Grafik mit einem roten und einem schwarzem Pfeil. Dahinter ein Oberkörper von einem Mann mit grauem Jackett und roter Krawatte. Zeigt mit dem Zeigefinger auf die Grafik.

(Bild: Photo-K – Fotolia.com)

Update vom 07.02.24: Produktion: Rückstand weiter verringert

Zwar sank die Produktion im Dezember 2023 auf eine neues Rekordniveau, auf nur noch 91,5 % im Vergleich zum Basisjahr 2015, aber der Rückstand gegenüber dem Vorjahresmonat fiel mit 4 % so gering aus, wie seit langem nicht mehr. In der Quartalsbetrachtung wurde im vierten Quartal 2023 mit knapp 92 % ebenfalls ein neuer Tiefststand der Produktion erreicht (sieht man vom Pandemieeinbruch ab). Aber auch hier ist das Minus von -5,5 % der geringste Rückgang im Jahr 2023. Ein niedriges Produktionsniveau ist nun mal ein niedriges Produktionsniveau. Insofern ist die Situation weiter sehr dramatisch. Aber die sinkenden Rückgänge nähren die Hoffnung, dass die Talsohle vielleicht erreicht sein könnte. Wir dürfen gespannt sein, was die Verbände auf ihrer traditionellen Aschermittwochspressekonferenz dazu sagen, und wie sie die weiteren Aussichten einschätzen.

Grafik mit blauen Balken und roter Kurve.
(Bild: Destatis)

Update vom 31.01.24: Wohnungsbau: Wende möglich

Da die Bauindustrie eine der wichtigsten Nachfrager nach Kunststoffprodukten ist, rücken wir sie immer mal wieder besonders ins Blickfeld. Nicht nur Baubedarfsartikel werden für diesen Sektor produziert, sondern auch Halbzeuge (Platten, Rohre, Folien, Profile), Technische Teile (zum Beispiel für Haustechnik, Heizungen), Konsumwaren (Einrichtungsgegenstände), ja sogar „Verpackungsmittel“ (Tanks). Im Laufe des Jahres 2022 ist dieser lange verlässliche Stützpfeiler der Kunststoffwarenproduktion einfach weggebrochen. Seit August 2022 ging die Zahl der Baugenehmigungen immer stärker zurück. Im September 2023 wurde der Sinkflug zwar nun gestoppt, die Zahl der Baugenehmigungen verharrt aber weiter auf einem extrem niedrigen Niveau. Rund 17.000 Erlaubnisse im November bedeuten im Vergleich zum Höchststand aus dem November 2021 circa 40 % weniger genehmigte Anträge. Vielleicht ist die Talsohle endlich erreicht, denn die Bauzinsen haben sich wieder etwas beruhigt, und die schwache Baunachfrage dämpft die Baukostenexplosion. In der Jahresendabrechnung werden vermutlich deutlich unter 220.000 Baugenehmigungen stehen. Sollte es im neuen Jahr keinen Antragsschub geben, wird man 2024 auch von kaum mehr neugebauten Wohnungen ausgehen dürfen, selbst wenn bisher genehmigte, aber aufgeschobene Projekte doch noch realisiert werden.

Grafik mit blauen Balken und roter Kurve.
(Bild: Destatis)

Update vom 19.01.24: Investitionen der Kunststoffverarbeiter

Investitionen sind das A und O, um ein Unternehmen fit zu halten. Und sie sind gleichzeitig sowohl ein Indikator für Zukunftsvertrauen als auch eine Folge von Wachstum. Ein Kunststoffmaschinenbauer drückte es uns gegenüber mal so aus: „Wenn man Geld hat, gibt man es aus, wenn man keines hat, spart man“. Nun wissen wir, dass die Kunststoffverarbeitung schon seit zwei Jahren in der Krise ist. Und in der öffentlichen Diskussion geht das böse Wort von der „De-Industrialisierung“ um. Anlass also, mal einen Blick auf die gerade verfügbar gewordenen Daten über Investitionen (bis zum Jahr 2022) zu werfen. Prima facie: Alles prima, 2022 wurde ein Investitionsrekord von 2,8 Mrd. Euro erzielt. Jedoch wissen wir, dass Erzeugerpreise und Umsatz stark gestiegen sind, während die reale Produktion stark geschrumpft ist. Setzen wir also Investitionen und Umsatz ins Verhältnis, dann wurde 2022 eine der niedrigsten Investitionsquoten  überhaupt realisiert. Anders gesagt: Die Kunststoffverarbeiter haben ihre realen Investitionen stark zurückgefahren. In normalen Jahren (Nichtkrisen- und Krisennachfolgejahren) lag die Investitionsquote immer bei 4 % und darüber, im Schnitt dieser Jahre bei 4,2 %. Nimmt man diesen Anteil zum Maßstab, dann fehlten 2022 gegenüber dem Soll von 3,19 Mrd. Euro ganze 354 Mio. Euro, oder 11 %. Die Interpretation überlassen wir dem geneigten Leser. Und denjenigen, die die Investitionsentscheidungen getroffen haben.

Grafik mit roten Balken und blauer Kurve.
(Bild: Destatis)

Update vom 15.01.24: Produktion: Rückstand leicht verringert

Auch im November 2023 fiel Produktion gegenüber dem Vorjahresmonat wie erwartet deutlich geringer aus, aber mit -6,1 % ist der Rückgang wesentlich schwächer als in allen Monaten zuvor seit Dezember 2022. In der Quartalsbetrachtung könnte im vierten Quartal 2022 so etwas wie die vorläufige Talsohle erreicht worden sein. Die Dezemberdaten stehen noch aus, aber im Schnitt der Monate Oktober und November liegt das Produktionsniveau „nur noch“ um 6,4 % tiefer als im Vorjahreszeitraum. Wir sprechen von „vorläufiger Talsohle“, denn es ist nur eine technische Betrachtung. Wie die künftige Entwicklung aussieht, ist ungewisser denn je. Vieles deutet darauf hin, dass sich die Konjunktur EU-weit sehr abgekühlt hat, mit Deutschland als unrühmlichen „Spitzenreiter“. Und auch aus den USA kommen derzeit nicht so positive Nachrichten. Die erhoffte (signalgebende) Zinswende der amerikanischen Zentralbank FED wurde erst diese Woche wieder in Frage gestellt, nachdem die Inflationsrate in den USA erneut deutlich angezogen hat. Und in Deutschland sind nach derzeitiger politischer Lage weiterhin keine wirtschaftsfördernden Impulse zu erwarten. Der Start ins neue Jahr könnte kaum verhaltener sein.

Grafik mit blauen Balken und roter Kurve.
(Bild: Destatis)

Update vom 15.12.23: Wohnungsbau: Tiefpunkt bald erreicht?

Da die Bauindustrie einer der wichtigsten Nachfrager nach Kunststoffprodukten ist, rücken wir sie immer mal wieder besonders ins Blickfeld. Nicht nur Baubedarfsartikel werden für diesen Sektor produziert, sondern auch Halbzeuge (Platten, Rohre, Folien, Profile), Technische Teile (zum Beispiel für Haustechnik, Heizungen), Konsumwaren (Einrichtungsgegenstände), ja sogar „Verpackungsmittel“ (Tanks). In den letzten Jahren war die Bauindustrie ein verlässlicher Stützpfeiler der Kunststoffwarenproduktion. Das hat sich im Laufe des Jahres 2022 geändert. Seit August 2022 geht die Zahl der Baugenehmigungen immer stärker zurück. Im dritten Quartal 2023 hat sich die Lage weiter verschärft. Im Monatsmittel wurden nur noch rund 16.400 Baugenehmigungen für Wohnungen erteilt. Der Tiefpunkt lag dabei im August mir knapp unter 16.000, im September besserte sich die Lage minimal. Ob sich hier bereits eine Wende andeutet, lässt sich noch nicht sagen. An den Börsen setzt man derweil auf eine Zinswende, eine solche könnte der Bautätigkeit wieder ein wenig Auftrieb verschaffen. Wir haben eine erste vorsichtige Schätzung für das Jahr 2003 vorgenommen. Die Zahl der erteilten Baugenehmigungen wird am Schluss vermutlich unter 21.0000 liegen. Selbst bei wieder steigenden Baugenehmigungen im neuen Jahr dürften 2024 dann weniger als 23.0000 Wohnungen fertiggestellt werden. Ein neuer Negativrekord.

Grafik mit blauen Balken und roter Kurve.
(Bild: Destatis)

Update vom 07.12.23:

Auch im Oktober ging die Produktion gegenüber dem Vorjahresmonat wie erwartet weiter zurück, aber mit -5,9 % fällt der Rückgang doch noch sehr deutlich aus. Gegenüber September liegt das Produktionsniveau wieder minimal höher, allerdings reicht es mit 93,1 Punkten im Vergleich zum Basisjahr 2015 nur zum zweitniedrigsten Wert seit Jahren. Wir wissen, dass die Probleme vor allem aus dem Bausektor rühren, der neben Baubedarfsartikeln wie Fenster und Türen, Kunststoffarmaturen und Sanitärartikel vor allem Rohre, Profile, Bauplatten und -folien betrifft. Schwache Impulse für die Konjunktur kommen von den Technischen Teilen, vor allem Zulieferartikeln für den Kfz-Bereich, wo sich die Auftragsstaus aufgrund von (ausländischem) Zulieferteilmangel langsam auflösen, die Konjunktur aber nach wie vor eher verhalten bleibt. Wir sind gespannt was der November gebracht haben könnte. Der Dezember, traditionell eher ein schwacher Monat, wird das Geschäft auf jeden Fall nicht retten können.

Grafik mit blauen Balken und roter Kurve.
(Bild: Destatis)

Weniger Umsatz, starker Einbruch bei den Mengen

Im Vorjahreshalbjahr konnten die Verarbeiter ihren Produktionswert trotz Mengenrückgang von -1 % noch um 13 % steigern, dank stark steigender Erzeugerpreise. Dies konnten sie im ersten Halbjahr 2023 nicht wiederholen. Zwar stiegen die Erzeugerpreise weiter um 5,4 %, aber da die reale Produktion um -9,8 % schrumpfte, ging der Produktionswert um 4,4 % auf 33,5 Mrd. Euro zurück. Die Branche wurde angesichts dieser Entwicklung heftig durcheinandergewirbelt. „Sonstige Kunststoffwaren“, also Technische Teile und Konsumwaren, konnten mit 34,3 % Anteil ihren Spitzenplatz zurückerobern.

Tortendiagramm.
(Bild: Destatis)

Produktion auf Niveau des Pandemiehalbjahres

Während der Produktionswert im ersten Halbjahr 2022 einen neuen Rekordwert und in der ersten Jahreshälfte 2023 immerhin noch den zweithöchsten Stand erreichte, sieht es mit der realen Produktion ganz anders aus. Zwar hatte es diese im ersten Halbjahr 2021 geschafft, den Höchststand des ersten Halbjahres 2018 leicht zu überflügeln, aber schon in den ersten sechs Monaten 2022 lag sie wieder darunter, wenn auch noch minimal unter dem früheren Rekordwert. Im ersten Halbjahr 2023 ist sie nun aber regelrecht abgestürzt und liegt lediglich noch auf dem Niveau des Lockdown-Halbjahres 2023.

Grafik mit Balken und Kurven.
(Bild: Destatis)

Minus mit einer Ausnahme

Nach Produktgruppen sehen wir im ersten Halbjahr überwiegend deutlich geringere Produktionswerte bei noch stärker sinkenden Mengen – mit Ausnahme von Technischen Teilen und Konsumwaren. Bei Halbzeugen (Rohre, Profile, Platten und Folien) und Baubedarfsartikeln schlägt die Baukrise durch. Technische Teile und Konsumwaren stagnieren in ihrer realen Entwicklung, legen aber beim Produktionswert deutlich zu. Besonders bei Technischen Teilen existieren häufig langfristige Lieferverträge und notwendige Preisanpassungen lassen sich nur mit Verzögerung durchsetzen.

Balkendiagramm.
(Bild: Destatis)

Produktionswerte sinken mit einer Ausnahme

Bis zum vierten Quartal sind die Produktionswerte regelmäßig gestiegen – egal, wie sich die Mengen entwickelt haben. Durch höhere Preise konnte niedrigerer Ausstoß jeweils mehr als ausgeglichen werden. Mit der inzwischen deutlichen Abschwächung der Inflation infolge sinkender Kunststoffpreise wird das Produktionsminus nicht mehr in jedem Fall durch Preiserhöhungen überdeckt. Nur bei Technischen Teilen/Konsumwaren steigt der Wert der Produktion noch. Grund unter anderem, dass dort die Produktion in einigen Teilbereichen wächst beziehungsweise sich nach vorherigem Einbruch wieder etwas normalisiert.

Balkendiagramm.
(Bild: Destatis)

Technische Teile vs. Konsumwaren

In der Warenproduktion ist die Unterscheidung nach Technischen Teilen und Konsumwaren im Gegensatz zur Branchenstatistik möglich: Konsumprodukte schwächeln angesichts von Kaufkraftschwund durch Inflation und Kaufzurückhaltung wegen Verunsicherung der Konsumenten. Technische Teile hingegen legen zu, vor allem bedingt durch Nachholen von KFZ-Produktion nach Linderung der Zulieferengpässe. Und die wegen Kostensteigerungen dringlichen Preisanpassungen können endlich nachgeholt werden. Ob es bei einer kurzlebigen Scheinblüte bleibt, wie manche unken, muss man sehen.

Balkendiagramm.
(Bild: Destatis)

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