Emtelle gehört zu den Global Playern in der Telekommunikationsbranche und stellt weltweit rohrgebundene Netzwerklösungen sowie einblasbare Mikro- und Minikabel her. Das Unternehmen entwickelt und produziert Kunststoffrohre sowie blasbare Glasfaserkabel. Stetig erweitert es sein Produktspektrum, etwa in seinem dänischen Werk in Sønder Felding, wo heute auch Druckrohre für den Wassertransport hergestellt werden. Um alle Aufträge seiner Kunden möglichst rasch, aber ohne Lagerhaltung abzuwickeln, entschied sich der Rohrhersteller für den Kauf einer FDC-Rohrlinie (Fast Dimension Change, dt. schneller Dimensionswechsel) von Battenfeld-Cincinnati Germany, Bad Oeynhausen, die eine vorhandene, weniger flexible Linie ersetzte. Seit rund einem Jahr betreibt der Kunststoffverarbeiter in seinem Produktionswerk in Dänemark die Extrusionslinie mit der er Vier-Schicht-Rohre in einem Durchmesserbereich von 200 bis 800 mm gemäß SDR-Klassifizierung (DIN 8074) sowie Sondergrößen herstellt – und das bei kurzen Umstellzeiten und geringen Abfallmengen.
Bei der Rohrlinie handelt es sich um eine Vier-Schicht-Coextrusionsanlage mit vier Extrudern und einem Co-Extruder für Farbstreifen, zu der zwei FDC-Kalibrierhülsen und eine FDC-Nachfolge gehören. So lässt sich ein Dimensionsbereich von 200 bis 800 mm mit einer Linie abdecken. Die kleinere der automatisch arbeitenden Kalibrierhülsen deckt den Durchmesserbereich von 200 bis 355 mm ab, die größere den Bereich von 400 bis 630 mm. Der Bereich von 710 bis 800 mm lässt sich mithilfe von Standard-Kalibrierhülsen abdecken.
Verstellbare Kalibrierhülsen ermöglichen nahtlosen Dimensionswechsel
„Im Gegensatz zu Wettbewerbsprodukten bestehen unsere Kalibrierhülsen aus einem zylinderförmigen, gerollten Blech, das in seiner Form einer konventionellen Kalibrierung sehr nahekommt. Die Rohrdimension lässt sich ohne Anlagenstopp verstellen, und zwar vollautomatisch. Mit unseren Kalibrierhülsen sind sowohl Standard- als auch Sondergrößen herstellbar und das nicht nur in Bezug auf den Außendurchmesser, sondern auch in Bezug auf die Wanddicke, die zum Beispiel zwischen 6,3 und 57,2 mm variieren kann“, erklärt Brigitte Diekhaus, Projektverantwortliche bei Battenfeld-Cincinnati.
„Der vollautomatische Dimensionswechsel war für uns sehr wichtig, da wir immer mehr Kunden haben, die Sondergrößen fordern, beispielsweise Kappenrohre. Diese müssen bei einem vergleichsweise großen Außendurchmesser eine sehr geringe Wandstärke haben“, fügt Kenn Byllemos, COO von Emtelle, hinzu. „Für die Umstellung auf eine andere Rohrdimension brauchen wir in der Praxis höchstens 20 Minuten und der Umbau auf einen anderen Automatikbereich zum Beispiel von 200 bis 355 mm auf 400 bis 630 mm ist in einer Schicht zu bewältigen. Ein weiterer entscheidender Vorteil ist, dass bei der Dimensionsumstellung nur eine sehr geringe Menge an Abfall produziert wird“, fügt er hinzu.
Emtelle
Das Unternehmen beschäftigt 350 Mitarbeiter und unterhält Produktionsstätten in Schottland und Dänemark sowie weitere Niederlassungen in 67 Ländern. Neben der Telekommunikationsbranche in Europa, Asien und Amerika ist Emtelle auch in weiteren Bereichen tätig. Hierzu gehören Wasserversorgungsrohre für Skandinavien, Bewässerungsrohre für Indien sowie Stromversorgungslösungen und Intelligente Transportsysteme (Intelligent Transport System (ITS)) für Auto- und Eisenbahnen in Großbritannien.
Extrudersteuerung sorgt für automatisches Anpassen aller Komponenten
„Wir benötigen bei einem Farbwechsel, der bei laufender Rohrproduktion durchgeführt wird, eine Schrottmenge von weniger als 500 kg“, unterstreicht Diekhaus. Um dies zu erreichen, arbeitet die Linie im Anschluss an den Rohrkopf mit einem verstellbaren Massespalt anstelle einer Düse-Dorn-Kombination, die bei einem Dimensionswechsel getauscht werden müsste. In diesen verstellbaren Massespalt ist für ein besseres Farbwechselverhalten ein Radialverteiler für die Außenschicht integriert, sodass Farbwechsel schnell und mit relativ geringen Materialmengen zum Spülen des Außenschichtkanals durchgeführt werden können.
Für den automatischen Dimensionswechsel und damit die hohe Flexibilität der Gesamtanlage sorgen schließlich auch die FDC-Nachfolgeeinheiten. Der Vakuumtank arbeitet mit einer Rohrunterstützung über 180° des Rohrumfangs und lässt sich stufenlos über den gesamten Dimensionsbereich ohne Umbauten einstellen. Gleiches gilt für die Abzugs- und Schneidvorrichtung, die ebenfalls automatisch bei einem Dimensionswechsel anpassbar sind.
In enger Kooperation zwischen dem Verarbeiter und dem Maschinenbauer ist es gelungen, den Abzug so zu gestalten, dass es bei Sonderrohren mit geringen Wandstärken nicht zu einer Verformung kommt. Der Hersteller hat die Extrudersteuerung zudem so erweitert, dass alle Komponenten per Knopfdruck umgestellt werden.