Viele Automobilzulieferer haben bereits in den letzten Jahren begonnen, in die Medizintechnik zu investieren und ihre Geschäftsfelder breiter aufzustellen. Dafür ist neben einem Verkaufseinbruch zu Coronazeiten vor allem die fortschreitende Entwicklung weg von Verbrennermotoren hin zur Elektromobilität verantwortlich. Grund genug für Unternehmen der Automotive-Branche, nach Alternativen Ausschau zu halten.
Programmpunkte zur „Transformation“ auf der Medteclive
1. 24.5.2023 von 13:00 bis 14:00 Uhr: Guided Tour mit Anna Werner (Medical Valley EMN e.V.): „Diversifikation für Zulieferer: Chancen in der Medizintechnik“
Während der Tour haben die Teilnehmer die Möglichkeit, innovative Produkte und Lösungen von ausgewählten Ausstellern zu sehen und mehr über die eingesetzten Technologien zu erfahren. Die geführten Touren sind eine gute Möglichkeit für Besucher, die Messe auf eine effiziente und zielgerichtete Weise zu erkunden.
Die Teilnehmer können Fragen stellen und mit anderen Fachbesuchern in Kontakt treten, um ihr Wissen und ihre Erfahrungen auszutauschen.
Wie gelingt die erfolgreiche Transformation in die Medizintechnik?
Sowohl ein Wechsel als auch eine Umorientierung in die Medizintechnik sollte gut überlegt und geplant sein. Gerade Newcomer sind häufig überrascht von den Mechanismen und der hohen Regulierung der Branche. Abhilfe schafft hierbei beispielsweise das Projekt Transform EMN, insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Ziel ist es, in der Metropolregion Nürnberg ein regionales Transformationsnetzwerk aufzubauen, das Unternehmen dabei unterstützt, sich in der Mobilitätswende auch zukünftig wettbewerbsfähig aufzustellen. Gefördert wird das Großprojekt vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) mit 6,6 Mio. Euro. Innerhalb des Projekts werden Geschäftsideen entwickelt und der Technologie- und Wissenstransfer für Fahrzeugelektrifizierung sowie die Digitalisierung und ressourceneffiziente Produktion gefördert. Auf Arbeitnehmerseite liegt der Fokus auf dem Sichern von Beschäftigung in der Region durch Qualifizierung. Im Projekt zuständig für das Cluster Medizintechnik ist das Medical Valley EMN e. V. „In diesem Rahmen übernimmt Medical Valley die Planung und Umsetzung verschiedener Netzwerk- und Fachveranstaltungen, die Zulieferunternehmen Impulse für neue Geschäftsfelder im Medizintechnikbereich geben. Hierzu zählen Informationen über Einstiegshürden wie beispielsweise regulatorische Anforderungen, aber auch die Vermittlung von Kontakten zu potenziellen Kunden oder Kooperationspartnern“, erklärt Robert Lanig, Leiter des Projekts Transform EMN der Europäischen Metropolregion Nürnberg.
In der Region Nürnberg soll ein Transformationsnetz aufgebaut werden.
Doch auch überregional gibt es Hilfe bei der Transformation. Die Lübecker Unternehmensberatung Sananet verhilft Unternehmen zu einem zweiten Standbein im Gesundheitswesen, indem sie über die Marktmechanismen der Medizintechnik aufklärt, Entscheidungshilfe zu Medizinprodukten leistet und je nach Bedarf berät. Unternehmen aus der Automobilindustrie haben bei der Transformation einen entscheidenden Vorteil. Bei Medizinprodukten gibt es nämlich ähnliche Qualitätsanforderungen wie für Hersteller und Zulieferer aus der Automotive-Industrie. Darüber hinaus ist auf technischer Seite wenig Umstellung notwendig, da Maschinen aus der Automobilbranche meist auch für das Herstellen anderer Produkte genutzt werden können.
Weiterer Programmpunkt zur „Transformation“ auf der Medteclive
2. 24.5.2023 von 14.30 bis 15:30 Uhr: Medical World Café „Diversifikation für Zulieferer: Chancen in der Medizintechnik“
Zu Beginn des World Café gibt es einen Impulsvortrag, um in das Thema oder die Fragestellung der Diskussion einzuführen. Die anschließende Diskussionsrunde dauert etwa 45 Minuten und bietet den Teilnehmern die Möglichkeit, ihre Gedanken, Fragen und Ideen zu dem vorgestellten Thema auszutauschen. Der Moderator leitet die Diskussion und hält die wichtigsten Punkte und Ergebnisse der Diskussion fest. Das World Café bietet den Teilnehmern eine Gelegenheit, um wichtige Themen in der Medizintechnikbranche zu diskutieren, neue Ideen zu entwickeln und sich mit anderen Fachleuten zu vernetzen. Die Teilnehmer erhalten auf diesem Weg Einblicke und Perspektiven, die ihnen helfen können, ihre Arbeit zu verbessern und Lösungen zu finden.
So können Umsatzverluste kompensiert werden
Einer der Vorreiter zum Thema Transformation ist das mittelständische Unternehmen Dietz mit Sitz in Coburg, das technische Präzisionsfedern und Drahtbiegeteile für verschiedene Industriezweige herstellt. Ziel der Transformation in die Medizintechnik war es, die Umsätze im Automotivebereich 1:1 mit Umsätzen in anderen Bereichen zu kompensieren. „Der Einstieg in die Medizintechnik ist ein langer Weg. Wir konnten aber in den letzten 20 Jahren unseren Umsatzanteil in der Medizintechnik von 0 auf 18 % steigern. Die Erwartungen der Kunden in der Medizintechnik sind nicht so unterschiedlich zu anderen Bereichen, wie man meint. Hohe Qualitätsanforderungen aus der Automobiltechnik sind ebenso verbreitet wie hohe Sauberkeitsanforderungen. Teilweise sind die Regularien noch etwas diffiziler in der Umsetzung“, sagt Matthias Dietz, Geschäftsführer von Dietz.
Was ist bei der Transformation in die Medizintechnik zu beachten?
Je nach Anwendungsfeld des Produkts sind die spezifischen Zulassungen in der Medizintechnik eine Hürde für Unternehmen. „Wir empfehlen, anfangs Teilkomponenten zu fertigen. Dafür ist theoretisch keine Zulassung erforderlich, da dies vom eigentlichen Medizinprodukthersteller übernommen werden kann. Größere Hersteller erwarten aber auch hier schon meist die sogenannte ISO 13485-Norm, die für Unternehmen aus dem Automotivebereich gut überwindbar ist. Wenn komplexere Komponenten oder OEM ‚Original Equipment Manufacturer‘ Produkte gefertigt werden sollen, dann ist die ISO 13485-Norm die Regel“, erklärt Tilo Stolzke, Geschäftsführer von Sananet. Die 2016 zuletzt angepasste Norm ISO 13485 „Medizinprodukte: Qualitätsmanagementsysteme – Anforderungen für regulatorische Zwecke“ beinhaltet Anforderungen an Qualitätsmanagementsysteme, die Hersteller und Anbieter von Medizinprodukten bei der Entwicklung, Umsetzung und Aufrechterhaltung von Managementsystemen für die Medizinproduktbranche erfüllen müssen. „Die Herausforderung, die ich beim Transformationsprozess von Automobilherstellern beobachte, ist das Umdenken in der Produktion. In Automotive werden meist Einzelteile gefertigt, die in Komponenten eingearbeitet werden und im Produktionsprozess noch weit entfernt vom Endprodukt sind. In der Medizintechnik hingegen werden komplexere Komponenten und ganze Produkte gefertigt“, ergänzt Stolzke.
Weshalb die Transformation in die Medizintechnik herausfordernd ist
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Transformation von Unternehmen in die Medizintechnik eine Chance birgt, aber auch mit Herausforderungen verbunden ist. Unternehmen müssen hohe regulatorische Anforderungen erfüllen und in einem wettbewerbsintensiven Markt bestehen. Trotzdem kann die erfolgreiche Transformation einen positiven Einfluss auf Unternehmen – in einigen Fällen auch den langfristigen Bestand sichern. „Mit seinen Wachstumsaussichten stellt der Medizintechnikmarkt für viele produzierende Unternehmen, die heute noch in anderen Industrien tätig sind, ein innovatives und zukunftsfähiges Geschäftsfeld dar. Aus diesem Grund ist Transformation ein Fokusthema auf der diesjährigen Medteclive with T4M vom 23. bis 25. Mai in Nürnberg, das wir mit verschiedenen Formaten wie zum Beispiel Guided Tours oder einem Medical World Café diskutieren werden“, ergänzt Christopher Boss, Geschäftsführer der Medteclive bei der Nürnberg Messe.
Quelle: Nürnberg Messe
Wichtige Informationen der Medteclive with T4M
Wann: 23. bis 25. Mai 2023
Wo: Messe Nürnberg
Öffnungszeiten:
Beginn: 9:00 Uhr
Ende: Dienstag und Mittwoch 17:00 Uhr,
Donnerstag 16:00 Uhr