Im Fokus standen neben Spritzgießtechnologien, wie der neuen ESpeed 420 Spritzgießmaschine (hier im Vordergrund), auch digitale Lösungen für eine nachhaltige, effiziente Produktion.

Viel Neues gab’s auf dem Messestand von Engel zu besichtigen. Im Fokus standen neben Spritzgießtechnologien, wie der neuen ESpeed 420 Spritzgießmaschine (hier im Vordergrund), auch digitale Lösungen für eine nachhaltige, effiziente Produktion. (Bild: Redaktion)

Die Zahlen die der Spritzgießmaschinenbauer Engel, Schwertberg, Österreich, in der Pressekonferenz am ersten Tag der Fakuma vorlegte, konnten sich sehen lassen. „Wir haben uns aus der Krise herauskatapultiert“. Mit diesen Worten bilanzierte Christoph Steger, CSO der Engel Gruppe, gleich zu Beginn der Veranstaltung die derzeitige Entwicklung. Zwar ist bis zum Ende des Geschäftsjahres im März noch etwas Zeit, aber schon jetzt zeichnet sich eine Steigerung bei den Auftragseingängen um gut 30 % im Vergleich zum Vorjahr ab. Beim Umsatz wird man so in „der Nähe des Vorkrisenniveaus abschließen können“, blickte Steger voraus. Und dennoch sei „Corona noch nicht überwunden“ und zahlreiche Risikofaktoren, wie der weiterhin akute Mangel an Rohstoffen, erschwere den Blick nach vorn. „Die Märkte werden volatiler und erfordern auch von unserer Seite noch mehr Flexibilität“, so Steger.

Für das vergangene Geschäftsjahr 2020/21 steht ein Umsatz von 1,1 Mrd. Euro zu Buche. Im Jahr zuvor waren es 1,3 Mrd. Euro. Treibend für die insgesamt positive Entwicklung sei daher auch die Automobilindustrie. „Der Investitionsstau hat sich gelöst, es wird wieder investiert und das weltweit“, berichtet Steger. Einer der Gründe ist hier auch die klare Ausrichtung hin zur Elektromobilität, welche „innovative Spritzgießlösungen“ erfordere. Doch auch hier zeigen sich bereits deutlich die Auswirkungen der Halbleiterkrise. Stillgelegte Betriebe würden bereits jetzt Investitionen in Spritzgießtechnologien beeinflussen.

Geschäftsbereiche entwickeln sich positiv

Dr. Christoph Steger, CSO der Engel Gruppe
Dr. Christoph Steger, CSO der Engel Gruppe (Bild: Redaktion)

Der Verpackungsbereich sei insgesamt „stabil durch die Krise“ gekommen, erklärte der CSO. Hier liege der Fokus klar auf nachhaltigen, kreislauffähigen Verpackungslösungen, ermöglicht durch besonders energieeffiziente und ressourcenschonende Spritgießtechnologien. Eine so nicht absehbare Entwicklung verkündete der Engel-CSO im Bereich des technischen Spritzguß. Die Corona-Pandemie habe hier einen regelrechten Boom ausgelöst, wenngleich hier eine baldige Sättigung erwartet wird. Bei der Umsatzverteilung konnte dieser Geschäftsbereich zu Automotive aufschließen.

„Spannend“, wie Steger selbst betonte, sei auch die Entwicklung im Teletronics-Geschäftsbereich. Neue Technologien rund um den 5G-Mobilfunkstandard, der damit verbundene Netzausbau und der Trend hin zu Cloud- und Smart-Home-Anwendungen, verbunden mit neuen Möglichkeiten beim Einsatz von Künstlicher Intelligenz, treiben auch hier den Umsatz deutlich nach oben. Und auch die Medizintechnik profitierte stark durch die Corona-Pandemie. Hier trieben vor allem kurzfristige Investitionen die Umsatzentwicklung. Für die Zukunft erwartet man hierhingehend eine Normalisierung und stärkere Fokussierung auf „klassische Medical Devices“, wie Steger formulierte.

Westeuropa und Nordamerika stark

Wie sieht es auf den Märkten aus? Die Geschäfte in Nordamerika und China zogen im ersten Halbjahr 2021 wieder an. Gleiches gilt für Europa, und hier insbesondere Westeuropa. Hier stieg das Nachfrageniveau auf einen neuen Rekord. Osteuropa profitiert von der Rückverlagerung von Produktionsstätten. Der Fachkräftemangel treibt die Automatisierung voran. Steger verwies mit Blick auf den nordamerikanischen Markt auf ein sehr starkes erstes Halbjahr mit Wachstum in allen Branchen. Auch hier sind Reshoring und Digitalisierung die marktbeherrschenden Themen.

Im asiatischen Raum bleibt China größte Wachstumsmotor. Hier wurde zwar noch nicht das Vorkrisenniveau erreicht, gegenüber dem Vorjahr verzeichnet China aber ein deutliches Wachstum. Potenziale sieht man in Indien. Der Ausbau und Modernisierung der Produktion, verbunden mit staatlichen Förderprogrammen, die ebenfalls Reshoring-Projekte unterstützen, sind hier Wachstums­treiber. Langsamer geht es in Südostasien und Lateinamerika voran. Die Corona-Pandemie wirkt hier auf die wirtschaftliche Erholung in diesen Ländern deutlich ein. Eine Trendwende erwarte man hier für das zweite Halbjahr 2021 für Mexiko, Brasilien und Kolumbien.

Mit Digitalisierung zu mehr Nachaltigkeit

Nachhaltiges Handeln entlang der Wertschöpfungskette wird immer wichtiger und ist elementar für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft. Voraussetzung dafür, und das betonte Steger, seien auch innovative digitale Lösungen. Mit ihnen lasse sich das „volle Potenzial einer Spritzgießmaschine ausschöpfen“, Prozesse effizienter gestalten und damit auch den CO2-Footprint reduzieren.

Vom Potenzial der Digitalisierung konnten sich Interessierte auf der Fakuma selbst ein Bild machen. Engel präsentierte eine Reihe an neuen Produkten, etwa die Dienstleistung „Performance.Boost.Analytics“ für die Prozess- und Produktionsoptimierung sowie die Fehlerbehebung im Spritzgießprozess. Mit „E-Connect.Expert View“ wurde das Online-Support und Fernwartungsangebot erweitert. Zudem arbeitet die Datenschnittstelle „Sim link“ nun auch mit dem Simulationsprogramm Cadmould von Simcon.

Und auch bei den phsysischen Exponaten war einiges geboten. Auf einer neuen E-Speed 420/90 Spritzgießmaschine mit integriertem In-Mould-Labeling (IML) wurden vollständig automatisiert Margarinebecher im Spritzprägeprozess aus Polypropylen gefertigt. Die dabei anfallenden Label-Verschnittabfällen in Form von Regranulat  wurden dann auf einer Victory 460/80 Spritzgießmaschine zu Kegelverschlüssen verarbeitet.

Gemeinsamer Kraftakt notwendig

Nachhaltigkeit ist bereits in vielen Teilen und Bereichen unserer Gesellschaft angekommen. Und dennoch liegen noch einige Herausforderungen vor uns. Die Kunststoffindustrie nimmt dabei einen bedeutenden Part ein. Der CSO der Engel Gruppe appellierte deshalb an die Akteure der Branche, die Notwendigkeit „gemeinsam eine nachhaltige Kunststoffindustrie zu gestalten.“ Denn, so Steger: „Die Zukunft des Kunstoffs ist nachhaltig.“

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