In den Minuten des Kolumne-Schreibens endet der diesjährige „Qualitätsgipfel Kunststoff“ am SKZ in Würzburg. Die Themen: Rezyklateinsatz, Energieeffizienz und digitale Transformation. Wir konnten die Fragestellungen bei unseren Rundgängen mit den Besucherinnen und Besuchern bestens präsentieren: Im Compoundiertechnikum verarbeitete der Doppelschneckenextruder gerade „Post-Consumer-Rezyklat mit hoher Verunreinigung olfaktorisch wirksamer Stoffe“. Mittels Schleppmitteln in der Schmelze werden diese Komponenten zu einem hohen Maße durch die angepasste Entgasung entfernt. Beim Anfahren des Prozesses wird dennoch allen Beteiligten klar, dass Rezyklatverarbeitung nicht nur für die Maschine, sondern auch für den daran arbeitenden Menschen mit ganz besonderen Herausforderungen verbunden ist. Die Führungen durch die „Digitale Fabrik“ mit ihren neuen Büroräumen und Technika zeigen unsere Umgebung für das Nachdenken und Forschen zu den Aufgaben der Energieeffizienz und Transformation – auch im Bereich digitaler Lösungen, um vorhandene Rezyklate schnell und zielsicher in die Anwendungen zu vermitteln. Auf den Parkplätzen vor dem neuen SKZ-Eingang sind alle Ladesäulen für die E-Mobilität belegt. Benedikt Sommerhoff von der DGQ in Frankfurt öffnet die gedanklichen Möglichkeiten, das eigene Qualitätsmanagement einem vielleicht nötigen Wandel zu unterziehen.
Das Eco-Design von heute liefert uns nicht die Rezyklate, von denen in 15 bis 20 Jahren nur ein Bruchteil zurückkommt.
Eine wichtige Aufbruchstimmung
Das Rennen um den Rezyklateinsatz ist in vollem Gange. Quoten, Herkunft und Einsatzbereiche werden in der nächsten Zukunft seitens der EU festgelegt und in Gesetzte überführt. Die verarbeitende Industrie wird dabei gehörig in die Pflicht genommen. Werden keine Lösungen angeboten oder Kompromisse erzielt, könnte der, so Michael Weigelt von Tecpart, „delegierte Rechtsakt“ greifen – eine Europäische Gesetzgebung über die Einwände der beteiligten Industrien hinweg. Eine solche wäre das Schlusswort zu einer eigentlich noch laufenden Verhandlung. Unvereinbare Forderungen sieht der Kunststoff-Expertenkreis schon heute. Die aus dem Verbrauchermarkt zurückkommenden Produkte sollen mit festen Quoten in Verpackungen für Lebensmittel oder Kosmetika werkstofflich wieder eingesetzt werden. Noch mit dem Geruch der Technikumsmaschine in der Nase wird über Migrationsprüfungen, Polymerkettenlängen und hoch definierte Produktionsprozesse mit minimalen Zykluszeiten diskutiert. Es wird unmissverständlich klar: Sobald der offene, unkontrollierbare Raum der Konsumenten, also der „business to customer“-Markt betroffen ist, potenzieren sich alle Schwierigkeiten bei der Wiederverwendung von Kunststoffen. Gegen die Fülle der hier wirkenden Einflüsse sind die produktionsinternen Rezyklatströme wie Angüsse und Anfahrbutzen vergleichsweise handlich und einschätzbar. Das Eco-Design von heute liefert uns natürlich nicht die Rezyklate für die unmittelbare Wiederverwendung. Im übertragenen Sinne gibt es aber immer zwei gute Zeiten, einen Baum zu pflanzen: die beste ist „vor 20 Jahren“, die zweitbeste ist „heute“. Der gemeinsame Appell ist: Bleiben Sie als verarbeitendes Unternehmen mit den Forschungseinrichtungen, Verbänden und Interessensvertretungen im Gespräch! Die Materialverantwortung und -verfügbarkeit liegt bei Ihnen.
Quelle: SKZ