Zehn Schweine in einer Box in einem Stall.

Wenig Platz in der Massentierhaltung, auch für die Herstellung von Schweinsleder Usus. (Bild: Achenbach)

Mann mit kurzen braunen Haaren und Bart.
Dr. Hermann Achenbach ist Bereichsleiter Forschung – Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft am SKZ in Würzburg. (Bild: SKZ)

In einem Kunststoffumfeld ist für uns die Motivation der Frage „Geht das auch mit Kunststoff?“ sicher in der Regel stark ökonomisch und technisch getrieben. Wenn es darum geht, Rezyklate oder nachwachsende Rohstoffe einzusetzen, kommt natürlich der Umweltgedanke hinzu. Hierbei geht es aber in der Regel darum, den eigenen Fußabdruck gegenüber dem Status quo einer fossil basierten Linearwirtschaft zu verbessern. Auch wenn sich die Branche mitunter bessere Ökobilanzergebnisse als Papierverbünde und gute Leichtbaulösungen auf die Fahnen schreibt, werden Kunststoffe jedoch beim Großteil der Menschen sicher nicht unmittelbar mit Umweltschutz in Zusammenhang gebracht. Für einen Teil der Bevölkerung sind Kunststoffe allerdings tatsächlich ein unverzichtbarer Teil der Lösung, wenn es darum geht, ihre primären Umweltziele zu erreichen. Die Rede ist von den Veganerinnen und Veganern unter uns. Von 2015 bis heute hat sich in Deutschland der Anteil derjenigen, die auf tierische Produkte gänzlich verzichten wollen, rund verdoppelt. Zwar machen vegan lebende Menschen derzeit immer noch nur circa 2 % der Bevölkerung aus, bei einer zu erwartenden Fortsetzung des Trends wird diese Gruppe aber auch aus Marktsicht immer relevanter.

Zitat

Kunststoffe sind mit einer veganen Lebensweise vereinbar.

Einfache Frage – oder?

Als Leiter des Bereichs „Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft“ am SKZ werde ich oft gefragt, was ist denn jetzt besser „Kunststoff oder…“. Wer mit Nachhaltigkeitsbewertungen zu tun hat, weiß, in welchem Dilemma man sich dann meist befindet. Eine knappe seriöse Antwort ist in der Regel nicht möglich. Es klingt dann eher so „Ja, also das hängt dann vom genauen Einsatzzweck, der Lebensdauer, der Herkunft der Rohstoffe und der eingesetzten Energieträger ab…“. Oft sehr unbefriedigende Antworten auf eine sehr klar formulierte Frage. Geht es aber vorrangig um die Motivation, Tierleid zu verhindern, ist eindeutig: Kunststoffe und natürlich auch andere Materialalternativen sind besser als Leder. So werden weltweit 1,4 Mrd. Tiere getötet, um Lederwaren herzustellen. Da der Anteil der Haut 7 bis 15 % des Tierwertes ausmacht, kann hierbei nicht von einem Abfallprodukt die Rede sein. Sind wir zwar in Deutschland bemüht, Tierwohlstandards einzuführen, brauchen wir uns wenig Illusionen darüber machen, dass dem global auch so sei. Weltweite Standards, die das alles flächendeckend verhindern, sind längst noch nicht in Sicht. Auch werden in vielen Ländern ungefilterte Abwässer aus Gerbereien in Flüsse eingeleitet, da ein Großteil des Leders mit Chrom gegerbt wird, ein Schadstoffeintrag mit katastrophalen Umweltfolgen. Auch die Kunststoffbranche kann sich nicht gänzlich davon freisprechen, Tierleid zu verursachen: Vögel, die wegen Plastikabfällen im Bauch verhungern, oder Schildkröten, die sich in Fischernetzen und anderen Abfällen verfangen. Wenn wir es aber schaffen, durch Kreislaufwirtschaft und ein weltweites Plastikschutzabkommen Kunststoff verantwortungsvoller zu nutzen, können wir diese Probleme in den Griff kriegen. Von vornherein ist jedoch klar, Tiere sind als Produktionsmittel für die Herstellung von Kunststoffen nicht erforderlich, für Leder werden sie es aber immer sein. Wem Tiere also am Herzen liegen, der wird wohl bei der Auswahl seiner Sitzbezüge im Auto oder dem Kauf neuer Schuhe immer wieder die Frage stellen müssen, „Geht das nicht auch mit Kunststoff?“

Quelle: SKZ

Sie möchten gerne weiterlesen?

Unternehmen

SKZ – Das Kunststoff-Zentrum

Friedrich-Bergius-Ring 22
97076 Würzburg
Germany