Mann mit Brille, Bart und dunklem Hemd.

Dr.-Ing. Michael Bosse ist Gruppenleiter Materialentwicklung am SKZ in Würzburg. (Bild: SKZ)

Zwei Hände mit schwarzen Handschuhen, die viele kleine bunte Kunststofffitzel in der Hand halten.
Post Consumer Rezyklat vor einer Recyclinganlage Typ Erema. (Bild: SKZ)

Bei einer Videosuche im Internet werden Sie ganz schnell fündig! Manchmal flattert sogar eine Patentanmeldung bei den Behörden rein, die ein energetisch selbsterhaltendes, nimmermüdes technisches System vorstellt: ein Perpetuum Mobile. Spätestens im technischen oder naturwissenschaftlichen Studium lernen wir aber, dass sich die Entropie nicht überlisten lässt; sie nimmt immer zu. Wärme strömt nicht von selbst vom kalten in den heißen Kaffeebecher, Reibungsverluste treten auf und Produkte erfahren während ihrer Lebensdauer deutliche Alterungseffekte. Wenn Rohstoffe hergestellt, zu Produkten verarbeitet, genutzt und dann „fallen-gelassen“ werden, scheint uns das der Lauf der Dinge zu sein: lineares Wirtschaften. Goldschmiede wissen es besser und sammeln noch die kleinsten Abfälle bei der Verarbeitung auf. Kunststoffe hingegen scheinen am anderen Ende der Wertschätzung von Materialien zu stehen. Zugegeben: Es sind weniger edle Stoffe, aber wenn wir sie unkontrolliert in die Biosphäre verlieren, kommt uns das teuer zu stehen.
Alle Zeichen stehen auf „Kreislaufwirtschaft“, sei es (europa-)politisch, gesellschaftlich oder im Bereich der Forschung. Ökologisch und ökonomisch sind Rezyklate eine Herausforderung, nicht nur bei der Balancierung von Kosten und Nutzen. Recycling ist werkstofflich komplex, verfahrenstechnisch hoch spezifisch und erfordert immer wieder neue Ideen bei der Beschaffung vom Markt, bei Toleranzen der Verarbeitung und Homogenisierung, bei der Additivierung und der werkstofflichen Charakterisierung. Hier holt uns die Entropie wieder ein, denn sie steigt bei der Nutzung: Das Potenzial der Verwendung nimmt ab. Energie muss aufgewendet werden, damit der Werkstoff wieder eingesetzt werden kann. Für unser Wirtschaftssystem hat Nicholas Georgescu-Roegen diese Zusammenhänge bereits 1965 ausführlich beschrieben. Unsere einzige „Entropiesenke“ ist die von der Sonne ausgehende Energie. Wir nutzen sie in gespeicherter, endlicher Form (Öl, Kohle, Gas – Quellen für die petrobasierten Kunststoffe) und durch die „erneuerbaren Energien“ (Wind, Wasser, Licht, Pflanzenwachstum für die biobasierten Kunststoffe). Materialien im Sinne eines Kreislaufs zu erhalten, ist sinnvoller, als sie linear irgendwann zu „verlieren“.

Zitat

Die Anzahl von Forschungsprojekten mit dem Fokus „Kreislaufwirtschaft“ übertrifft alle anderen Themen.

Dr.-Ing. Michael Bosse

Recycling ist schwierig

Mit der Kreislaufwirtschaft beschäftigen sich am SKZ praktisch alle Fachgruppen. Eine solche Fülle von Projekten mit gleichem Fokus ist bemerkenswert. Vom Veredeln von Rezyklatoberflächen (IGF 22619 N) über die Entwicklung einer offenen und skalierbaren Circular Collaboration Plattform (CCP) für nachhaltige Lebensmittelverpackungen (BMEL 281A707A20), von biobasierten IR-Marker für typenreine Kunststoffrezyklate (IGF 22106 N) über KI-basierte Systeme zur Prognose und Verwertungssteuerung von Kunststoffabfällen (Bayr. Minist. WLE DIK0316/01) bis hin zur Identifikation von Rezyklateinsatzpotenzialen durch Analyse allgemeiner Normen und herstellerspezifischer Anforderungen (DBU 37823/01-31) gibt es unter www.skz.de eine lange Liste der aktuellen Projekte. Die Wiederverwendung von Kunststoffen im Sinne der Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit dürfen wir weder in
ihrer Umsetzung noch ihrer Wirkung unterschätzen – sie gehört gewürdigt und unterstützt.

Quelle: SKZ

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SKZ – Das Kunststoff-Zentrum

Friedrich-Bergius-Ring 22
97076 Würzburg
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