Mann vor einer transparenten Infografik

Zwei Jahre Pandemie bleiben nicht ohne Folgen. (Bild: Photo-K – Fotolia)

Wendepunkt Pandemie?

Die letzten zwei Jahre waren für die Industrie – nicht nur die Kunststoffverarbeitung und nicht nur in Deutschland – einschneidend. Die längerfristigen Auswirkungen sind schwer einzuschätzen. Auch, weil – speziell in Deutschland – die Pandemiefolgen sich mit den Effekten der Energieverteuerung wie Rohstoffverknappung und Inflation  vermischen. Festzustellen ist: Während die Zahlen der Betriebe und der Beschäftigten im zurückliegenden Jahrzehnt kontinuierlich gestiegen sind, markiert 2020 einen Wendepunkt: Die Zahlen gehen zurück. Es ist nicht vorstellbar, dass sich die Branche noch einmal auf einen ähnlichen Expansionspfad begeben kann.

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Die Entwicklung der Kunststoffverarbeitung (Bild: Destatis)

Arbeitsvolumen gesunken?

Bereits 2019 schwächte sich die Konjunktur für die Kunststoffverarbeiter deutlich ab. Die Auswirkungen zeigten sich an der Zahl der geleisteten Arbeitsstunden, die erstmals leicht zurückging, während sie vorher kontinuierlich gestiegen war. In der Pandemie gab es dann einen drastischen Einbruch, von dem man sich auch 2021 nur wenig erholt
hat. Die Jahresarbeitszeit der Beschäftigten sinkt seit Jahren, zurückzuführen auf Arbeitszeitverkürzungen und mehr Teilzeitarbeit. Im Jahr 2020 fiel die Jahresarbeitszeit pro Kopf um über 60 Stunden auf unter 1.500, 2021 stieg sie wieder auf 1.540 Stunden. Ein Wert, der wohl dem langfristigen Trend entspricht.

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Arbeitstunden und Jahresarbeitszeit (Bild: Destatis)

Besserverdiener bleiben

Von 2011 bis 2019 war die Bruttolohn und Gehaltssumme von knapp unter 9 Mrd. Euro um mehr als ein Drittel auf 12 Mrd. Euro gestiegen, etwa im Gleichklang mit der Bruttolohn- und Gehaltssumme pro Kopf, also den Kosten eines Arbeitsplatzes. In der Pandemie ist die Lohn- und Gehaltssumme stark geschrumpft, pro Kopf aber ist sie nur minimal gesunken. Auch 2021 lag die Bruttolohn- und Gehaltssumme noch unter dem Wert von 2019, pro Kopf aber ist sie sprunghaft gestiegen. In der Pandemie wurden einfache Arbeitsplätze abgebaut, teureres und qualifizierteres Personal aber gehalten.

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Bruttolohn und Gehaltssumme (Bild: Destatis)

Krise zur Produktivitätssteigerung genutzt

Bei Arbeitskosten sind deutsche Verarbeiter europaweit spitze. Löhne sind allerdings im Verhältnis zur Produktivität zu sehen. Hier hatten die deutschen Verarbeiter in der letzten Zeit Nachholbedarf aufgebaut. Die Kosten waren von 2011 bis 2019 von knapp 22 Euro/h auf über 26 Euro/h gestiegen, um fast ein Viertel, die Umsätze pro Arbeitsstunde im gleichen Zeitraum nur um 6.600 Euro/h, magere 5,4 %. 2021 ist die Produktivität sprunghaft gestiegen, um 10,7 %. Inflationsbedingt überzeichnet
die Statistik ein wenig, aber die Verarbeiter haben die Krise zu Produktivitätssteigerungen genutzt.

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Arbeitskosten und Produktivität (Bild: Destatis)

Der Weg durch die Pandemie

Dezember ausgenommen wurden 2020 jeden Monat weniger Arbeitsstunden geleistet als im Vorjahresmonat. Im ersten Quartal schien sich die Konjunktur zu fangen, der Lockdown ab Mitte März war ein Schlag, von dem sie sich erst im März 2021 erholen sollte. Die Phase dauerte nur 6 Monate, ab September kühlte sich die Konjunktur wieder ab.
Nicht wegen Nachfrageschwächen, sondern aufgrund von Engpässen bei Rohstoffen und Vorprodukten. Ende 2021 deutete sich eine leichte Beruhigung an. Wegen weiter ungelöster Nachschubprobleme könnten die kommenden Monate aber trotzdem schwierig werden.

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Der Weg durch die Pandemie (Bild: Destatis)

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