Strand mit viel Plastikmüll.

Wohin Kunststoffe auf keinen Fall gehören: Eine Meeresbucht in Vietnam, Dezember 2022. (Bild: Christopher Pommer/SKZ)

Mann mit dunklem Hemd, Bart und Brille.
Dr.-Ing. Michael Bosse ist Gruppenleiter Materialentwicklung am SKZ in Würzburg. (Bild: SKZ)

Kunststoffe spielen in Verpackungen all ihre guten Eigenschaften aus: Sie sind leicht, vielseitig, flexibel, robust, sicher und kostengünstig. Sie erlauben hohe Wertschöpfungen und erweisen sich in der Verarbeitung als gutmütig. Erst wenn es um die Fragen nach alternativen Typen, Wiederverwendung oder problematischem Verbleib geht (wie in der eigentlich traumhaft schönen Meeresbucht in Vietnam), wird die „Lösung Kunststoff“ selbst zur Aufgabenstellung. Die Verpackungsindustrie wird mit diesen Fragen verstärkt konfrontiert und das nicht nur, weil die leichten Verpackungsprodukte oben schwimmen und den sichtbaren Teil vom „OceanPlastics“ ausmachen. Nachhaltige Verpackungen müssen her! Kosten sind zwar ein wesentlicher, aber nur ein Aspekt. Produktverantwortung inklusive Registrierung, Lebensmittel- oder Medienkontakt, Sicherheit, Permeabilität, Shelf-life, Akzeptanz und Nachhaltigkeit zu erfüllen, macht die Verpackungstechnik zu einem großen und immer anspruchsvollen Feld für Innovationen. Nicht nur im gemeinsamen Seminar „Umweltgerechte Verpackungen“ von SKZ und Innoform wurde diskutiert, ob technisch jahrelang ausgereifte, werkstofflich hoch komplexe und ultradünne Mehrschichtfolien überhaupt jemals aus mechanischem Rezyklat hergestellt werden können. Recycling und nachwachsende Rohstoffe sind dennoch die Kernthemen der Nachhaltigkeitsbetrachtung von Verpackungen.
Am SKZ leiten wir daraus industrienahe Forschungsthemen ab, wie zum Beispiel COPPA: Eine offene und skalierbare Circular Collaboration Plattform für nachhaltige Lebensmittelverpackungen aus Kunststoff (BMEL 281A707A20) oder bIR-Mark: Identifikation von Rezyklateinsatzpotenzialen durch Analyse allgemeiner Normen und herstellerspezifischer Anforderungen (DBU 37823/01-31).

Zitat

Kunststoffverpackungen sind beides: Lösung und Aufgabenstellung.

Dr. Michael Bosse

Mehrweg: „to go“ oder „No-Go“?

Die Qualität der Stoffströme von post-consumer Material zu verbessern, ist das Ziel zahlreicher weiterer Bemühungen. Hier werden alle Register der Analysen, Verfahrenstechnik und IT gezogen: automatische Erkennung, Ausschleusung von Störstoffen, Filtration, Schleppmitteleinsatz und digitale Zuordnung der Stoffströme und Materialien. Im IGF-Projekt „PlastIQ“ übernehmen KI-gesteuerte Systeme die Prognose und die Verwertungssteuerung von Kunststoffabfällen (Bayerisches Staatsministerium WLE, DIK0316/01). Alle Bemühungen um einen „perfekten Kreislauf“ werden dennoch die Entropie nicht austricksen können. Alterung, Verschmutzung und Verschleiß schränken das Potenzial zur Wiederverwendung früher oder später unausweichlich ein. Die Alternative „chemisches Recycling“ sorgt für reichlich Diskussionsstoff. Politische Forderungen, gesellschaftliche Akzeptanz, Markt, Ökonomie und Ökologie sollen am besten gleichzeitig und umfassend in einem einzigen technischen Prozess abgebildet werden. Dabei wird an Kunststoffen im Moment etwas erprobt, das es in der „linearen Wirtschaft“ so noch nie gegeben hat: Werkstoffe als Rohstoff, um Produkte im Kreis zu halten; und das auch noch mit einer mindestens neutralen Energiebilanz. Wenn wir die Vielzahl der Möglichkeiten ausprobieren, ohne vermeintliche Einzellösungen frühzeitig vom Tisch zu wischen, könnte ein „Kombicycling“ aus thermischer, chemischer und mechanischer Verfahrenstechnik interessante Ergebnisse erzielen. Wir sind dran!

Quelle: SKZ

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Unternehmen

SKZ – Das Kunststoff-Zentrum

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97076 Würzburg
Germany