was eine kurze Verweilzeit im Zylinder erfordert. Die Werkzeugtemperatur sollte zwischen 40 und 60 °C liegen und das Polymer bei 70 bis 80 °C vorgetrocknet werden.
Fertigungsanlage mit minimaler Aufstellfläche
Wie schnell und unkompliziert Lineale als Give-aways während einer Messe produziert werden können, zeigt immer wieder Dr. Boy, Neustadt-Fernthal. Für die Fertigung der Lineale aus einem NAS 30 wurde ein Spritzgießautomat Boy 60 mit einem Handlinggerät LR 5 kombiniert. Die gespritzten Lineale werden dann über einen Schiebetisch in ein lichtgeschütztes Gehäuse befördert, in welchem die passende Skala von einem Laser markiert wird. Die gesamte Fertigungsanlage mit Schutzzaun und Förderbändern benötigt lediglich eine Aufstellfläche von 9 m². Das Werkzeug für dieses Messgerät wurde vom Kooperationspartner Dietrich Lüttgens, Heiligenhaus, umgesetzt. Das Familienunternehmen arbeitet wiederum eng mit Günther Heisskanaltechnik, Frankenberg, zusammen. „Je enger das Verarbeitungsfenster des Kunststoffes ist, umso höher sind die Anforderungen an eine sehr gute Temperaturführung des Heißkanalsystems“, beschreibt Siegrid Sommer, Geschäftsführerin Günther Heisskanaltechnik, die Ansprüche an den Heißkanal. „Die Aufgabe eines Heißkanalsystems ist es, die Kunststoffschmelze wohltemperiert in die Kavitäten zu führen, ohne dabei den Kunststoff thermisch zu schädigen. Folglich ist die Thematik der Beheizung des Verteilers als auch der Heißkanaldüsen immer ein zentraler Aspekt in unserer Entwicklungsarbeit.“ Nach Abstimmung mit dem hauseigenen Werkzeugbau von Lüttgens, wo auch das Spritzgusswerkzeug für dieses Projekt gefertigt wurde, wird das NAS 30 (mit 4 % Weißanteil) von Albis, Hamburg, mit einer Heißkanaldüse Typ 8SET2-60H/R40 verarbeitet. Das Schussgewicht pro Düse beträgt circa 24 g. Die offene Einzeldüse mit konventionellem Heizelement gewährleistet eine homogene Temperaturführung bei guter thermischer Trennung. Der Wärmeverlust zwischen Heißkanaldüse und Kavität wird durch den zweigeteilten Schaft der Düse geringgehalten. Aufgrund dieser konstruktiven Maßnahmen eigenen sich diese Heißkanaldüsen zum Verarbeiten thermisch empfindlicher Materialien, technischer Kunststoffe und hochtemperaturbeständiger Polymere. Aufgrund der modularen Bauweise sind einzelne Bauteile wie Heizung, Fühler, Materialrohr und Düsenspitze austauschbar, wodurch Reparatur- und Wartungsarbeiten vereinfacht werden.
Deshalb ist es wichtig, Technologien für den Markt zu entwickeln
Im Laufe der fast 40-jährigen Firmengeschichte von Günther konnten viele technische Innovationen etabliert werden. Dabei zeigte sich, dass es keine Frage der Zeit ist, ob ein Unternehmen durch Technologie erfolgreich wird, sondern dass es zur richtigen Zeit die richtigen Innovationen und Lösungen bietet. Technologien dürfen nicht am Markt vorbei erforscht beziehungsweise entwickelt werden, sondern müssen zielgerichtet und spezifisch erfolgen. Siegrid Sommer dazu: „Es ist wichtig, nahe am Kunden zu sein und diesen stets bei seinen alltäglichen Herausforderungen zu begleiten. Also seine Nöte zu kennen und so gezielt Entwicklungen anzustoßen, die ihm Erleichterung, Prozessstabilität und Effizienzsteigerung bieten.“
Quelle: Günther Heisskanaltechnik
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