Plastverarbeiter feiert Jubiläum: 20 Jahre Marktübersichten

(Bild: Benicce – Fotolia.com)

Ziel einer Fachzeitschrift ist es, ihren Leserinnen und Lesern die neuesten technischen Entwicklungen ihres Fachgebiets, wirtschaftliche Nachrichten und allgemeine Informationen aus ihrer Branche nahezubringen. Wie aber kann sie sich herausheben aus diesem Informationsangebot, das in dieser Form auch andere Publikationen bieten? Es muss also ein Alleinstellungsmerkmal her. Diese Überlegungen führten Mitte der 90er Jahre zu dem Plan, Marktübersichten über die wichtigsten Bereiche der Kunststoffverarbeitung zu erstellen und den Lesern in besonderer Form zukommen zu lassen.

Nun sind Marktübersichten auch dann schon als solche zu bezeichnen, wenn sie Firmen auflisten und die von diesen gelieferten Produkte und einige kennzeichnende Daten angefügt sind. Technisch versierten Menschen aber muss mehr geboten werden, wenn ihr Interesse geweckt werden soll. Mit dieser Vorgabe wurde 1995 begonnen, Marktübersichten zu konzipieren, die ins Detail gehen und den Leserinnen und Lesern die Möglichkeit geben, Maschinen, Geräte und Anlagen in einem ersten Schritt auszuwählen, bevor sie Angebote einholen. Beim Erstellen der dazu erforderlichen Pflichtenhefte sollten die Marktübersichten helfen.

Aus der Marktübersicht Rapid Prototyping wurde die Marktübersicht 3D-Druck und additive Fertigung: Die Technik gilt nun als Produktionsverfahren (Bildquelle: Stratasys, Arburg, Opiliones)

Aus der Marktübersicht Rapid Prototyping wurde die Marktübersicht 3D-Druck und additive Fertigung: Die Technik gilt nun als Produktionsverfahren (Bildquelle: Stratasys, Arburg, Opiliones)

Produktphilosophie im Mittelpunkt

Die Inhalte der Marktübersichten sollten also mehr als Firmennamen, deren Produkte und einige Daten auflisten. Vor allem sollte die bei der Produktentwicklung maßgebende Philosophie erkennbar sein. Neben vorgesehenen Verwendungsmöglichkeiten, Größen, der Leistungsfähigkeit und vielem mehr mussten die Funktion und der zu erwartende Service erkennbar sein. Diese Angaben sollten die Hersteller und Lieferanten selbst beisteuern. Damit dies möglich wurde und sich die in den Marktübersichten präsentierten Daten vergleichen ließen, waren Angaben erforderlich, die sich letztlich in Fragebögen wiederfanden. Die Firmen wurden gebeten, mit diesen die ihre Produkte betreffenden Angaben mitzuteilen.

Aus „Blick in den Markt“ wird „Marktübersicht“

Der Begriff Marktübersicht suggeriert, dass der jeweilige Marktbereich darin lückenlos zu überblicken ist. Dieser Idealfall stellt sich aber nur ein, wenn alle auf dem Markt aktiven Firmen dieses Bereichs sich auch tatsächlich beteiligen. Da dies zumindest anfänglich nicht zu erwarten war, sollte der Titel der Rubrik nicht erfüllbare Vorstellungen und Erwartungen erst gar nicht aufkommen lassen. Anfänglich zu erwarten war also nur ein eingeschränkter Blick in den jeweiligen Markt. Mit dieser Erkenntnis war der Titel „Blick in den Markt“ geboren. Er versprach keine allumfassende Auflistung, wohl aber eine fundierte Darstellung.

Die Themen

Mit Heft 1 des Jahrgangs 47 im Jahr 1996 sollten die Marktübersichten starten. Der erste Blick in den Markt erschient zum Thema Förderanlagen. In Ausgabe 2 und 3 folgten die Spritzgießmaschinen und Extrusionsanlagen. Der Redaktionsplan für dieses Jahr wies erstmals die Liste der „Blicke in den Markt“ auf, deren Themen waren außer den genannten:

  • Handhabung
  • Prüfgeräte
  • Temperiergeräte
  • Mühlen/Zerkleinerungsanlagen
  • TPE
  • Dosieren und Mischen
  • Normalien und Heißkanäle
  • Rapid Prototyping
  • Farbbatches

In dieser Reihenfolge erschienen die Themen in den Ausgaben Januar bis Dezember. Die meisten existieren noch heute, manchmal in abgewandelter und/oder erweiterter Form.

(Bildquelle: PSG, Synventive, Meusburger, Wema)

Die Marktübersichten Heißkanäle und Normalien werden zwar stets parallel aktualisiert. Dennoch existieren sie als eigenständige Einheiten. (Bildquelle: PSG, Synventive, Meusburger, Wema)

Erster Lackmustest auf der K 1995

Auf der K 1995 ergab sich die Gelegenheit, diese Themen mit Firmenvertretern zu diskutieren. Der Autor erinnert sich an eines dieser Gespräche, in dessen Verlauf von der vorgesehenen detaillierten Auflistung der Produktdaten abgeraten wurde. Den Firmen ging es vor allem um die Mitteilung ihrer Kontaktdaten. Im Aufführen von technischen Details ihrer Maschinen und Geräte dagegen sahen manche zunächst keinen Mehrwert. Die im Sinne der Leser geplante ins Detail gehende Darstellung wurde dennoch realisiert – und der spätere Erfolg gab den Initiatoren Recht. Auch dieser Darstellungsart reserviert gegenüberstehende Firmen waren später darum bemüht, vertreten zu sein und die Angaben stets zu aktualisieren.

Die Datenerfassung: von Papier zum Internet

Der Versand der meist vierseitigen Fragebögen erfolgte anfangs mit Anschreiben per Post. Monatlich wurden so Stapel an Briefen auf den Weg gebracht mit der Bitte um Rücksendung der ausgefüllten Fragebögen innerhalb einer für die Bearbeitung ausreichenden Zeit von vier Wochen.

Den Themen des ersten Jahres folgten in den kommenden Jahren weitere wie PPS (Produktions-Planung und –Steuerung), Schweißen und Kleben, Rohstoffdistributoren, Bedrucken, Beschriften und Prägen, Farbmessgeräte, Trockner, Oberflächenbearbeitung und –gestaltung, Kältetechnik, Warmformen, ERP und MES, Formenbau, Lasertechnik, 3D-Druck und die Unterteilung der Extrusion in die für verschiedene Produkte geeignete Anlagen. Einige dieser Themen standen nur ein einziges Mal auf der Agenda, andere zur Aktualisierung in jedem Jahr seit dem Start der „Blicke in den Markt“. Die Auswahl der Themen oblag dem Verlag.

Im Laufe der Jahre passte der Autor die Bearbeitung der Marktübersichten an die technischen Gegebenheiten an. Statt der Übersendung handschriftlich erstellter Tabellen, die in der Druckerei mühsam gesetzt werden mussten, erwartete die Redaktion schon bald – wohl auch aus Kostengründen – die Lieferung der Tabellen als Excel-Dateien. Für das Aktualisieren der Marktübersichten war dies zudem für alle Beteiligten vorteilhaft. Der anfängliche Postversand wurde durch E-Mail-Versand der Aktualisierungsanfragen ersetzt, denen die firmenbezogenen Datei-Auszüge problemlos anzufügen waren. Heute erfolgt die gesamte Korrespondenz elektronisch.

Die Marktübersicht Roboter und Handhabungssysteme gehört zu den am schnellsten wachsenden. Die Automatisierung der Prozesse schreitet eben unermüdlich voran. Bildquelle: Arburg, Wittmann Battenfeld, Krauss Maffei, Engel)

Die Marktübersicht Roboter und Handhabungssysteme gehört zu den am schnellsten wachsenden. Die Automatisierung der Prozesse schreitet eben unermüdlich voran. Bildquelle: Arburg, Wittmann Battenfeld, Krauss Maffei, Engel)

Aktuelle Entwicklungstrends zusammengefasst

Die Tabellen und Anmerkungen zu den Marktübersichten wurden durch einen begleitenden Text ergänzt. Diesen nutzte der Autor anfänglich, um die Angaben in den Tabellen zu erläutern und vorrangig auf die Produktphilosophie einzugehen. Um bei Wiederholungen eines Themas Neues berichten zu können, wurde schon im ersten Jahr eine Ergänzung des Fragebogens vorgenommen, indem nach Entwicklungstrends im Fachgebiet gefragt wurde. Diese Trendberichte sind bis heute der wesentliche Inhalt der begleitenden Texte.

Statt archivieren einfach online abrufen

Vergleichbarkeit von Daten erfordert Übersichtlichkeit. So bot sich zur Wiedergabe der Firmendaten die tabellarische Darstellung an. Da dem Autor keine Begrenzung der Datenmenge vorgegeben war, ergaben sich Tabellen-Ausmaße, die mehrere Seiten der Zeitschrift umfassten. Um diese zusammenhängend wiedergeben zu können, wurde die Form eines eingehefteten Leporellos gewählt mit sechs oder acht ineinander gefalteten Seiten. Versehen mit einem erläuternden Text stellten diese Einhefter einen in sich geschlossenen Bereich der Zeitschrift dar, der sich, wie glaubhaft berichtet wurde, häufig durch Heraustrennen zum ständigen Arbeitsmittel entwickelte. Heute ist dieses ordnerfüllende Archivieren der Marktübersichten nicht mehr nötig. An dessen Stelle sind die Digitalen Marktübersichten getreten, die stets griffbereit und immer aktuell zur Verfügung stehen.


Bildergalerie – 3D-Drucker: Maschinen und Geräte für die additive Fertigung

Der Autor

Professor Dr. Werner Hoffmanns, dem Autor der Trendberichte, kam zugute, dass er vorausgehend mehrere Jahre als Schriftleiter einer Fachzeitschrift für den Bereich Kunststoff-Verarbeitungsmaschinen und -Geräte verantwortlich war. Durch seine Ingenieurausbildung brachte er das dazu erforderliche Fachwissen mit. Eine mehrjährige Tätigkeit als Betriebsleiter eines größeren Kunststoff-verarbeitenden Betriebs vermittelte darüber hinaus die Erfahrung hinsichtlich des Informationsbedarfs der in dieser Branche Beschäftigten.

ist freier Mitarbeiter des Plastverarbeiter. office@hoffmanns-texte.de

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