Grafik mit einem roten und einem schwarzem Pfeil. Dahinter ein Oberkörper von einem Mann mit grauem Jackett und roter Krawatte. Zeigt mit dem Zeigefinger auf die Grafik.

(Bild: Photo-K – Fotolia.com)

Update vom 26.07.23: Preise von Kunststoffwaren: Galopp, Kriech- und Rückwärtsgang

Den neuesten Daten zufolge ist die Inflation bei Kunststoffwaren in fast allen Produktsegmenten zum Stillstand gekommen. Überwiegend schreibt man im zweiten Quartal 2023 nun rote oder schwarze Nullen, das heißt gegenüber dem Vorquartal hat sich wenig verändert. Technische Teile allerdings haben sich um etwa 0,4 % weiter verteuert, Halbzeuge sich um 0,8 % verbilligt. Im Vergleich zum zweiten Quartal 2022 liegen die Preise aber zwischen 0,8 % und 7,2 % höher, mit Ausnahme der Halbzeuge, bei denen die Verkaufspreise um 1,2 % gesunken sind. Vermutlich ist der generelle Stillstand der Preisentwicklung auf die Nachfrageschwäche zurückzuführen. Die Verarbeiter können in der derzeitigen Situation keine höheren Preise durchsetzen, auch wenn es die Kostensituation vielleicht erfordern würde. Allerdings haben sich Kunststoffe spürbar verbilligt, andere Kosten, vor allem Löhne und Gehälter, sich aber weiter erhöht. Die Frage, wie sich die jetzige Entwicklung auf die Rentabilität auswirkt, bleibt weiterhin offen. Klar ist, dass sinkende Nachfrage die Kapazitätsauslastung verringert und damit allein schon Kostendruck auslöst.

Grafik mit verschiedenfarbigen horizontalen Balken.
(Bild: Destatis)

Update vom 21.07.23: Wohnungsbau: Baukrise verschärft sich weiter

Da die Bauindustrie einer der wichtigsten Nachfrager nach Kunststoffprodukten ist, rücken wir sie immer mal wieder besonders ins Blickfeld. Nicht nur Baubedarfsartikel werden für diesen Sektor produziert, sondern auch Halbzeuge (Platten, Rohre, Folien, Profile), Technische Teile (zum Beispiel für Haustechnik, Heizungen), Konsumwaren (Einrichtungsgegenstände), ja sogar „Verpackungsmittel“ (Tanks). In den letzten Jahren war die Bauindustrie ein verlässlicher Stützpfeiler der Kunststoffwarenproduktion. Das hat sich im Laufe des Jahres 2022 geändert. Seit August geht die Zahl der Baugenehmigungen immer stärker zurück. Zu den neuesten Entwicklungen gäbe es viel zu sagen: Einerseits, soweit es sich um die politischen und ideologischen Ursachen handelt. Dazu wollen wir uns enthalten, dem Leser das Urteil überlassen. Andererseits gibt es wenig zu sagen, was die Fakten angeht. Seit Januar schwanken die Rückgänge bei den Baugenehmigungen jeden Monat im Vergleich zum Vorjahresmonat zwischen -25 % und -40 %. Im April/Mai wurden im Schnitt -33,4 % weniger neue Wohnungen genehmigt als im Vorjahreszeitraum. Bisher, von Januar bis Mai , wurden 2023 noch knapp 94.000 Wohnungen genehmigt, im Vorjahreszeitraum waren es noch etwas über 135.000. Das ist ein Minus von 30,5 %. Regelmäßig werden etwa -9 % weniger Wohnungen gebaut als beantragt. Es würde uns nicht wundern, wenn sich dieses Jahr die Schere zwischen genehmigten und realisierten Wohnungen noch weiter öffnen würde.

Grafik mit blauen Balken und roter Kurve.
(Bild: Destatis)

Update vom 13.07.23: Die Rezession hält an. Aber warum?

Der aktuelle Produktionsindex für den Mai lässt keine Hoffnung aufkommen: Im Gegenteil. Die Produktion geht weiter zurück und der Sinkflug beschleunigt sich sogar noch. Mit 9,0 % Minus gegenüber dem Vorjahresmonat sehen wir den stärksten Rückgang außerhalb von Krisenzeiten wie in der Finanzkrise 2009 oder dem Lockdown. Die Produktion lag im Mai bei gerade einmal noch bei 93 Indexpunkten im Vergleich zum Basisjahr 2015. Gegenüber dem Produktionshoch im zweiten Quartal 2018 von 110,9 Punkten sind es nun fast 18 Punkte Rückstand. Das ist hier die Frage: Ist es (nur) Rezession oder (schon) Deindustrialisierung? Ist es nur die Nachfrageschwäche aus den bekannten Gründen (zinsbedingte und regierungshandelnd herbeigeführte Bauschwäche, Konsumzurückhaltung bedingt durch Kaufkraftschwund) und/oder verlagern die Betriebe auch Produktion ins Ausland? Die Frage lässt sich nicht einfach beantworten. Unsere Vermutung ist: Sowohl als auch.

Grafik mit blauen Balken und roter Kurve.
(Bild: Destatis)

Update vom 28.06.2023: Preise von Kunststoffwaren: Galopp, Kriech- und Rückwärtsgang

Preise von Kunststoffwaren-Galopp, Kriech- und Rückwärtsgang
Veränderung gegen Vorquatal (Bild: Destatis)

In KW 09 haben wir das letzte Mal über der Entwicklung der Preise von Kunststoffwaren berichtet. Im ersten Halbjahr 2023 hatten wir einen heftigen Anstieg des Preisniveaus, mit der Spitze im zweiten Quartal, mit Preiserhöhungen gegenüber dem Vorquartal um knapp 5% bis 6,5%. Bei Konsumwaren und Technischen Teilen konnten die Hersteller aber nur deutlich geringere Preisaufschläge durchsetzen. Die neuesten Zahlen zeigen ein starkes Nachlassen des Preisauftriebs, zum Teil auch Preisrückgänge bei Halbzeugen und Verpackungsmitteln. Möglich gemacht wurde die abflachende Inflation bzw. der Preisrückgang durch die wieder etwas gesunkenen Energiepreise und die zum Teil deutliche Verbilligung bei einigen Kunststoffsorten. Das Rekordniveau bei Kunststoffpreisen gehört erst einmal der Vergangenheit an, weil es immer wegen geringeren Nachfrage immer noch ein leichtes Überangebot an Ware gibt. Nichtsdestotrotz ist das Preisniveau bei den Materialen und der Energie immer noch recht hoch. Gleichzeitig müssen die Betriebe heftige Lohnkostensteigerungen verkraften, wie wir in KW 25 gezeigt haben. Wie sich das auf die Rentabilität auswirkt, bleibt eine spannende Frage.

Update vom 21.06.23: Neues zur Lage der Kunststoffverarbeitung

Nachdem die Daten der monatlichen Betriebsberichterstattung für April gerade verfügbar geworden sind, können wir die ersten vier Monate 2023 bilanzieren. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum ist die Zahl der Betriebe über der Erfassungsschwelle (50 Beschäftigte und mehr) um 0,6% gestiegen, auf nunmehr 1717. Dieser Anstieg besteht seit einigen Jahren, bei gleichzeitigem Schrumpfen der Gesamtzahl der Kunststoffverarbeiter: Ergebnis der zunehmenden Betriebskonzentration. Trotz steigender Zahl der Betriebe über der Erfassungsgrenze ist die Beschäftigtenzahl unverändert: Die Betriebe bauen Personal ab. Die Lohnkosten sind kräftig gestiegen, und zwar um exakt 5%: Folge der Inflation, nur zu einem geringen Teil des Produktivitätsfortschritts. Von Januar bis April wurden -0,7% weniger Arbeitsstunden geleistet: Folge des Geschäftsrückgangs. Der Umsatz fiel in der gleichen Zeit im -2,6%: Vermutlich Folge der Absatzkrise. Ob auch deflationäre Tendenzen (vom Markt erzwungene Preissenkungen infolge Nachfrageschwäche) dafür verantwortlich sind, wissen wir noch nicht. Am stärksten hat es die Inlandsumsätze getroffen: Muss niemand wundern. Im Ausland hält sich das Geschäft in der Eurozone vergleichsweise gut. Der Export außerhalb in Länder außerhalb der Eurozone ging um -4,6% zurück: Die deutsche Industrie, auch die Kunststoffverarbeitung, ist auf dem Weltmarkt immer weniger konkurrenzfähig. Oder liefert gleich von ihren ins Ausland verlagerten Produktionsstätten.

Aktuelle Daten zur Lage der Kunststoffverarbeitung
Aktuelle Daten zur Lage der Kunststoffverarbeitung (Bild: Dest atis)

Update vom 14.06.23: Die Kunststoffverarbeitung atmet noch

Kaum haben wir im Juni-Heft die Produktion im ersten Quartal 2023 näher beleuchtet, gibt es neue Daten und wir können (oder eher: müssen) die Betrachtung für den April fortschreiben. Es gibt eine „gute“ Nachricht und eine schlechte. Die „gute“ lautet: Es gibt nichts Aufregendes, die Situation ist wie zuvor. Man muss sich nicht auf neue Umstände einstellen, wohl kaum jemand muss seine Planungen umstellen und sich Sorgen machen, dass er der Auftragsflut nicht Herr würde. Planungssicherheit und Plantreue ist gegeben. Die schlechte Nachricht wagen wir kaum auszusprechen: Der Produktionsrückgang gegenüber den Vorjahresmonat fällt genauso stark aus wie in den vier Monaten zuvor. Die Kunststoffverarbeitung (in Deutschland wohlgemerkt) produziert weiter unter dem Niveau des Basisjahres 2015 für den aktuellen Index. Das heißt, sie stellt um 5 % weniger Waren her als damals und um 10 % weniger als zu ihren Hochzeiten im Jahr 2018. Sie lebt aber noch, produziert weiter, so wie es eben geht und widersetzt sich weiterhin tapfer dem Ratschlag unseres Wirtschafts- und Klimaministers, doch einfach mal die Produktion einzustellen, wenn es eng wird, um auf diese Weise eine Insolvenz zu vermeiden.

Grafik mit blauen Balken und roter Kurve.
(Bild: Destatis)

In der Kunststoffverarbeitung nicht Neues

Wir müssen feststellen: Es gibt nichts Neues. Mehrfach hatten wir berichtet, dass sich die deutsche Kunststoffwarenproduktion schon seit September 2021 auf Schrumpfkurs befindet. Vorher hatte sie ein halbes Jahr Zeit, sich von der Pandemie zu erholen, danach hat sie den schon Mitte 2018 eingeschlagen rezessiven Kurs fortgesetzt. Bis Oktober 2021 schien es, als könnte sie sich nach und nach wieder aufrappeln und die Talfahrt beenden. Stattdessen hat sie im November wieder den Rückwärtsgang eingelegt, und seit Dezember schrumpft die Produktion in früher – zu normalen Zeiten – nicht gekanntem Tempo.

Grafik mit blauen Balken und roter Kurve.
(Bild: Destatis)

Anhaltende Rezession

Die Quartalsbetrachtung zeigt, dass die Produktion in der Kunststoffverarbeitung seit dem vierten Quartal 2021 sinkt, das sechste Mal in Folge. Aktuell liegt sie bei 96 % des Indexbasisjahres 2015, das heißt, sie ist etwa auf das Niveau des Jahres 2014 zurückgefallen. Eine solche Entwicklung gab es noch nie. Üblicherweise sucht man in solchen Fällen nach ökonomischen Gründen: Weltkonjunktur, Kaufzurückhaltung, allgemeine Rezession sind zum Beispiel Faktoren, die gerne herangezogen werden. Wir glauben aber, dass die Ursachen der aktuellen Entwicklung über rein ökonomische Gründe hinausreichen. Möge der geneigte Leser sich eine eigene Meinung bilden.

Grafik mit blauen Balken und roter Kurve.
(Bild: Destatis)

Halbzeuge fallen um Jahre zurück

Der Halbzeugsektor, inzwischen wieder Platz eins nach Produktionswerten, ging anfangs aus der Pandemie relativ unbeschadet hervor und war auf dem Weg, wieder alte Rekordmarken zu erreichen. Abrupt gestoppt wurde der Aufschwung im vierten Quartal 2021. Seither geht es bergab und das von Mal zu Mal schneller. Im ersten Quartal ist die Produktion gegenüber dem Vorjahresquartal zum zweiten Mal in Folge zweistellig gesunken, man liegt nun bei 89 % des Niveaus des Basisjahres 2015. Schwache Bautätigkeit und Nachfrage aus verschiedenen Abnehmerbranchen sind dafür verantwortlich.

Grafik mit blauen Balken und roter Kurve.
(Bild: Destatis)

Baubedarfshersteller nach Boom ernüchtert

Abgesehen von einigen Quartals-Einbrüchen können die Hersteller von Baubedarfsartikeln auf eine lange Phase starken Wachstums zurückblicken. Noch bis ins zweite Quartal 2021 durften sie immer neue Höhen erklimmen. Im zweiten Halbjahr 2022 hat sich das Blatt gewendet. Die eher widerwilligen Zinserhöhungen der EZB angesichts ungehemmter Inflation und immer weiter ausufernder Staatsverschuldung gepaart mit der politisch induzierten Verteuerung des Bauens und des Wohnens haben die Bautätigkeit stark gebremst. Der Produktionsindex ist von 112 Punkten auf Werte um 100 Punkte abgestürzt.

Grafik mit blauen Balken und roter Kurve.
(Bild: Destatis)

Positives von Technischen Teilen und Konsumwaren

Neben all den schlechten gibt es auch positive Nachrichten. Die Produzenten von „sonstigen Kunststoffwaren“, meist Hersteller von Technischen Teilen und Konsumwaren, schaffen so etwas wie eine kleine Trendwende. Im dritten Quartal 2022 konnten sie ihre Produk-tion gegenüber dem Vorjahresquartal um 5 % steigern, danach erreichten sie zuerst eine rote, dann eine schwarze Null. Sobald die Güterproduktionsstatistik vorliegt, können wir Genaueres dazu sagen. Vermutlich liegt es an der Konsumgüternachfrage und leicht steigender Kfz-Produktion. Das Produktionsniveau bleibt aber niedrig.

Grafik mit blauen Balken und roter Kurve.
(Bild: Destatis)

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