Zahlreiche Hersteller von 3D-Druckern sowie Dienstleister der additiven Fertigung stellten in Frankfurt neue Produkte und Anwendungen vor.
Immer schneller, immer größer
EOS Electro Optical Systems, Krailling, zum Beispiel präsentierte sein neues Laser-Sinter-Gerät EOS P 500 für die industrielle Produktion von Kunststoff-Bauteilen. Das System druckt laut Hersteller doppelt so schnell wie EOS P 396, das bisher schnellste Laser-Sinter-Gerät im Polymerbereich. Ermöglicht wird dieser Geschwindigkeitsrekord unter anderem durch einen 70-Watt-Laser für die Werkstoff-Aufschmelzung sowie einen Beschichter, der eine neue Schicht Kunststoffpulver mit 600 mm/s aufträgt. Bereits beim Auftragen wird der Werkstoff auf die optimale Verarbeitungstemperatur gebracht, was die Vorgänge Beschichtung und Belichtung wesentlich verkürzt. Als erstes Polymer-Verarbeitungssytem wird der mit reichlich Steuerungssoftware und Schnittstellen ausgestattete P 500 von dem intuitiv bedienbaren, offenen CAM-Tool EOS Connect unterstützt wird, was bisher den Metall-3D-Druckern des Herstellers vorbehalten war. Das neue Gerät kann Kunststoffe bis zu einer Betriebstemperatur von 300 °C bearbeiten, Anwendungen mit Hochleistungskunststoffen wie etwa PEKK sind also denkbar.
Einen neuen Größenrekord – allerdings im Bereich Metallverarbeitung – gab es auf der Formnext ebenfalls zu bestaunen: Der US-Konzern GE präsentierte seine erste Beta-Maschine, eine Laser-Schmelz-Anlage mit Bauraum 1,1 m x 1,1 m x 0,3 m zur generativen Fertigung von komplexen Großteilen. Dabei handelt es sich um eine Gemeinschaftsentwicklung von GE und den Laserschmelz-Experten von Concept Laser, Lichtenfels. Durch die Übernahme von Concept Laser und der schwedischen Arcam im vergangenen Jahr hat sich der US-Konzern GE in die obere Liga der Anlagenbauer für generative Fertigung gehievt.
Kunststoff-3D-Druck und Metallguss kombinieren
Voxeljet, Friedberg, präsentierte in Frankfurt unter anderem Anwendungen, bei denen die 3D-Druck-Verarbeitung von technischen Kunststoffen mit dem Metallguss kombiniert wird. So verwendet etwa der französische Luftfahrt-Zulieferer Sogeclair 3D-Drucker von Voxeljet, um Feingussformen aus PMMA herzustellen, die anschließend mit Heißwachs versiegelt und mit Keramik beschichtet werden. In diesen Formen werden dann Prototypen von Leichtbau-Flugzeugtüren gegossen, die dank eines bionischen Geflechts aus Aluminium-Streben trotz des geringen Gewichts sehr robust sind. Wegen der strukturellen Komplexität der Produkte würde ein klassischer Prototypenbau mit Gusswerkzeugen deutlich mehr Zeit in Anspruch nehmen. Bei dem 3D-Verfahren von Voxeljet wird PMMA-Pulver im Baufeld in dünnen Schichten aufgetragen und punktuell von einem Druckkopf verklebt.
Hightech zu günstigen Preisen – so ließe sich das Motto auf dem Formnext-Stand von Formlabs, Berlin, umschreiben. Der neue Fuse 1 für das Selektive Lasersintern von Nylon 12 ist als Grundgerät laut Hersteller schon für knapp 10.000 EUR und in Kombination mit Reinigungssystem und Service-Plan für knapp 20.000 EUR erhältlich. Der Drucker kann zu 50 Prozent rezykliertes Pulvermaterial verarbeiten. Das Desktop-Gerät Form 2 für den 3D-Druck mittels Stereolithographie bietet der Berliner Hersteller bereits für 3.299 EUR an.
Stratasys, Minneapolis, USA, präsentierte mit der Software Grab-CAD Voxel Print eine Messeneuheit. Mit der in den 3D-Druckern des Unternehmens angewendete Software sei nun eine echte Steuerung der Voxel möglich, wurde mitgeteilt. Voxel sind die mikroskopisch kleinen Gitterpunkte im 3D-Druck. Mit der neuen Steuerung können unter anderem sehr realistische Modelle, etwa von Knochengewebe, für Chrirurgen realisiert werden.
60 Prozent mehr Besucher als im Vorjahr
Die Formnext fand vom 14. bis 17.11.2017 in Frankfurt statt. Dort zeigten 470 Aussteller, vorwiegend aus dem Bereich additive Fertigung, ihre Produkte in erstmals zwei Hallen. Mit rund 21.000 Besuchern kamen über 60 Prozent mehr als noch vor einem Jahr. „Die Zahlen und der Erfolg der Formnext 2017 sprechen für sich. Mit einer großen Anzahl an Weltpremieren und dem starken Wachstum bei Besuchern und Ausstellern hat die Veranstaltung bereits im dritten Jahr ihre Position als internationale Leitmesse der Branche gefestigt und ist damit wichtigster Impulsgeber für die gesamte Branche“, kommentierte Sascha Wenzler, Bereichsleiter Formnext beim Veranstalter Mesago Messe Frankfurt. Auch die Aussteller waren zufrieden, jedenfalls gilt das für die Unternehmen, die in der additiven Fertigung aktiv sind. So kommentiert Dr. Christoph Schumacher, Leiter Marketing und Unternehmenskommunikation bei Arburg, Loßburg,: „Wir sind hochzufrieden, weil das Level an Expertengesprächen ungeheuer hoch ist und generell die Quantität der Gespräche stimmt. Wir sehen uns unserem mittelfristigen Ziel, die Formnext zu einer Weltleitmesse auszubauen, früher als gedacht nahe. Ich glaube, dass das Herz des Additive Manufacturing in Frankfurt schlägt, und das freut mich.“
Klassischer Werkzeugbau nur am Rande
Anders als die Firmen aus dem Bereich additive Fertigung bewerten die die wenigen noch verbliebenen Aussteller aus dem klassischen Werkzeugbau, also etwa die Normalienhersteller und Formenbauer, die Messe kritisch. Ihre Stände blieben im Wesentlichen leer. Auch auf direkte Nachfrage bestätigten sie diesen Eindruck. Das lässt die Stoßrichtung der weiteren Entwicklung erkennen: Die Formnext löst sich vollständig vom Werkzeugbau und wird zur reinen 3D-Druck-Messe. Das Besucheraufkommen sowie das Ausstellerangebot weisen jedenfalls darauf hin – und das Konzept funktioniert ja offensichtlich.