Update vom 24.04.24: Wohnungsbau: Misere hält an
Der Bauindustrie als einer der wichtigsten Nachfrager nach Kunststoffprodukten widmen wir regelmäßig unser besonderes Augenmerk. Nicht nur Baubedarfsartikel werden für diesen Sektor produziert, sondern auch Halbzeuge (Platten, Rohre, Folien, Profile), Technische Teile (zum Beispiel für Haustechnik, Heizungen), Konsumwaren (Einrichtungsgegenstände), ja sogar „Verpackungsmittel“ (Tanks). Dieser lange verlässliche Stützpfeiler der Kunststoffwarenproduktion ist seit August 2022 weggebrochen, und seither ging die Zahl der Baugenehmigungen immer stärker zurück. Nachdem nach mehr als einer einjährigen Durststrecke im Oktober und November noch Hoffnung bestand, dass der Sinkflug zu Ende gehen könnte, war der Dezember ein erneuter Schlag ins Kontor. Im Januar und Februar 2024 fielen die Rückgänge gegenüber den (bereits schwachen) Vorjahresmonaten zwar wieder um einiges geringer aus, aber es wurden im Schnitt der beiden Monate nur noch 14.000 Baugenehmigungen pro Monat erteilt, weniger als je zuvor. Eine Hochrechnung dieser Werte auf das Gesamtjahr würde Erschreckendes zutage fördern, weshalb wir uns das verkneifen. Für das erste Halbjahr rechnen wir auf jeden Fall nicht mit einem entscheidenden Anstieg der Baugenehmigungen im Vergleich zu den jeweiligen Vormonaten. Sollten die Zahlen „nur“ stagnieren, wird man möglicherweise zufrieden sein müssen. Für das Gesamtjahr könnten selbst bei anziehender Investitionsfreude im zweiten Halbjahr nur wenig mehr als 200.000 Wohnungen genehmigt werden.
Update vom 17.04.24: Aktuell zur Lage der Kunststoffverarbeitung
Nachdem die Daten der monatlichen Betriebsberichterstattung für Februar vorliegen, scheint ein Blick auf die aktuelle Lage der Kunststoffverarbeitung wieder einmal angezeigt. Die Zahl der Betriebe (mit mehr als 50 Mitarbeitern) ist praktisch unverändert (+0,5 %), die Beschäftigung ist aber um -2,2 % zurückgegangen. Die geleisteten Arbeitsstunden sind halb so stark gesunken, das heißt, weniger Beschäftigte waren besser ausgelastet als im Vorjahreszeitraum, positiv für die Betriebsbilanzen. Die Lohnkosten sind in der gleichen Zeit aber um über 3,4 % kräftig gestiegen. Bezüglich der Beschäftigung können wir nicht sagen, wie viel davon auf Personalabbau, Verrentung älterer Mitarbeiter oder Produktionsverlagerungen ins Ausland zurückgeht. Weniger Arbeitsstunden bedeutet zudem auch eine geringere Auslastung der Produktionskapazitäten (also des Maschinenparks), was den Bilanzen wieder etwas weniger bekommt. Der Umsatz insgesamt ist um -4,3 % gesunken, im Inland sogar um -7,3 %. Der Auslandsumsatz ist „nur“ um -1,5 % gesunken, in der Eurozone allerdings um -2,3 %. Das Geschäft hat sich insgesamt also schlecht entwickelt, das Ausland trägt daran aber weniger Schuld als die Binnenkonjunktur.
Update vom 10.04.24: Produktion: Bodenbildung?
Nach den neuesten Produktionsdaten scheint gerade so etwas wie eine Bodenbildung stattzufinden. Im Zweimonatszeitraum Januar-Februar 2024 lag das Produktionsniveau etwa 1,5 Punkte über dem Tiefpunkt im vierten Quartal 2023. Zwar fiel die Produktion gegenüber Januar-Februar 2023 immer noch um 5 % niedriger aus, aber die Steigerung gegenüber dem Jahresende 2023 nährt die Hoffnung, dass sich die Produktion auf niedrigerem Niveau stabilisiert und vielleicht demnächst auch wieder etwas erholen könnte. Allerdings sollte man vorsichtig sein, die Rezession ist noch nicht vorbei. Und zu viele Signale stehen noch auf Rot. Die Baukonjunktur bleibt weiterhin mau, beim Autobau gibt es immer noch viele Fragezeichen. Zumindest im ersten Halbjahr könnte die Produktion noch um einiges schwächer ausfallen als in der ersten Jahreshälfte 2023.
Umsatzniveau mit neuem Tiefstand
Im Jahr 2021 konnten sich die realen Umsätze anfangs von der Pandemie erholen. Nach der Bundestagswahl begann dann die bis jetzt anhaltende Phase der Umsatzrückgänge. Dauer bisher: neun Quartale. Im vierten Quartal lagen die realen Umsätze bei 89,2 % des Ausgangsniveaus des Jahres 2021. Im Januar 2024 hat sich die Lage nicht gebessert, sondern auf nur noch 87 % verschlechtert. Im Oktober und November sah es kurzfristig nach einer Stabilisierung des Produktionsniveaus (auf niedrigerem Niveau im Vergleich zu den Vorjahresmonaten) aus. Der Dezember wies schon wieder in die andere Richtung.
Inland pfui, Ausland nicht hui
Die Umsatzentwicklung zeigte ab dem ersten Quartal 2023 rasant nach unten. Im zweiten Quartal hatte sich der starke Einbruch wiederholt. In der zweiten Jahreshälfte haben sich die Rückgänge merklich abgeschwächt, mit zuletzt über 5 % im vierten Quartal waren sie immer noch beachtlich. Der Jahresauftakt 2024 verheißt nichts Gutes, denn der Rückgang hat sich wieder beschleunigt. Aber es ist vor allem das Inland, das Probleme bereitet. Die Abschläge fallen hier wesentlich stärker aus als im Export. Im Januar sechsmal so heftig. Aber auch im Ausland ist die Situation übers Jahr betrachtet nicht sehr rosig.
Produktionsabschwung weiter deutlich
An der Produktionsfront bleibt die Situation weiter sehr angespannt. Besonders dramatisch war die Entwicklung im ersten Halbjahr, als sich die Negativmeldungen geradezu überschlugen. Im zweiten Halbjahr hat sich der Produktionsabschwung etwas verlangsamt, aber selbst im vierten Quartal lag die Produktion noch über 6,5 % niedriger als im Vorjahresquartal, in dem schon ein Rückgang von knapp 4 % verzeichnet wurde. Der Start ins neue Jahr ist nicht geglückt, denn im Januar 2024 lag die Produktion um 6,2 % unter dem Stand des Vorjahresmonats.
Gleitflug nach unten
Seit ihrem letzten Höhepunkt im letzten Quartal 2020 befindet sich die Produktion – von kurzen Erholungsphasen abgesehen – im Gleitflug nach unten. Zuletzt immer schneller. Der vorläufige Tiefpunkt mit 87 % des Niveaus des Basisjahres 2021 wurde im vierten Quartal 2023 erreicht. Im Dezember lag man mit 85 %, im Januar 2024 mit 86,5 % noch niedriger. „Charttechnisch“ könnte die Talsohle erreicht sein, ob es am Ende auch wirklich so kommt, werden die nächsten Monate erweisen. Sicher ist: Entscheidenden Aufschwung wird die Produktion nicht nehmen.
Baubedarfsartikelsektor leidet besonders
Übers Jahr gesehen mussten Baubedarfsartikel die stärksten Einbußen hinnehmen, jeweils immer zweistellig gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Anfangs war es aber der Halbzeugsektor, nun verliert er deutlich weniger als die anderen Bereiche, aber von einer sehr niedrigen Basis aus. Was den Bau betrifft, stehen Halbzeuge eher am Anfang der Bauproduktion, Baubedarfsartikel an ihrem Ende. Dort schlägt derzeit die schwache Bautätigkeit voll durch. Bemerkenswert auch die weiter starken Einbußen im Technische Teile- und Konsumwarensektor, vermutlich wegen geringer Konsumfreude.