Bereits von Anfang an wurden alle Stakeholder der Wertschöpfungskette involviert und das EPEA Switzerland zwecks Beratung hinzugezogen, um das Produkt möglichst perfekt auf Recyclingprozess und Kreislaufwirtschaft abzustimmen. Das Institut, das akkreditierter Gutachter für die Cradle to Cradle Certified ist, hat einen 18 Punkte umfassendes Reference Model Cradle to Cradle zur Erfüllung des Cradle-to-Cradle-Prinzips („von der Wiege zur Wiege“) entwickelt, den die beiden Unternehmen Schritt für Schritt befolgt haben:
„Ein Produkt wahrhaftig im Sinne der Kreislaufwirtschaft zu entwickeln, das schafft kein Unternehmen alleine, dazu bedarf es eines interdisziplinären Netzwerks an Experten. Durch die konsequente Herangehensweise des gesamten Teams nach den Cradle-to-Cradle-Prinzipien ist Werner & Mertz und Mondi mit dem Standbodenbeutel ein echtes Leuchtturmprojekt gelungen!“, erklärt Albin Kaelin, Geschäftsführer von EPEA Switzerland.
Entwicklung nach dem Cradle to Cradle Referenzmodell
Am Anfang galt es, den angedachten Zweck des Produktes klar zu bestimmen. Im Falle des Beutels war die Idee, einen hochwertig und wirklich recyclingfähigen Standbodenbeutel zu kreieren, was bis dato unmöglich schien. Denn die konventionellen Beutel bestehen aus vielen verschiedenen Kunststoffschichten und -Materialien, sogenannten Multi-Layern, die sich nicht recyceln lassen und deshalb thermisch verwertet – also verbrannt – werden.
„51 Prozent aller Verpackungen, die im Gelben Sack landen, sind Folienverpackungen. Das birgt ein enormes Potenzial fürs Recycling, das bisher kaum genutzt wurde. Das wollten wir ändern!“, kommentiert Immo Sander, Leiter Verpackungsentwicklung bei Werner & Mertz.
Klar war deshalb schnell, dass der Beutel nur aus einem Material bestehen darf. Doch die Reduzierung auf eine Kunststoffart, nämlich Polyethylen, war das eine. Darüber hinaus ist auch der Sammel- und Sortierprozess der Materialien entscheidend (Definition Innovationsfelder). Nur wenn die Verpackung nach Verwendung tatsächlich im Gelben Sack landet und von den Sortieranlagen erkannt wird, ist ein hochwertiges Recycling möglich.
Deshalb wurde während der mehrjährigen Entwicklungsarbeit immer wieder Rücksprache mit Herstellern von Sortieranlagen und -aggregaten gehalten, um eine separate Sortierung und Wiederaufbereitung sicherzustellen.
Gleichzeitig informiert Werner & Mertz über die „Initiative Frosch“ Verbraucher über Mülltrennung und Recycling und macht auf die Wichtigkeit des Gelben Sacks im Recycling-Prozess aufmerksam (Entwicklung Marketingaussagen).
Auch die Produktion und Lieferkette ist entscheidend (Definition Kreislaufszenarien): Im Entwicklungsprozess wurde schnell klar, dass für den neuen Beutel sowohl bei Mondi, als auch bei Werner & Mertz neue Maschinen beschafft bzw. alte Maschinen umgerüstet werden müssen, was sowohl finanzielle, als auch zeitliche Ressourcen bindet.
„Gemeinsam mit Werner & Mertz haben wir die gesamte Prozesstiefe des heutigen Strippouch von der Produktion bis zum Sortier- und Recycling-Prozess analysiert, um ein ‚Design 4 Recycling‘ zu entwickeln. Die optimale Nutzung der Kreislaufwirtschaft war unser Ansporn und wir sind sehr stolz auf die externe Anerkennung durch die Cradle to Cradle Certified Scorecard Gold“, erklärt Jens Koesters, Manager R&D/Technical Service, Mondi Consumer Flexibles.
Ein weiteres Kriterium ist die ABC-X-Kategorisierung der Inhaltsstoffe: Hier kommt es auf jedes noch so kleine Detail an. Alleine für diesen Punkt wurde beispielsweise ein ganz neues kreislauffähiges Druckfarbensystem für den Flexodruck entwickelt, das bereits mit dem Material Health Certificate in Gold ausgezeichnet wurde. Diese Zertifizierung bestätigt die Sicherheit der lösemittelbasierten Druckfarbe für biologische Kreisläufe.
Nach der Definition all dieser Kriterien folgt dann das Produktdesign sowie die Implementierung und Umsetzung der zuvor beschlossenen Prozesse inklusive Investitionen. Doch selbst nach dem erfolgreichen Launch des Produkts im Handel ist der Cradle-to-Cradle-Prozess noch nicht abgeschlossen: Auch der After-Sales-Service muss gewährleistet sein, also die Möglichkeit für Verbraucher Rückfragen zum Produkt zu stellen. Bei Werner & Mertz gewährleistet dies das Team der Verbraucherberatung.