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(Bild: SKZ/Peter Schreiber.media – stock.adobe.com)

Mann mit dunklem Hemd, Bart und Brille.
Dr.-Ing. Michael Bosse ist Gruppenleiter Materialentwicklung am SKZ in Würzburg. (Bild: SKZ)

Ein Praktikum im Jahre 1991 bei der Georg Utz GmbH in Schüttorf war mein Einstieg in die Kunststoffwelt. Der PLASTVERARBEITER, damals gute  40 Jahre lang im Druck, lag im Pausenraum. Ich verstand von den Fachartikeln noch herzlich wenig. Seitdem hat sich Vieles verändert. Der Kernprozess des Spritzgießens und seiner Peripherie blieb zwar erhalten, technisch gesehen haben jedoch Automatisierung und Digitalisierung übernommen. Um die technischen Trends in der Kunststoffwelt zu beschreiben, wäre ein Tagebuch der dies-jährigen Fakuma angebracht. Zwischen den Themen eigener Innovationen treten auch hier deutlich die großen Strömungen hervor: (Energie-)Kosten, Effizienz, Digitalisierung, Rohstoffe, Rezyklat und Kreislaufwirtschaft. Sie werden mit Blick auf die globalen Entwicklungen betrachtet und verfolgen die politischen Entwicklungen, entscheiden über Insourcing und Out- Sourcing, bewerten Know-how und „frozen knowledge“. Die nicht-technischen Themen bestimmen den Dialog und die Technik sollte diese Rahmenbedingungen kennen.

Zitat

Kunststoffe sind nicht perfekt, aber sie sind ein notwendiger Teil unserer Zukunft.

Zitiert aus dem Artikel “History and future of plastics”, vom Science History Institute, Philadelphia, 2023.

Technik ist nur ein Drittel der Lösung

Die Innovationen auf der Fakuma erweitern zwar die technischen Möglichkeiten, sind aber nur ein Teil der geforderten Lösungen. Gesellschaftspolitische und gesetzlich-regulative Randbedingungen stellen entscheidende Weichen, sei es bei Fluorpolymeren oder bei der Bewertung, wann und ob ein Reststoff für das Recycling als Abfall oder Material gilt. Dem Verband „Plastics Europe“ ist hierzu ein Meilenstein gelungen auf dem Weg zu einer Kreislaufführung von Kunststoffen, indem sich Entsorger und Hersteller auf ein gemeinsames Leitbild mit klarer Priorität auf mechanischem Recycling und gleichzeitig einem Bekenntnis zum chemischen Recycling geeinigt haben. Der Ruf nach Produkten, die in Konstruktion, Produktion und Verwertung nachhaltigen Grundsätzen gehorchen, wurde 1970 vom Autoren des Standardwerkes „Form- und Lagetoleranzen“, Walter Jorden, initiiert. Die VDI-Richtlinie 2243 kam im Juli 2002 als „Recyclingorientierte Produktentwicklung“ heraus. Sie sollte in jeder Entwicklungsabteilung zu finden sein, und die Lektüre lohnt sich heute mehr denn je! Sie bildet auch die Basis für die anhaltende, roh-stoffbetrachtete Recycling-Forschung, unter anderem im insgesamt 13 Partner umfassenden Verbundprojekt „ReVise-UP“ (im Rahmen KURT „KUnststoffRecyclingTechnologien, PTJ 033R390H), auch unterstützt von Henkel sowie P&G. Die Optimierung der Recyclingprozesse: Sammeln, Erkennen, Trennen, Rezepturen und Verfahren optimieren sowie Ökobilanz erstellen, steht in den nächsten drei Jahren auf der Tagesordnung. Das maschinelle Lernen kann auch hier besondere Fortschritte erzielen. Ab der nächsten Ausgabe können Sie sich an dieser Stelle auf Texte unterschiedlichster Wissenschaftler und Fachbereiche aus dem SKZ freuen. Wir sehen uns, wenn Sie mögen, auf der Fakuma im Bereich erweiterter Spritzgießsimulation wieder. Es war mir eine besondere Freude, dass ich in den letzten drei Jahren Teil Ihrer Fachlektüre sein durfte.

Quelle: SKZ

 

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