Grafik mit einer roten und schwarzen Trendkurve. Dahinter ein Oberkörper von einem Mann mit grauem Jackett und roter Krawatte. Zeigt mit dem Zeigefinger auf die Grafik.

(Bild: Photo-K – Fotolia.com)

Update vom 06.09.23: Umsatzentwicklung in der Kunststoffverarbeitung

Seit dem dritten Quartal 2022 kämpft die Kunststoffverarbeitung wieder mit real sinkenden Umsätzen, nachdem sich in der ersten Jahreshälfte noch eine Stabilisierung einstellte und sich eine Hoffnung auf Besserung andeutete. Nach dem leichten Minus im zweiten ging es ab dem dritten Quartal mit den Umsätzen verstärkt bergab. Und auch im Juli 2023 ergab sich keine wesentliche Besserung. Seit Dezember fallen die Umsätze regelmäßig zwischen -5,6 % und -8,9 % niedriger aus als im Vorjahresmonat, meist gehen sie sogar -7 % oder mehr zurück. Das Absatzniveau schwankt zwischen 96 % und 97 % des Basisjahres 2015. Und es liegt damit etwa 15 Punkte unter dem Höchststand aus dem Dezember 2020. Aufgrund der bisher schwachen Produktionsentwicklung ist auch für die Folgemonate nicht mit einer Besserung zu rechnen, eher mit noch schwächeren Umsätzen.

Grafik mit blauen Balken und roter Kurve.
(Bild: Destatis)

Update vom 23.08.23: Preisniveau bei Kunststoffwaren: Manche mögen’s heiß

Lange Zeit kannten die Erzeugerpreise bei Kunststoffwaren nur eine Richtung: aufwärts. Das ist nun vorbei – in den meisten Fällen. Das Preisniveau für Kunststoffwaren erreichte seinen Höhepunkt im ersten Quartal 2023, seither sinkt es wieder leicht. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich aber: Verursacht wird die Beruhigung an der Preisfront allein durch die Preisrückgänge bei Halbzeugen (Platten, Rohre, Profile, Folien), bei denen die Preise vorher rasant gestiegen waren und in etwas geringerem Maße von Verpackungsmitteln (Tanks, Kisten, Transportbehälter). In beiden Fällen war der Preisgipfel im dritten Quartal 2022 erreicht, seither sinken die Preise wieder. Ermöglicht werden die Preissenkungen einerseits durch Rückgänge bei den Kunststoffpreisen, erzwungen werden sie andererseits durch starke Nachfragerückgänge besonders im Halbzeugsektor (wir berichteten). Bei Baubedarfsartikeln (Sanitärausstattungen, Türen und Fenster) sehen wir stattdessen weiterhin Preisanstieg und ein sehr hohes Preisniveau. Bei Konsumwaren und bei Technischen Teilen stiegen die Preise bisher eher langsam an, aber auch hier scheint die Inflation nun eine Pause einzulegen. Für die zweite Jahreshälfte können wir eher eine Seitwärtsbewegung erwarten, kein deutliches Auf, aber auch kein starkes Ab, höchstens ein schwaches Nachgeben der Preise. Hängt vom weiteren Konjunkturverlauf und der Preisentwicklung an der Kostenfront (Rohstoffe, Energie) ab.

Grafik mit sechs Kurven.
(Bild: Destatis)

Update vom 16.08.23: Wieder Neues zur Lage der Kunststoffverarbeitung

Nachdem die Daten der monatlichen Betriebsberichterstattung für Juni gerade verfügbar geworden sind, können wir das erste Halbjahr 2023 bilanzieren. Gegenüber dem ersten Halbjahr 2022 ist die Zahl der Betriebe über der Erfassungsschwelle (50 Beschäftigte und mehr) um 0,6 % gestiegen, auf nunmehr 1706. Dieser Anstieg besteht seit einigen Jahren, bei gleichzeitigem Schrumpfen der Gesamtzahl der kunststoffverarbeitenden Betriebe: Ergebnis der zunehmenden Betriebskonzentration. Trotz steigender Zahl der Betriebe über der Erfassungsgrenze ist die Beschäftigtenzahl dieser Betriebe gesunken, um -0,4 %: Die Betriebe bauen (verstärkt) Personal ab. Die Lohnkosten sind kräftig gestiegen, und zwar um 4,3 %: Folge der Inflation, nur zu einem geringen Teil des Produktivitätsfortschritts. Von Januar bis Juni wurden -1,4 % weniger Arbeitsstunden geleistet: Ausfluss des (verstärkten) Geschäftsrückgangs. Der Umsatz fiel in der gleichen Zeit im -4,6 %: Vermutlich Folge der Absatzkrise. Ob auch deflationäre Tendenzen (vom Markt erzwungene Preissenkungen infolge Nachfrageschwäche) dafür verantwortlich sind, wissen wir noch nicht. Am stärksten hat es die Inlandsumsätze getroffen: Muss niemand wundern. Im Ausland hält sich das Geschäft in der Eurozone vergleichsweise gut: Die EU-Staaten haben eine bessere Wirtschaftsentwicklung aufzuweisen als der neue (wieder einmal) kranke Mann Europas und jagen Marktanteile ab, weshalb auch vorübergehend Kunststoffteile nachgefragt werden, was den allgemeinen Verlust an Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Verarbeiter auf kurze Sicht noch etwas abmildert. Der Export in Länder außerhalb der Eurozone ging wertmäßig um -6,6 % zurück: Die deutsche Industrie, auch die Kunststoffverarbeitung, ist auf dem Weltmarkt immer weniger konkurrenzfähig. Oder liefert gleich von ihren ins Ausland verlagerten Produktionsstätten.

Grafik mit roten Balken.
(Bild: Destatis)

Update vom 09.08.23: Produktion: Im Juni keine Besserung

Auch im Juni zeichnete sich keine Besserung der Situation ab: Die Produktion verharrte weiter im Tief. Das Produktionsminus gegenüber dem Vorjahresmonat betrug fast -9 %. Seit Dezember 2022 lag die reale Produktion in jedem Monat zwischen -7,4 und -9,2 % unter der des jeweiligen Vorjahresmonats, im Schnitt war sie um -8,3 % niedriger. Der Dezember markierte den Startpunkt der stark gesunkenen Produktion. Vorher waren die Rückgänge weniger als ein Viertel so stark. Im gesamten zweiten Quartal 2023 betrug der Rückgang gegenüber dem Vorjahresquartal -8,8 %, im ersten Quartal waren es noch „nur“ -7,6 %. Das Produktionsniveau liegt nun bei 93,5 % des Basisjahres 2015. Etwa auf dem Niveau, welches wir zuletzt im vierten Quartal 2010 gesehen haben. In der Branche haben wir in der letzen Zeit einige spektakuläre Insolvenzen bedeutender Player gesehen, aber damit lässt sich der Produktionsrückgang nicht hinreichend erklären. Geringere Produktion dürfte die Branche durch die Bank geißeln.

Grafik mit blauen Balken und roter Kurve.
(Bild: Destatis)

Einbruch bei den Mengen

War 2022 der Produktionswert der Kunststoffwaren wie im Vorjahr zweistellig gestiegen, gibt es in Quartal 1/2023 Ernüchterndes zu vermelden: Der Produktionswert ist um -1,2 % gesunken und die Mengen sind um -9,3 % gefallen. Dass der Produktionswert „nur“ um 1,2 % gesunken ist, liegt am starken Anstieg der Erzeugerpreisniveaus um rund 8 %. Der heftige Produktionsrückgang führt zu einer geringeren Kapazitätsauslastung und zur Erhöhung der Stückkosten. Die Betriebe werden nicht nur durch die Personalkostenexplosion (wir berichteten) und der Kosten für Vorleistungen in die Mangel genommen, sondern eben auch durch den Stückkosteneffekt.

Tortendiagramm.
(Bild: Destatis)

Eineinhalb Jahre Flaute

Seit Quartal 4/2021 ist die Produktion real zurückgegangen oder hat stagniert. Produktionswerte sind hingegen weiter gestiegen. Seither klaffen Produktionswerte und -mengen auseinander, mitnichten ist es also der Ukrainekrieg, der gerne als Märchenerzählung herhalten muss. Konnte die Erzeugerpreisinflation anfangs noch eine Illusion steigender Umsätze erzeugen, ist das im Quartal 1/2023 nun auch vorbei. Der Produktionswert sinkt aber bislang nur schwach, denn das Preisniveau ist im Vergleich zum Vorquartal stark gestiegen. Kurzfristig betrachtet stagnieren die Preise eher, sodass wir bald auch stärker zurückgehende  Produktionswerte sehen werden.

Grafik mit Balken und orangener Kurve.
(Bild: Destatis)

Minus mit einer Ausnahme

Nach Produktgruppen aufgeschlüsselt,  sehen wir im ersten Quartal überwiegend geringfügig niedrigere Produktionswerte bei deutlich sinkenden Mengen – mit Ausnahme von Halbzeugen, wo stark fallende Produktionswerte mit zweistelligen Mengenschwund einhergehen. In diesen Bereich fallen auch viele Bauprodukte (Rohre, Profile, Platten, Baufolien), die eher in frühen Bauphasen eingesetzt werden und daher zügig auf die Baukrise reagieren. Einzig das Segment der Technischen Teile und Konsumwaren kann seinen Produktionswert steigern, bei gleichzeitig leicht geringerer Produktion.

Grafik mit blauen und roten horizontalen Balken.
(Bild: Destatis)

Produktionswerte sinken

Bis zum vierten Quartal sind die Produktionswerte regelmäßig gestiegen – egal, wie sich die Mengen entwickelt haben. Durch höhere Preise wurde niedrigerer Ausstoß jeweils mehr als ausgeglichen. Mit der leichten Abschwächung der Inflation infolge nachgebender Kunststoffpreise wird das Produktionsminus nicht mehr in jedem Fall durch Preiserhöhungen überdeckt. Nur bei Technischen Teilen/Konsumwaren steigt der Wert der Produktion noch deutlich. Grund ist unter anderem, dass dort die Produktion in  einigen Teilbereichen wächst beziehungsweise sich nach vorherigem Einbruch wieder etwas normalisiert.

Grafik mit verschiedenfarbigen horizontalen Balken.
(Bild: Destatis)

Technische Teile versus Konsumwaren

In der Branchenstatistik können wir Technische Teile und Konsumwaren nicht trennen und müssen sie unter „sonstigen Kunststoffwaren“ gemeinsam ausweisen. In der Warenproduktion ist die Trennung jedoch möglich: Konsumprodukte schwächeln angesichts von Kaufkraftschwund durch Inflation und Kaufzurückhaltung wegen fortschreitender Verunsicherung der Konsumenten. Technische Teile hingegen legen zu, vor allem bedingt durch Nachholen in der Kfz-Produktion nach Linderung des Mangels an Zulieferteilen. Branchenbeobachter sprechen von kurzlebiger und vorübergehender Scheinblüte.

Grafik mit blauen und roten horizontalen Balken.
(Bild: Destatis)

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